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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Sattel zu sitzen. Er bewegte das Rad wie einen Roller, indem er einen Fuß auf das Pedal stellte und sich mit dem anderen vom Boden abstieß. Bis zur Holzbrücke über die Sauer war es nicht weit. Dort stieg Lorenz ab und schob das Rad. Auf beiden Seiten der Brücke brannten Laternen. In der Mitte der Brücke schaute er sich nach allen Seiten um. Mit einem Ruck wuchtete er das Rad über das Holzgeländer. Es klatschte in den Fluss. Als letztes wurde der Sattel von der schnell fließenden Sauer verschluckt.
    *
    Ein Motor wurde angelassen. Gleichzeitig hörte Walde ein surrendes Geräusch. Es musste ganz nah sein. Als der Motor aufheulte und ein Wagen sich mit leicht durchdrehenden Reifen entfernte, war wieder das surrende Geräusch zu hören. Wahrscheinlich war es der elektrische Antrieb eines Garagentores. Das Auto fuhr weg. Ob es der Einsilbige aus dem Garten war? Walde lauschte. Im Haus blieb es ruhig.
    Er versuchte sich aufzusetzen. In seiner rechten Schläfe pochte ein stechender Schmerz. Er ließ sich zurücksinken und bettete den Kopf so sanft wie möglich auf einen Arm. Walde fror am ganzen Körper und rollte sich zitternd zusammen. Es roch nach Abgasen. Sobald das Hämmern im Kopf ein wenig nachließ, machte er einen erneuten Versuch, sich ein wenig aufzurichten. Ganz bedächtig rutschte er auf den Schultern vorwärts. Mit den Beinen und einem Arm schob er sich Zentimeter für Zentimeter, den Kopf weiter in der Armbeuge geschützt, über den Betonboden.
    Der Raum war schmal und klein. Walde tastete nach und nach die Wände ab. Auf einer Seite befand sich ein niedriges Mäuerchen. Er zog sich daran hoch. Ihm wurde übel. Er erbrach sich über die Mauer.
    In dem schwachen Lichtschein, der durch einen Schacht einfiel, erkannte Walde die hochbauchigen Umrisse von drei Öltanks. Mit dem ausgestreckten Arm konnte er sie berühren. Auf sein Klopfen gaben sie einen hellen Ton von sich. Sie schienen leer zu sein.
    An der gegenüberliegenden Wand sah er eine Metalltür. Walde hatte nicht mehr die Kraft, bis zur Türklinke zu gelangen. Er rollte sich wieder auf dem Boden zusammen und fiel in einen traumlosen Schlaf.
    *
    Erst spät in der Nacht kehrte Lorenz zurück. Im manipulierten Autoradio hatte er den Polizeifunk eingestellt. Belanglosigkeiten, Randalierer, Kneipenschlägereien, Unfälle, nichts war dabei, was ihn interessierte. Belangloses auszusondern, hatte er gelernt. Früher war er oft monatelang mit nichts anderem beschäftigt, als Funknetze – meist in russischer Sprache – abzuhören und zu sondieren.
    Eine halbe Stunde beobachtete er das Haus, bevor er die letzten Meter hoch fuhr und den Wagen in die Garage stellte. Schon zwei Leute hatten ihn gefunden. Die Chance, dass es noch mehr wurden, stieg. Seit Tagen hatte er nach Einbruch der Dunkelheit kein Licht mehr angeschaltet.
    Lorenz schlich in den Keller und lauschte an der Stahltür zum Ölbunker. Er schaute lieber nicht nach, um der Gefahr einer Überrumpelung zu entgehen. Er hätte den Mann fesseln sollen! War der Eindringling noch ohnmächtig, oder war er, wie sein Vorgänger, schon tot? Lorenz konnte nicht mehr lange in diesem Haus bleiben.
    Oben war noch ein wenig Glut im Ofen. Lorenz schichtete Holz darauf und machte es sich auf der Couch bequem. Doch heute schafften es nicht einmal das Flackern des Feuers und die wohlige Wärme, die sich bald ausbreitete, ihn schläfrig zu machen.
    Er zog Parka und hohe Schuhe an, steckte sich eine Taschenlampe ein und holte den Klappspaten aus der Garage.
    Der Himmel war sternenklar. Der abnehmende Mond sank gen Westen. Lorenz ging in zügigem Tempo bergan. Im Wald hatte er zuerst Schwierigkeiten, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Bald war er wieder mit der Situation vertraut. Er orientierte sich zusätzlich an der Beschaffenheit des Bodens und am Licht des Mondes. Manche Stellen erkannte er allein am Geruch wieder. Weniger als eine Stunde brauchte er bis zur Lichtung mit den umgestürzten Buchenstämmen. Hier verließ Lorenz den Weg und kletterte den Hang hoch. Die Wurzeln der umgestürzten Bäume reckten wie drohende Ungeheuer ihre Arme in die Höhe. Es raschelte im Laub. Lorenz zuckte zusammen. Der Wind frischte auf und rauschte in den Kronen der Bäume, die den Sturm überstanden hatten.
    Lorenz entschied sich für eines der am weitesten vom Weg entfernten Löcher. Der darüber aufragende Wurzelballen schien für sein Vorhaben geeignet zu sein. Er schraubte den Stiel des Spatens fest und hob eine Grube aus.

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