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Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Titel: Solang die Welt noch schläft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Schon schossen ihr die Tränen in die Augen.
    »Hinsetzen, alle drei! Und keine Berührungen, das ist verboten«, sagte die Wärterin mit drohender Stimme, dann verließ sie den Raum.
    »Was ist mit deinen Händen passiert? Du blutest ja!«, rief Clara entsetzt, kaum dass sie sich niedergelassen hatten.
    Schamvoll versteckte Josefine ihre Hände unter dem Tisch. »Das ist noch vom Unfall …«
    »Aber … Solche Wunden können sich schnell entzünden, du musst sie dringend versorgen lassen.« Erschüttert schaute Clara von ihr zu Isabelle, die mit eher unbeteiligter Miene dasaß.
    »Alles halb so schlimm«, winkte Jo ab. »Ich freu mich so, dass ihr gekommen seid.« Erneut spürte sie einen dicken Kloß im Hals.
    »War nicht einfach, das kannst du mir glauben. Mein Vater ist wütend wie ein Stier. Das ganze Morgenmahl über hatte er nur ein Thema – dich und den Schaden, den du angerichtet hast. Wenn er wüsste, dass ich dich besuche …«
    Jo senkte den Kopf. »Ich … ich könnte im Erdboden versinken, wenn ich daran denke, was ich getan habe. Ich war so dumm …«
    »Deine Einsicht kommt leider zu spät«, sagte Isabelle in einem so eisigen Ton, dass Jo erschrocken aufschaute.
    »Isabelle meint das nicht so«, ging Clara eilig dazwischen und schüttelte unwirsch den Kopf.
    »Wie geht es dir? Behandeln sie dich gut? Wann darfst du wieder raus? Noch vor Weihnachten? Besuche sind hier eigentlich gar nicht erlaubt, haben wir vom Wachmann vorn am Tor erfahren. Wer weiß, ob wir noch einmal herkommen können …«
    Wussten die Freundinnen denn nicht, dass ihre Strafe ganze drei Jahre betrug? »Sie haben mich –«, hob Jo an, brach dann aber ab. »Das wird man sehen«, schob sie statt der Wahrheit in so leichtem Ton wie möglich nach. Nicht daran denken. Nicht davon sprechen. Vielleicht würde sie dann aus diesem Alptraum erwachen. Um einen Themenwechsel bemüht, sagte sie: »Clara, stimmt es wirklich, dass euer alter Hausarzt Doktor Fritsche gestorben ist? Als ich meine Mutter nach dem Unfall bat, ihn zu holen, hat sie es mir gesagt. Seltsam, ich habe das gar nicht mitbekommen.«
    »Wundert dich das? Du hattest ja nur noch deine Passion im Kopf«, erwiderte Isabelle, woraufhin Clara ihr einen kleinen Stoß in die Rippen versetzte.
    »Josefine war doch so gut wie nie krank – so ungewöhnlich ist es also nicht, dass sie nichts von Doktor Fritsches Ableben mitbekommen hat. Ich hingegen wusste schon am selben Tag Bescheid …«, erzählte Clara mit tragikomischer Miene.
    »Er war bis zuletzt Stammgast bei euch zu Hause, nicht wahr? Deiner Mutter wäre es wahrscheinlich am liebsten gewesen, wenn du den alten Fritsche geheiratet hättest, dann hätte sie bei jedem deiner Hustenanfälle gleich einen Arzt im Haus gehabt. Erinnert ihr euch, wie wir deswegen herumgealbert haben? Das waren noch Zeiten …« Schmunzelnd schaute Isabelle die beiden anderen an.
    »Herumgealbert? Ihr habt euch über mich lustig gemacht«, erwiderte Clara mit gespieltem Entsetzen.
    Die drei jungen Frauen lachten, und einen Moment lang stellte sich die alte Vertrautheit zwischen ihnen wieder ein.
    »Hier, die ist für dich«, sagte Clara und reichte Josefine eine Tafel Schokolade.
    Wenn Adele die sieht …, dachte Josefine. »Danke. Aber ich bestehe darauf, dass wir sie uns schwesterlich teilen«, sagte sie bestimmt. Als sie sich an der Verpackung zu schaffen machte, brannten ihre Hände wie Feuer.
    »Seit Doktor Fritsche tot ist, betrachten die Leute im Viertel meinen Vater als Ersatzarzt«, sagte Clara und schob sich ein Stück Schokolade in den Mund. »Und er kümmert sich auch brav um jedes Zipperlein. Aus diesem Grund lässt er es sogar zu, dass ich ihm bei der Arzneimittelherstellung helfe. Auch wenn das bedeutet, dass ich täglich bis spätabends im Labor bin.«
    Josefine schaute die Freundin liebevoll an. »Jetzt tu nicht so, als ob das eine Qual für dich wäre. Für dich gibt es doch nichts Schöneres, als irgendeine Creme anzurühren.«
    »Oder Kräuter zu zermörsern«, fügte Isabelle hinzu.
    Clara lachte gutmütig. »Ihr habt mich ertappt!«
    Während ihr Geplänkel hin und her ging, spürte Jo eine plötzliche Bewunderung für die schöne Apothekertochter in sich aufsteigen. Seit Clara vor Jahren ihrem Vater einmal beim Seifesieden hatte helfen dürfen, stand für sie fest, was sie in ihrem Leben machen wollte: in der väterlichen Apotheke mitarbeiten! Sophie Berg, die eine solche Arbeit als unter der Würde ihrer Tochter

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