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Solange am Himmel Sterne stehen

Solange am Himmel Sterne stehen

Titel: Solange am Himmel Sterne stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Harmel
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rasch wieder fort, als sie bemerkte, wie ihre Mutter sie voller Neugier stirnrunzelnd ansah. Sie würde es nicht mehr lange vor ihnen verbergen können, und dann würden sie es wissen. Würden sie ihr verzeihen? Würden sie es verstehen? Rose nahm es nicht an.
    Sie wünschte, sie könnte ihnen die Wahrheit sagen. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Es würde alles nur noch komplizierter machen. Bevor sie irgendetwas unternahm, musste sie sie retten.
    »Rose«, sagte ihr Vater einen Augenblick später. Er stand auf und ging hinüber zu dem Platz, wo sie saß. Er kniete sich neben sie, wie er es früher getan hatte, als sie ein kleines Mädchen war. In diesem Augenblick erinnerte sie sich, wie geduldig er mit ihr gewesen war, als er ihr beigebracht hatte, sich die Schuhe selbst zuzubinden, wie er sie getröstet hatte, als sie sich das erste Mal das Knie aufgeschlagen hatte, wie er sie in die Wangen gekniffen hatte, als sie noch ganz klein war, und sie ma filfille en sucre , mein kleines Zuckermädchen, genannt hatte. »Wir werden tun, was sie sagen. Wenn wir uns an die Vorschriften halten, wird alles gut werden.«
    Sie sah ihm in die Augen, und in diesem Augenblick wusste sie, dass er seine Meinung nie ändern würde. Deshalb schluchzte sie, denn sie hatte ihn bereits verloren. Sie hatte sie alle bereits verloren.
    Als Jacob später an jenem Abend kam, um sie abzuholen, war sie nicht bereit. Wie könnte sie je bereit sein? Sie starrte in seine golden gesprenkelten grünen Augen, die sie immer an ein Zaubermeer erinnert hatten, und dachte, wie sie sich für immer darin verlieren könnte. Ihre eigenen Augen füllten sich mit heißen, brennenden Tränen, als sie begriff, dass sie vielleicht nie wieder auf diesen Meeren segeln würde.
    »Rose, wir müssen gehen«, flüsterte er eindringlich. Er nahm sie in die Arme und versuchte ihr Schluchzen mit seinem Körper zu dämpfen.
    »Aber wie kann ich meine Familie verlassen, Jacob?«, flüsterte sie an seiner Brust.
    »Du musst, meine Liebe«, sagte er. »Du musst unser Baby retten.«
    Sie sah zu ihm hoch. Sie wusste, dass er recht hatte. Auch er hatte Tränen in den Augen. »Wirst du versuchen, meine Familie zu beschützen?«, fragte sie.
    »Mit jeder Zelle meines Seins«, schwor Jacob. »Aber zuerst muss ich dich beschützen.«
    Bevor sie gingen, schlüpfte sie in das Zimmer, das Alain und Claude sich teilten. Claude schlief tief und fest, aber Alain war hellwach.
    »Du gehst jetzt, Rose, stimmt’s?«, flüsterte Alain, als sie näher kam.
    Sie setzte sich zu ihm auf die Bettkante. »Ja, mein Lieber«, flüsterte sie. »Wirst du mit uns mitkommen?«
    »Ich muss bei Maman und Papa bleiben«, sagte Alain nach kurzem Zögern. »Vielleicht haben sie ja doch recht.«
    »Das haben sie nicht«, sagte Rose.
    Alain nickte. »Ich weiß«, flüsterte er. Er schwieg einen Augenblick und schlang dann die Arme um sie. »Ich liebe dich, Rose«, flüsterte er.
    »Ich dich auch, mein kleiner Mann.« Sie drückte ihn fest an sich. Sie wusste, dass Alain nicht verstand, warum sie ihn verließ. Sie wusste, dass es für ihn so aussehen musste, als würde sie Jacob den Vorzug vor ihrer eigenen Familie geben. Aber sie konnte ihm nichts von dem Kind sagen, das in ihr heranwuchs. Er war elf, zu jung, um es zu verstehen. Sie hoffte, eines Tages würde er begreifen, dass sie sich fühlte, als werde ihr Herz entzweigerissen.
    Eine halbe Stunde später führte Jacob sie durch eine Gasse, wo sein Freund Jean Michel, der der Widerstandsbewegung angehörte, vor einem verdunkelten Hauseingang wartete.
    Jean Michel küsste Rose zur Begrüßung auf beide Wangen. »Du bist sehr tapfer, Rose«, sagte er schlicht.
    »Ich bin nicht tapfer; ich habe Angst«, erwiderte sie. Sie wollte nicht für tapfer gehalten werden. Zu glauben, es sei tapfer, ihre Familie zurückzulassen, war absurd. In diesem Augenblick fühlte sie sich wie der schlechteste Mensch auf der Welt.
    »Könntest du uns vielleicht einen Augenblick allein lassen?«, fragte Jacob Jean Michel.
    Jean Michel nickte. »Aber bitte schnell. Wir haben nicht viel Zeit.« Er schlüpfte in den Hauseingang, ließ Rose und Jacob allein im Dunkeln zurück.
    »Du tust das Richtige«, flüsterte Jacob.
    »So kommt es mir nicht mehr vor«, sagte Rose. Sie holte einmal tief Luft. »Bist du ganz sicher? Was diese Razzia betrifft?«
    Jacob nickte. »Ich bin mir sicher. Sie beginnt in ein paar Stunden, Rose.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Was ist bloß aus

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