Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
doch auch du sagen? Und wofür brauche ich Zeit? Gruß, Lea.“
Diese Frau ist mir wirklich ein Rätsel. Natürlich hat der Austausch, so wie sie unser Gespräch nennt, wunderbar geklappt, aber er war ziemlich komisch, wenn man bedenkt, dass sie mich einmal geliebt hat. Was hat es nur mit diesem Erlington auf sich? Ich kann mich nicht erinnern. Nun habe ich mir letztes Mal auch schon nichts anmerken lassen und setze dieses Spiel, ob ich Erlington kenne oder nicht, fort.
„Hallo Lea, danke für deine Antwort. Unser ‚Austausch‘ hat gut geklappt, das ist wahr. Eben vielleicht ein wenig zurückhaltend. So habe ich es zumindest empfunden. Also mit Erlington ist so weit alles okay. Und Lea, wirklich, nur weil du mir noch fremd bist, musst du mich nicht förmlich ansprechen. Es kommt mir sehr komisch vor, wenn du mich nicht duzt, bedenkt man, was zwischen uns gewesen sein könnte. Ich denke an dich und freue mich auf dich … Bye.“
Seit gestern Abend hat sie nicht mehr per E-Mail geantwortet. Dann gehe ich davon aus, dass ich Lea heute Abend sehen werde. Um 20 Uhr werde ich sie, wie ausgemacht, bei ihr zu Hause abholen. Ich hoffe, dass ich wieder diese starken Gefühle zu ihr haben werde, auch jenseits unseres E-Mail-Kontaktes.
„Hallo“, sage ich mit nervöser Stimme, als Lea die Haustüre öffnet und mich empfängt. Sie trägt eine legere Bluse und eine Jeanshose. Sie hat sich ein wenig geschminkt und es sieht so aus, als hätte sie sich, ein wenig zumindest, schick gemacht. Ich glaube, dass sie sehr enttäuscht sein muss, weil ich sie vergessen habe. Denn es macht überhaupt nicht den Anschein, dass sie sich freut, mich zu sehen. Sie empfängt mich, als wäre ich ein Fremder, was ich ja auch bin, wenn ich nicht wüsste, dass uns eine Geschichte verbindet, die nur sie kennt und ich nicht – noch nicht.
„Hallo“, sagt sie und lächelt ungläubig.
„Dass Sie, ich meine du, wirklich gekommen bist“, sagt sie und kann es irgendwie nicht fassen.
„Aber natürlich. Ich habe in einer Pension nicht weit von hier auf diesen Abend gewartet. Normalerweise hätte ich in Vancouver sein müssen, aber es ist mir wirklich ernst“, erkläre ich ihr und hoffe, dass sie mein Bemühen schätzt. Stattdessen schaut sie mich mit leeren Blicken und geöffnetem Mund an. „Das ist mal eine Sensation“, sagt sie und bittet mich herein.
Nun sitze ich an ihrem Küchentisch, während sie ihre Schuhe anzieht und ihre Handtasche aus dem Zimmer nebenan holt. „Nun, dann gehen wir“, sagt sie in einem Ton, als wäre ich ihr Kind, das sie zum Fußballspielen begleitet.
„Ich habe mich informiert und habe gehört, dass einige Kilometer von hier ein gutes Feinschmeckerrestaurant sein soll. Denvers heißt es. Vielleicht kennst du es sogar“, schlage ich ihr vor.
„Denvers, ja, das Restaurant kenne ich. Wieso eigentlich nicht, ich war schon ewig nicht mehr dort.“
„Bitteschön“, sage ich, als ich ihr die Beifahrertüre öffne und sie bitte einzusteigen.
„Vielen Dank“, entgegnet sie mir in einem amüsierten Tonfall. „Ist es dir wirklich recht, dass ich dich heute ausführe?“, frage ich, da mir ihr Verhalten immer noch suspekt ist.
„Also, ja. Es ist zwar wirklich außergewöhnlich, aber wieso sollten wir nicht gemeinsam essen gehen. Das ist schon gut so. Hast du mit Erlington gesprochen?“, fragt sie mich.
„Worüber?“, möchte ich wissen und spüre, wie mir die Luft zum Atmen knapp wird.
„Na, darüber, dass er in Zukunft die Verkupplungsgeschichten lassen soll.“
„Ach so, dieses Thema. Ich werde das noch machen“, sage ich schnell und frage mich, was sie wohl nur meint. Irgendwie muss ich herausbekommen, wer dieser Erlington ist.
„Schon okay, ich sehe ihn morgen sowieso und sage ihm meine Meinung“, erklärt sie mir und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, weshalb ich mit den Achseln zucke.
Bei Denvers angekommen, bitte ich sie, sich einen Tisch auszusuchen. Es kommt mir so vor, als würde ich mit einer völlig fremden Frau ausgehen, und es kommt mir auch so vor, als würde sie mit einem völlig fremden Mann ausgehen. Mein Gefühl stimmt nach wie vor nicht mit dem Gefühl überein, das ich ihr während unseres E-Mail-Verkehrs entgegengebracht habe.
„Hör mal, ich habe es ernst gemeint, als ich dir mitteilte, dass du, wenn du nichts mit mir zu tun haben möchtest, mir das bitte sagst. Oder falls du noch ein wenig Zeit brauchst. Es ist alles …“
„Das hast du mir
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