Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
die Reinigung. An der Kasse geht alles ziemlich schnell. Heute scheint nicht viel los zu sein. Prompt erhalte ich die Nummern für meine Kleidungsstücke und schon verabschiede ich mich. Beim Herausgehen stecke ich meine Belege in die Tasche. Ein Beleg muss mir wohl gerade herausgefallen sein, da einer auf dem Boden liegt. Fast hätte ich ihn übersehen. Endlich möchte ich gehen, als ein Mitarbeiter fragt, ob ich etwas Bestimmtes auf dem Boden suchen würde. Ich bleibe stehen und frage mich, ob er meinen heruntergefallenen Beleg gemeint hat, den ich soeben aufgehoben habe. Als ich zu ihm blicke, meint er allerdings ganz jemand anderes. Irgendeine Person sitzt scheinbar hinter dem Regal auf dem Boden, von der ich Schulter und Haare ein wenig sehen kann. Diese Person gibt nicht einmal eine Antwort, so dass der Mitarbeiter und ich uns verdutzt ansehen. Schulterzuckend beschließe ich dann aber zu gehen.
Bevor ich wieder zurück ins Büro fahre, werde ich noch ein Passfoto von mir machen lassen. Ein aktuelles Bild ist das Beste und gleich nach Feierabend werde ich wieder in Marcos Bar gehen. Davor aber durchstöbere ich den Wohnungsmarkt.
Eine 2-Zimmer-Wohnung 20 km von hier. Eine 1-Zimmer-Wohnung gleich um die Ecke, aber stark renovierungsbedürftig. Nein danke. Hier ist eine 1,5-Zimmer-Wohnung ohne Küche. Irgendwie scheint nichts dabei zu sein. Da ist noch eine Wohnung kürzlich wieder frei geworden: Eine 3-Zimmer-Wohnung, ungefähr 15 km von hier. Mal schauen, was hier genauer geschrieben steht: Wohnung in gutem Zustand. 2. Obergeschoss. Nachmieter erst seit einer Woche in der Wohnung, sucht aber wieder einen Nachmieter wegen einer Änderung privater Pläne. Das hört sich gut an.
Wieder sitze ich in Marcos Bar und warte schon den ganzen Abend auf die Frau, die ich schon so lange suche. Es ist 0:52 Uhr und bald schließt die Bar. Ich möchte einfach nicht gehen, möchte am liebsten Tag und Nacht hier sitzen bleiben, bis ich sie wieder sehe.
„Noch ein Bier, bitte.“
„Entschuldigen Sie, aber wir schließen gleich. Außerdem ist es vielleicht besser, wenn Sie jetzt nach Hause gehen“, meint Marco, der Kellner.
„Aber wieso? Ein paar Minuten habe ich doch noch.“
„Die Bar schließt jetzt und ich glaube, sechs Bier reichen Ihnen auch.“
„Hören Sie, es ist ja wohl meine Sache …“
„Ja, ja, es ist Ihre Sache, seit Tagen sitzen Sie nun schon hier und betrinken sich. Es geht mich ja nichts an und eigentlich müsste ich froh sein, einen neuen Stammgast zu haben, aber Sie tun das alles wegen dieser Frau? Sie haben mir doch das Foto gegeben und sobald ich die in Betracht kommenden Frauen sehe, zeige ich es ihnen. Dazu müssen Sie nicht hier warten, sonst wäre die Idee mit dem Foto ja sinnlos gewesen.“ Er hat Recht, allmählich komme ich mir vor wie ein Narr.
Welch ein Glück, ich kann morgen früh die ausgeschriebene 3-Zimmer-Wohnung besichtigen, denn so schnell wie möglich möchte ich ausziehen. Ich halte diese vorwurfsvollen Blicke von Sarah jeden Abend, wenn ich viel zu spät nach Hause komme, nicht mehr aus. Dieser gezwungen gerichtete Frühstückstisch morgens mit dem aufgesetzten Lächeln von Sarah und das förmliche „Guten Morgen, Schatz“ von ihr kann ich einfach nicht mehr ertragen.
Die Wohnung ist perfekt. 3 Zimmer, mehr brauche ich nicht. Eine Garage und einen Balkon. Sarah wäre das alles viel zu wenig und zu schlicht. Zum ersten Mal muss ich nicht mehr an ihr Leben denken und mich mit ihren Vorstellungen auseinandersetzen. Der alte Nachmieter und der Vermieter sind beide zu dem Vorstellungstermin erschienen.
„Ich nehme sie“, sage ich, ohne zu zögern.
„So schnell? Ohne einmal darüber zu schlafen?“, fragt mich der Vermieter.
„Ja bitte, haben Sie den Mietvertrag bei sich?“, frage ich.
Er gibt ihn mir, damit ich einen Blick darauf werfen kann. Beim Überfliegen gleiten meine Blicke an einem Namen vorbei, den ich schon einmal gelesen habe. Vormieter: Lea Aurelius.
„Entschuldigen Sie. Lea Aurelius hat hier gewohnt?“, frage ich.
„Ja, sie hat vor Herrn Derek Schweitzer hier gewohnt. Aus Beziehungsgründen hat sie sich eine neue Wohnung gesucht. Kennen Sie sie?“
„Äh, ja, sozusagen.“
Was für ein Zufall. Vielleicht begegne ich dieser Lea Aurelius ja irgendwann einmal. Ich höre von ihr, ich lese von ihr, ich stehe in meiner Mittagspause vor ihrer Wohnung. Na bestimmt ergibt es sich mal.
„Wann können Sie einziehen, Herr Hillings?“
„So schnell wie
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