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Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)

Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)

Titel: Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Albicker
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für ein paar Minuten in ihrer Kabine Platz nehme?“
    „Oh, das ist durchaus kein Problem.“
    Und so habe ich doch noch eine Begleitung. Allmählich habe ich schon daran gezweifelt, wie ich auf die Leute wirken muss. Sie sieht gut aus. Ein wenig schüchtern, aber irgendwie süß. Kaum traut sie sich, mir in die Augen zu schauen, geschweige denn mit mir zu reden. Jetzt holt sie ihren Terminkalender heraus und kritzelt irgendwas darin herum. Okay, ich habe verstanden. Sie möchte nicht oder traut sich nicht. Dann mach du mal so, als hättest du gerade Wichtiges zu tun. Erneut lege ich meinen Kopf zurück und möchte die nächsten Minuten noch ein wenig genießen. Währenddessen höre ich, wie die Frau wie wild in ihrem Kalender kritzelt. Es scheint sehr wichtig zu sein, was sie da macht. Das fordert mich direkt auf, ganz vorsichtig zu blinzeln. Sie bemerkt nicht, dass ich sie jetzt sehe. Aber irgendwie scheint mein rechter Fuß genauso interessant zu sein wie das, was sie da zeichnet. Zeichnet sie etwa meinen Schuh ab? Das gibt es ja nicht. Diese Frau ist nicht nur schüchtern, sie ist auch irre. Okay, ich spiele mit. Ein wenig lasse ich dich noch zeichnen. Und jetzt, ganz langsam, löse ich meine übereinandergeschlagenen Beine. Aha, sie beobachtet meinen Schuh. Langsam hebt sie ihren Blick, der sich mit dem meinen kreuzt. Ich kann kaum das Lachen verbergen, es ist zu köstlich. Ihrem Blick weiche ich nicht aus. Sie aber weicht auch nicht dem meinen aus. Vielleicht ist sie doch nicht so schüchtern, wie ich zuerst dachte. Ich bin gespannt, wie lange sie das durchhält. Ihre Augen sind wunderschön, hellblau. Je länger ich ihr in die Augen schaue, umso mehr habe ich das Gefühl, ich schwimme weit draußen im Meer. Jetzt wird es mir ein wenig unangenehm und ich muss unweigerlich an Sarah denken. Was mache ich da bloß? Plötzlich fällt ihr der Stift aus der Hand, der direkt neben meinen Schuhen landet. Was für ein Glück. Das lockert die Situation etwas auf. Trotzdem schaffe ich es nicht, sie aus den Augen zu lassen. Während sie den Stift holt, schaut sie noch mal zu mir hoch. Jetzt hat sie bemerkt, dass ich sie immer noch anstarre. Nun setzt sie sich sofort wieder gerade hin und blickt aus dem Fenster. Was bin ich nur für ein Idiot. Als sie plötzlich voller Eifer der vorbeifliegenden Landschaft hinterherschaut, wage ich einen kurzen Blick auf ihre Beine, die sie übereinandergeschlagen hat und die entblößt vor mir liegen, da sie einen Jeansrock trägt. Diese Frau sieht verdammt gut aus. Ich sollte damit aufhören und meine Sinne wieder sammeln. Auf einmal springt diese Frau hoch und meint, sie hätte irgendwo ihre Brieftasche verloren und rennt aus der Kabine. Weg ist sie. Das ist auch besser so. Noch etwas verwirrt, begebe ich mich wieder in meine Position und lege den Kopf zurück, als sich die Kabinentür erneut öffnet und der Schaffner vor mir steht. „Fahrkarte bitte.“ Ich zeige sie ihm und sogleich ist es 15:23 Uhr. In einigen Sekunden erreichen wir den nächsten Halt und ich steige aus.

Kapitel 3
    Diese heiße, mich umschlingende Geborgenheit, die ich gerade zwischen Schaumkronen genieße, löst mich vollends von diesem anstrengenden Tag. Dieser Mann, der heute im Zug gegenüber von mir saß, schwirrt mir ständig im Kopf umher. Ich weiß zwar nicht mehr genau, wie er ausgesehen hat, aber an seine meerblauen Augen kann ich mich gut erinnern. Ich sehe sie noch richtig vor mir. Auch kommt immer wieder dieses ungute Gefühl wegen dieser peinlichen Situation in mir hoch. Und am Schluss renne ich auch noch, wie von einem Reptil gebissen, aus dem Abteil. Ganz tief lasse ich mich ins Badewasser hineinsinken, bis ich ganz untergetaucht bin. Genau das hätte ich heute Mittag am liebsten gemacht. Aber was soll’s. Schnell wieder alles vergessen. Er kennt mich nicht und wird mich auch nicht wieder sehen. Am liebsten würde ich nicht mehr hochkommen. Es ist so warm, so still und irgendwie ist in diesem Augenblick alles egal, was draußen passiert. Jetzt halte ich es nicht mehr aus – ich brauche Luft. Schwupps bin ich wieder oben. Sogleich wird es ganz kalt, dort, wo ich eben noch von Wärme umhüllt war. Wie soll es bloß weitergehen? Ich muss aus dieser Wohnung raus. Weg von allem, das mich an Daniel erinnert. Muss mich wieder als Künstlerin anbieten, sonst stehe ich mit meiner Miete noch mehr im Rückstand. Von meinem Morgenmantel kuschelig eingehüllt, lasse ich mich auf die Couch fallen. „Lea, du

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