Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
wirklich gut. Wohin wollen wir etwas trinken gehen?“, frage ich und dabei verdreht Anna ihre Augen. Sie merkt, dass es mir nur darum ging wegzugehen und nicht um das Theaterstück. Es wird immer enger, weil es plötzlich alle eilig haben, hier rauszukommen. Ich könnte platzen und in diesem Moment drückt mich irgendjemand fast auf den Boden.
„Sag mal, geht es noch?“, schreie ich wie wild um mich. „Entschuldigen Sie bitte. Ich bin selbst fast erdrückt worden.“ Jetzt schaue ich diese Person an, während augenblicklich meine Hände zu zittern beginnen und ich meine Stimme nicht mehr im Griff habe. Es ist wieder der Mann aus dem Zug. Nicht schon wieder. Jetzt erkennt auch er mich.
„Oh, Sie sind es“, sagt er.
Ich bekomme kein Wort heraus und starre ihn nur an. Nach einer Weile bringe ich zögernd ein „Ja“ heraus. Bestimmt denkt er, dass ich irgendwelche Störungen habe. Nun geht er schneller an mir vorbei, weil er mit seiner Begleitung eine Lücke gefunden hat. Doch er dreht sich noch einmal um und zwinkert mir zu. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und habe das Gefühl, als würde ich meinen Verstand verlieren.
„Lea, komm schon. Beweg dich, sonst sind wir noch morgen hier“, ruft Anna.
„Ja doch, ich beeile mich schon.“
„Einen Martini bitte.“
„Kommt sofort, schöne Frau, sagt Marco, der charmante Kellner. Ich mag ihn sehr. Das ist auch der Grund, warum wir öfter in diese Bar gehen. Er ist sehr zuvorkommend und stets bemüht, mich zum Lachen zu bringen. Einige Male hatte er versucht, mich rumzukriegen. Aber Marco ist nicht mein Typ, auch wenn er sehr gut aussieht. Viele Frauen würden Schlange stehen, um so einen wie ihn zu bekommen. Er tut mir einfach gut, aber meine Gefühle reichen leider nicht aus, um mich in ihn zu verlieben. Außerdem muss ich ständig an diesen fremden Mann mit den meeresblauen Augen denken. Er geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Zudem bringt er mich dazu, nicht mehr an Daniel zu denken. Seither ist Daniel wie ausgelöscht. Am liebsten würde ich ihn sofort sehen. Plötzlich merke ich, dass ich ja gar nichts von ihm weiß. Ich weiß nicht, wo er wohnt, was er macht und nicht einmal seinen Namen. Es war ein Zufall, dass ich ihn noch mal gesehen habe. Womöglich werde ich ihn nie wieder sehen. Wieso habe ich ihn nicht einmal nach seinem Namen gefragt? Aber wie hätte ich auch können? Er hatte eine Frau, vielleicht seine Frau, dabei. Wenn er verheiratet ist, dann habe ich sowieso keine Chance. Aber wieso hat er mich so angesehen? Hat er vielleicht auch so gefühlt wie ich?
„Lea, ich beobachte dich nun schon die ganze Zeit. Wo bist du mit deinen Gedanken? Bei Daniel sicherlich nicht, sonst hättest du kein Lächeln im Gesicht. Hast du etwa schon einen Neuen?“
Diese Frage trifft mich wie ein Schlag.
„Nein, wo denkst du auch hin! Ich und einen Neuen. Zuerst muss ich das mit Daniel abhaken und außerdem habe ich gerade genug Probleme.“
„Aha“, ist das Einzige, was Anna darauf sagt, wobei sie sich ein Grinsen verkneift.
Kapitel 4
Wie immer ist es im „Little Ben“ überfüllt. Wir können uns kaum bewegen und so, wie es aussieht, werden wir auch keinen freien Platz finden.
„Katner, ich glaube, das wird heute nichts. Es ist zu voll“, sage ich laut. Doch Katner geht nicht darauf ein. In Ordnung, wir suchen weiter. Es ist jetzt 19:24 Uhr und ich hoffe, dass der Abend nicht allzu lange dauert.
„Noah, komm, hier drüben ist was frei, wir setzen uns einfach zu denen. Für uns ist noch Platz.“
Oh nein, jetzt überrumpelt er auch noch fremde Leute, die bestimmt unter sich bleiben wollen.
„Hier ist sicher noch Platz für zwei“, sagt er plump zu den drei Leuten, die jetzt verdutzt dasitzen. Katner setzt sich und zerrt mich neben sich auf einen Stuhl.
„Hallo“, sage ich verlegen in die Runde hinein.
„Hallo“, kommt nach einem längerem Zögern zurück, und dieses „Hallo“ hörte sich sehr verärgert an.
„Katner, komm, wir suchen uns einen andern Platz oder gehen einfach in ein anderes Lokal.“
„Das kommt gar nicht in Frage. Aus und basta. Kellner? Wo bleiben Sie denn? Geht das nicht etwas schneller?“
Es ist jedes Mal das Gleiche mit ihm. Überall, wo wir sind, sorgt er für peinliche Situationen. Ich sitze mittlerweile mit gebeugter Haltung am Tisch und würde mich am liebsten verstecken.
„Ja, bitte? Entschuldigen Sie, aber es sind noch mehr Gäste hier“, sagt der Kellner, der außer Atem den Weg zu uns gefunden
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