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Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Titel: Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sedlatzek-Müller
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rechnet er mir, während er sein Magazin aufmunitioniert, vor, was wir nicht sowieso alles schon zu tragen hätten, mehr Munition bedeute auch mehr Gewicht. Wir schleppten doch jetzt schon viel zu viel. Allein die Bristolwesten mit den Keramik-Aramid-Platten wögen schon 15 Kilo. Wenn man noch den Genitalschutz dran festmache, seien es sogar 18 Kilo. Sowieso müsse man nicht schießen. Mir hingegen wäre das zusätzliche Gewicht von weiteren 60 Patronen eine angenehme Last
    gewesen.
    Es dauert zwei weitere Tage, bis unsere Fahrzeuge, die auf dem Seeweg von Deutschland hierhertransportiert werden, im Lager eintreffen. Wir akklimatisieren uns währenddessen. Das Feldlager ist sehr modern ausgestattet. Besonders angenehm überrascht bin ich von der Feldküche. Allein die Frühstücksbuffets sind so vielfältig mit frischen Lebensmitteln angerichtet wie die, die ich selbst als Koch vor inzwischen mehr als einem Jahr aufgebaut habe. Am Morgen des dritten Tages setzen wir unseren Weg in den Kosovo fort. Ich soll einen der Zweitonner fahren. Oberstabsgefreiter Malcom begleitet mich und übernimmt aus der Dachluke herausspähend mit seinem G36unsere Sicherung gegen etwaige Angriffe. Meine Begeisterung darüber, ihn als Beifahrer zu haben, hält sich in Grenzen. Malcom ist zwar ein sehr versierter Soldat, aber leider auch in seiner Freizeit sehr auf Kampf gebürstet. Wenn er gelangweilt ist, bricht er gerne mal aus heiterem Himmel einen Streit vom Zaun. Ich habe ihn einige Male in Aktion gesehen, wenn wir ein Dorffest in der Umgebung unserer Kaserne besuchten. Er war bei jeder handfesten Auseinandersetzung mittendrin und selbst die kräftigsten Männer blieben regungslos auf dem Boden liegen, wenn er auch nur ein Mal zuschlug. Trotz seiner hünenhaften, muskelschweren Statur ist er ein sehr schneller und ausdauernder Läufer. Da sein Vater, wie ich hörte, ein Afroamerikaner und Soldat in der US-Army ist, hat Malcom eine dunkle Hautfarbe, abgesehen von seinem linken Handrücken. Der wird von einer tiefen purpurroten Narbe verunziert. Als man ihm nämlich sagte, dass er wegen einer Tätowierung auf der Hand nicht weiter verpflichtet werden würde, schüttete er sich kurz entschlossen Schießpulver aus einer Patronenhülse darauf und brannte sie aus. Er trägt das Einzelkämpferabzeichen auf der Uniform, was unter Mannschaftsdienstgraden eine große Ausnahme ist. Außerdem gehört er zu den äußerst wenigen Freifallspringern der Brigade, die im Gegensatz zu den normalen Fallschirmspringern in kleinen Gruppen aus großer Höhe mit einem Matratzenschirm statt der Rundkappe abgesetzt werden, um unentdeckt in ein Gebiet einfliegen zu können. Das kommt, weil er schon vor meiner Dienstzeit einer sogenannten Bravokompanie angehörte, einem Vorläufer des Kommandos Spezialkräfte. Wohin ihm der Wechsel als Mannschaftssoldat allerdings versperrt ist.
    Wir fahren im Konvoi mit einer Marschgeschwindigkeit von maximal 50km/h und rechnen damit, in etwas mehr als drei Stunden Prizren zu erreichen. Die Fahrzeuge des Bataillons reihen sich in einer langen Schlange, deren Anfang und Ende nicht mehr zu überschauen sind. Die Kommunikation erfolgt über Funkgeräte und per Handzeichen. Es ist ein eigenartiges Gefühl, in einer völlig fremden Umgebung zu fahren, ohne eine Idee davon, wo man sich gerade befindet. Die wenigen topografischen Karten im Maßstab 1:50000verteilen sich auf die Führungsfahrzeuge. Stünde ich plötzlich allein hier, wäre ich ziemlich verloren. Ohne Zwischenhalt überqueren wir die Grenzstation. Je weiter wir ins Landesinnere des Kosovo gelangen, umso mehr wird sichtbar, dass hier noch vor Kurzem der Krieg getobt hat. Überall stehen von Kugeln durchsiebte Autos am Straßenrand. Wenn wir uns einer Ortschaft nähern, säumen immer mehr Fahrzeugwracks, Pferdegespanne, Handwagen und durchwühlte Koffer den Weg. Verwilderte Hunde suchen in diesem Chaos zwischen Müll und Minenwarnschildern nach etwas Essbarem. Die Häuser, an denen wir vorbeifahren, sind größtenteils ausgebrannt. Ein trostloses Bild. Die wenigen Menschen, die wir zu Gesicht bekommen, huschen in ihre Hausruinen, sobald sie uns sehen.
    Als wir gegen Mittag Prizren erreichen, werden wir offenbar bereits erwartet. Hunderte Menschen säumen die Straßen. Sie winken uns fröhlich zu und bejubeln unseren Einmarsch in die Stadt. Hübsch gekleidete junge Kosovarinnen werfen uns Blumen und Kusshände zu. Malcom, der mit dem Oberkörper aus der Dachluke des

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