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Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Titel: Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sedlatzek-Müller
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Hundezuges für den nächsten Lehrgang eingeplant, der beginne in vier Tagen. Da ich gerade vom MND-Lehrgang käme, sei ich bestimmt auch ohne Vorbereitung in der Lage, den Einzelkämpferlehrgang zu bestehen, habe ihm Hauptfeldwebel Festas versichert. Außerdem sei auch keine Zeit zu verlieren, da der Hundeführerlehrgang, für den ich eingeplant sei, bereits in zwei Monaten beginne. Ob ich ein Problem damit hätte, so kurzfristig an dem Lehrgang teilzunehmen? Selbstverständlich habe ich das nicht und sei es nur aus dem Grund, weil ich das in mich gesetzte Vertrauen meines neuen Zugführers nicht enttäuschen will.
    Nachdem ich alle Untersuchungen und Formalitäten hinter mich gebracht habe, bekomme ich einen speziellen Verpackungsplan, in dem mir haarklein vorgegeben wird, was ich zum Lehrgang mitzubringen habe. Gerade als ich meine Ausrüstung ausbreite und überprüfe, kommt Lancer den Flur entlang und wirft einen Blick in meine Stube. Mit einem Anflug von Ironie fragt er mich, ob ich verreisen wolle. Ich bleibe einsilbig, denn die Aussicht, bereits in vier Tagen an einem Lehrgang teilzunehmen, der als Härteschule der Bundeswehr gilt, macht mich nervös. Die Erzählungen derjenigen, die ihn hinter sich gebracht haben, spuken mir durch den Kopf. Bei ständigem Schlaf- und Nahrungsmangel absolviert man in kompletter Gefechtsmontur Gewaltmärsche durchs Gebirge, Abseilübungen bei Dunkelheit von einer Steilwand hinab – tiefe Brandnarben, die das Seil auf den Händen der Erzähler hinterlassen hat, zeugen von der Waghalsigkeit –, einen Mutsprung von einer 15 Meter hohen Staustufe in einen tiefen Wasserstrom hinunter. Die Ausfallquote von 40 Prozent gibt mir zu denken. Für viele Teilnehmer bedeuten schwere Verletzungen, etwa bei Nahkampfübungen und an einer speziellen Hindernisbahn, ein vorzeitiges Ende des Lehrgangs.
    Ich hoffe, diese Härteprobe, deren Ziel es ist, dich physisch und psychisch an die Grenzen zu bringen, gut zu bestehen. Die persönliche Leistungsgrenze liegt, wie mir seit der Grundausbildung bewusst ist, weit jenseits des Punkts, an dem man sie selbst vermutet. Wenn man glaubt, nicht mehr weitermachen zu können, habe man erst 80 Prozent seiner Leistungsfähigkeit erreicht, bekam ich bereits häufig zu hören. Das kann ich sogar bestätigen. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass man für die letzten 20 Prozent die weitaus meiste Kraft und Selbstüberwindung aufbringen muss. Auch dafür muss man regelmäßig trainieren. Ich bitte Lancer, mir beim Zusammenstellen der Ausrüstung zu helfen und dabei ein paar Details über den Lehrgang zu erzählen. Er beginnt mit einer Unterweisung darin, wie man den Rucksack für die Gewässerüberquerung am besten vorbereitet. Geschickt wickelt er den Rucksack wie ein Bonbon in eine besonders präparierte Zeltplane ein. Dabei erklärt er mir, wie wichtig es ist, gewissenhaft vorzugehen, damit man das ganze Zeltbahnpaket als Schwimmhilfe und Gewehrauflage nutzen kann.
    Den ganzen Tag verbringen wir damit, meine Ausrüstung zu optimieren. Statt nach Hause zu fahren, bleibt Lancer sogar am Wochenende mit mir in der Kaserne und nimmt sich viel Zeit dafür, mich auf die kommenden Wochen vorzubereiten. Was er mir über den Lehrgang erzählt, hört sich spannend an und klingt eher nach Begeisterung als Schrecken. Daher frage ich ihn direkt, ob der Lehrgang gar nicht so schlimm sei, wie man mir immer erzählt hat. »Nö, es ist ein bezahlter Abenteuerurlaub – anstrengend, aber schön«, antwortet er mir trocken. Das deckt sich überhaupt nicht mit dem, was ich sonst über den EK I gehört habe. Trotzdem bin ich beruhigt, denn eines ist offensichtlich – wenn dieser schlaksige Typ mit John-Lennon-Gedächtnisbrille und selbst gedrehten Zigaretten diesen Lehrgang bestanden hat, dann werde ich es auch mit Leichtigkeit schaffen.
    Lancers ruhige, gelassene Art gefällt mir. Ich bin überrascht, wie gewählt er sich ausdrückt, das bin ich bei der Bundeswehr nur von den Offizieren gewohnt. Ich soll so viel Wasser trinken wie nur möglich, sagt er mir. Er erzählt mir etwas vom »Overdrink«Prinzip der israelischen Piloten und anderen militärischen Techniken, von denen ich noch nie gehört habe. Ich frage mich, woher er sein ganzes Wissen hat. Er hat auch ganz einfache, praktische Tipps auf Lager. Vor allem an den freien Wochenenden sei es sinnvoll, sich zum Ausgleich der anstrengenden Woche wie im Urlaub zu verwöhnen und Energie zu tanken. Er rät mir davon ab,

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