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Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Titel: Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sedlatzek-Müller
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MND-Wettkampf antrainierten Muskeln
    sind schneller dahingeschmolzen, als mir lieb ist. Der Lohn ist das Abzeichen mit dem Eichenblatt. Es weist mich auf den ersten Blick für jeden sichtbar als erprobten Soldaten aus und verschafft mir Respekt und Ansehen unter meinen Kameraden.

DIENSTHUND IDOR
    Am 17. Oktober 2000 trete ich an der Diensthundeschule in Koblenz-Bubenheim den ersten Teil der Ausbildung an und mit mir meine neuen Kameraden im Hundezug: Milano, ein Halbitaliener, wie man an seinem Temperament leicht erkennen kann. Die Art, wie er redet, verrät, dass er aus der Richtung Ruhrpott kommt. Der gleichen Ecke entstammt Weile, er kommt aus Herne. Er ist selbst ein größerer Köter als jeder Hund, mit dem wir zu tun haben werden. Dann Bogst aus Cottbus, seine sächsische Art ist ein rotes Tuch für Milano. Loch, ein fußballbegeisterter Braunschweiger mit absoluter Loyalität für seinen Club. Er ist Soldat mit Leib und Seele, daher sollten wir uns eigentlich bestens verstehen, doch sein Hang zu kleinen Sticheleien geht mir oft gewaltig auf die Nerven. Dann noch Blume, der den Spitznamen »Hässlich« trägt. Ich weiß gar nicht, wie man ihn beschreiben könnte, einen Menschen wie ihn habe ich noch nie erlebt. Er ist wie ich ein Kind der DDR. Aber seine großspurige, unverfrorene Art versetzt mich wie jeden anderen aus unserem Bataillon immer wieder in schieres Erstaunen. Und dann ist da noch Lancer. Wir kennen uns ja bereits seit unserer Grundausbildung, doch die letzten Monate über hatten wir uns aus den Augen verloren. Wir waren in unterschiedlichen Kompanien und selbst im Kosovo an weit voneinander entfernten Orten im Einsatz.
    Wir kommen alle frisch aus dem Jahresurlaub und werden innerhalb der nächsten 14 Wochen die Ausbildung zum Sicherungsdiensthundeführer durchlaufen. Auf diesen Tag haben wir alle lange gewartet, für ihn haben wir uns reichlich geschunden. Ein Diensthundezug ist das, was in der Bundeswehrterminologie als »Spezialzug« bezeichnet wird. Die spezialisierten Züge sind so konzipiert, dass lange dienende Soldaten im Rang eines Mannschafters den Kern dieser Teileinheit bilden. Das hat für den »Dienstherrn«, also das Bundesministerium der Verteidigung, natürlich den Vorteil, dass er den Mannschaftssoldaten längst nicht so viel Sold zahlen muss wie einem Unteroffizier oder gar Offizier. Man hält es wohl für wirtschaftlicher, die Mannschafter alle paar Jahre zu ersetzen, statt sie als Berufssoldaten weiter zu verpflichten. Dazu muss man sagen, dass es für Mannschaftssoldaten nicht möglich ist, Berufssoldat zu werden. Wir in der Truppe können diese Milchmädchenrechnung nicht nachvollziehen. Bis er als Spezialist seinen Dienst im Auslandseinsatz versehen kann, hat jeder einzelne Mannschafter eine Ausbildung genossen, die die Kosten eines Hochschulabschlusses bei Weitem übersteigt. Allein die Ausbildung eines Kampfmittelspürhundes beziffert man mir gegenüber auf 40000 DM. Nur für den Hund!
    Doch bevor wir einen Hund zu Gesicht bekommen, müssen wir die Schulbank drücken. Uns werden Grundlagen zum Thema beigebracht. Es geht um die Wesenszüge, Sinnesleistungen und Triebarten des Hundes. Diese aus dem Effeff zu kennen, soll der Schlüssel zum Erfolg sein, denn wir werden unsere Tiere selbst zu Spezialhunden ausbilden, die die Geruchsmoleküle von über zwanzig Sprengstoffen erkennen oder einer Fußspur über viele Kilometer folgen können. Auf dem Plan steht zunächst Unterordnung und Schutzdienst. Bei der Unterordnung geht es schlicht um Gehorsam und Leinenführigkeit. Beim Schutzdienst soll der Hund lernen, auf Kommando zu beißen und auf Kommando auch abzulassen. Uns werden die verschiedenen Erziehungshilfen vorgestellt, vom Kettenwürgehalsband über das Stachelhalsband bis hin zum Teletakt, der per Fernbedienung Stromstöße an den Hund abgibt, ist alles im Repertoire. Lancer, der seit seiner Kindheit mit Hunden zu tun hat, sagt, dass es durchaus Alternativen zu diesen Geräten gibt. Die Ausbilder ignorieren diesen Einwand und fahren mit dem Unterricht fort.
    Drei Tage später ist es endlich so weit. Der große Moment, in dem wir unsere Hunde bekommen, steht bevor. Mit schnellen Schritten marschieren wir den Hügel zur Zwingeranlage hinauf, Lancer und ich vorneweg, die restliche Gruppe in Begleitung der Ausbilder hinterher. Wir sollen uns alle Tiere ansehen und dann vor dem Zwinger des Hundes stehen bleiben, der uns am besten gefällt. Würden wir uns nicht einig werden,

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