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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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sich in der Wanne auf. Sie sah Eva direkt an und fand erneut keine Worte. Eva warf ihr ein hilfloses Lächeln zu, auch sie wusste nicht, was sie in diesem Moment sagen sollte. Sie hatte Solvejg beruhigen wollen, doch gleichzeitig war ihr die Idee gekommen, Solvejg als Patientin bei sich wohnen zu lassen und hier zu behandeln. Das hatte einige Vorteile. Solvejg war keine einfache aber eine umgängliche Patientin. Sie neigte nicht zur Aggression oder zu Gefühlsausbrüchen, war selbstständig und geschickt in allem, was man ihr erklärte. Doch Eva hatte seit sie erwachsen war alleine gelebt und brauchte ihren Freiraum von Zeit zu Zeit. Eine andere Frau, die sich mit ihr Bad und Küche teilte, war auch für sie eine Herausforderung. Andererseits waren sie sich in diesem Punkt sehr ähnlich, und vielleicht konnte Eva deshalb so gut Solvejgs Gefühle und Gedanken verstehen, weil sie ihren glichen.
    „Ich werde mit Dr. Kershin reden, ich kann dir nicht versprechen, dass du gleich hier bei mir bleiben kannst, aber wenn ich mit der Klinik alles geklärt habe, wohnst du bei mir.“ Eva wunderte sich über ihre eigene Sicherheit.
    „Wie lange muss ich im Wasser bleiben?“, erkundigte sich Solvejg.
    „Bis dir wieder warm ist. Ich gebe dir dann etwas Trockenes zum Anziehen. Bleib noch einen Moment im Wasser, ich spreche mit Kershin.“
    Der Comscreen flackerte zum dritten Mal an diesem Abend auf, und Eva schaltete dieses Mal die Videoverbindung auf. Kershin war früher am Tag überraschend nett zu ihr gewesen, vielleicht war das ihre Chance, ihn zu überzeugen. Zudem war er immer skeptisch gewesen, ob die Klinik sich um Fälle wie Solvejg kümmern sollte. Es war sicher nicht sein erstes Anliegen, sie um jedem Preis in der Klinik zu halten.

30 | BOIS DE BOULOGNE
     
    Sequana hatte die Villa nicht sofort gefunden. Der Wald um die Südspitze des Sees im Bois de Boulogne war verwildert und von dichten Büschen und Sträuchern durchzogen. Vor Jahrzehnten verlief dort eine stark befahrene Straße in die westlichen Vororte. Doch die war schon lange vor Sequanas Entstehung gesperrt und aufgerissen worden. Sequana wusste nicht warum, doch die südlichen zwei Drittel der großen Anlage waren jahrelang Sperrgebiet des Militärs gewesen, um schließlich ungenutzt zu verwildern. Und während im kleineren Nordteil des Parks ein großer Golfplatz und Park für die Eliten der Stadt eröffnet worden war, hatte man hier im Süden das Gefühl, draußen in der Wildnis zu sein.
    Der Regen hatte unterdessen aufgehört, doch für Sequana machte das keinen großen Unterschied. Der Wald um sie herum war wie durchtränkt. Wan immer der Wind etwas auffrischte regnete es aus den gewölbten Blättern der hohen Baumkronen. Kniehohes Gras und Buschwerk hatten ihre Hosenbeine durchnässt und ließen den Jeansstoff schwer werden. Immerhin hielten ihre Stiefel dicht. Sie hatte die Villa schließlich ein Stück östlich des südlichen Seeufers gefunden. Sie stand auf einer kleinen Anhöhe mitten im Wald. Ein einst asphaltierter Weg führte in einem leichten Bogen zum Haus hinauf. Witterung und Wurzelwerk hatten die Asphaltdecke jedoch über die Jahre gesprengt und zerrissen, hohes Gras wuchs dort, wo einst Autos fahren konnten. Immerhin machte es Sequana das Vorankommen dort einfacher als im Unterholz.
    Das Gebäude wirkte kalt, verlassen und abschreckend. Efeu und wilder Wein stritten um die Vorherrschaft an der Fassade, die Fensterscheiben waren zugerankt und blind. Nur vereinzelt waren zugezogene Gardinen zu erkennen, deren Weiß auch im Sonnenlicht kein überzeugendes Bild abgegeben hätte. Sequana hatte vermutet, dass dies die Villa war, in der Doignac und Bertrand Gallea ihr Projekt gestartet hatten, dem sie ihre Existenz zu verdanken hatte. Doch ihre vergrabenen Erinnerungen kamen erst zum Vorschein, als der Weg seitwärts um das Gebäude verlief, und sie die hölzerne Veranda sah. Auch diese war verfallen. Die Bodenbretter waren morsch und teilweise eingebrochen, und den dicken, mit Schnitzereien verzierten Eckbalken, die das Vordach trugen, war nicht mehr über den Weg zu trauen.
    Sequana fragte sich, ob ihre Informationen richtig waren. Sie hatte keine Zweifel, dass Gallea hier einmal gelebt hatte, doch davon, dass er nach dem Ende des Projekts vor über zwanzig Jahren noch einmal einen Fuß auf dieses Grundstück gesetzt hatte, fehlte jede Spur. Es schien überhaupt niemand mehr hier gewesen zu sein. Das hohe Gras, das die ganze Hügelkuppe um das

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