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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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und jetzt können sie Dembski nicht einmal
mehr zur Verantwortung ziehen.«
    »Woher genau kam dieser Winkeladvokat?«
    »Irgendwo aus der Düsseldorfer Gegend.«
    »Aha, haben Sie auch einen Namen?«
    »Warten Sie, wie hieß der Kerl doch gleich, der hatte so einen
holländischen Namen, van … van … ist ’ne Weile her. Van Ackeren, oder nein, van
Wateren, ich glaube, van Wateren war es.«
    Stamm nickte und machte sich eine Notiz. »Und das hatten Sie schon
damals herausgefunden?«
    Bach nickte lachend. »Das war wirklich nicht schwer. Die Sache war
so narrensicher, dass Dembski sich nicht einmal Mühe gegeben hat, etwas zu
verschleiern. Die in der Kreisverwaltung haben sich auf billigste Art und Weise
übers Ohr hauen lassen, weil sie von den Mechanismen der Marktwirtschaft
absolut nichts verstanden. Deshalb war Dembski ja überhaupt ins Geschäft
gekommen. Einer von der KoKo, der konnte es mit den Geschäftsleuten aus dem
Westen aufnehmen. Dieser Anwalt aus dem Westen hat dann den Vertrag aufgesetzt,
und Dembski hat dem Landrat empfohlen zu unterschreiben. So einfach war das.
Wenn man Dembskis Handschrift kannte, war es auch nicht schwer
dahinterzukommen. Was soll’s, heute will niemand mehr daran erinnert werden.
Dembski hat noch ein paar Jahre im Luxus gelebt – haben Sie sich eigentlich mal
sein Haus angesehen?« Stamm schüttelte den Kopf. »Na egal, schließlich musste
er doch noch fliehen, und dann hat ihn seine Strafe ja schnell ereilt.«
    »Wie ist es eigentlich dazu gekommen?«, fragte Stamm.
    »Frau Dr. Terlinden hat ihn wegen des Missbrauchs an seiner
Tochter angezeigt, und die Schlinge zog sich allmählich zu. Wahrscheinlich wäre
gar nichts passiert, wenn Angela sich erholt hätte. Aber es war leider nicht
so. Ein paar Monate, nachdem sie zu mir gekommen war, musste ich einsehen, dass
ich mit der Situation nicht fertig wurde. Es ging ihr gar nicht besser, sie
brauchte offensichtlich professionelle Hilfe. Leider ist sie zuerst an ein paar
Quacksalber geraten, die sie ganz falsch behandelt haben, sodass ihre Genesung
keine Fortschritte machte. Aber das kann Ihnen Frau Dr. Terlinden besser
erläutern als ich.«
    »Hat sie schon getan. Sie hat mir auch gesagt, dass die Übergriffe
auf Angela vermutlich in einer Jagdhütte hier in der Nähe passiert sind. Sie
kennen die Hütte, oder?«
    »Da unten im Wald ist so eine Hütte, aber ich weiß wirklich nicht,
ob das alles stimmt. Ich habe jedenfalls keine Hinweise gefunden, dass sich
dort etwas abgespielt hat.«
    »Ich habe, bevor ich zu Ihnen kam, noch einen Spaziergang in der
Gegend gemacht. Dabei bin ich im Wald auf eine Hütte gestoßen. Ich nehme an,
das ist diejenige, über die wir reden. Da war so ein unfreundlicher Waldschrat
mit Gewehr. Also, ich kann von Glück reden, dass der mich nicht erschossen
hat.«
    Bach lachte. »Der alte Lebzien. Der ist hier Förster und ein wenig
verschroben. Den hat noch Dembski hergeholt. Der war vorher auf der Insel Vilm
vor Rügen. Dort kümmerte er sich um die Jagddatschen der Bonzen. Heute ist Vilm
Naturschutzgebiet, die Datschen stehen aber noch, können mit Führer besichtigt
werden. Als es mit der DDR zu Ende ging, hat
Dembski ihm einen Job hier an der Müritz besorgt. Ja, der hat schon einen
leichten Hau weg. Er meint immer noch, er müsste sein Revier schützen wie einst
auf Vilm.«
    »Wohnt der dort unten in der Hütte?«, fragte Stamm.
    »Um Gottes willen, nein. Da kann keiner wohnen. Er hat wohl nur
gerade nach dem Rechten gesehen.«
    Stamm sah auf die Uhr und stand auf. »Ich hab gleich einen Termin in
der Klinik.« Ein Schatten legte sich über Bachs Miene. »Keine Sorge«, sagte
Stamm, während er ihm die Rechte entgegenstreckte. »Frau Dr. Terlinden
führt das Gespräch, ich höre nur zu.«
    Draußen sah Stamm erneut auf die Uhr. Es war erst Viertel nach zwölf.
Er hatte noch reichlich Zeit, wollte aber noch einmal einen Abstecher zur Hütte
machen. Er fand den Weg ohne Probleme, und diesmal ließ sich Herr Oberförster
Lebzien auch nicht blicken. Stamm umrundete die Hütte, ohne eigentlich zu
wissen, wonach er suchte. Die Tür war natürlich abgeschlossen. Und durch die
halb blinden Fenster konnte man nur einen kargen, großen Raum erkennen, in dem
ein Tisch mit mehreren Stühlen sowie zwei Feldbetten standen, nichts
Ungewöhnliches.
    Er machte sich auf den Rückweg. Kurz nachdem er den Wald verlassen
hatte, verzweigte sich der Pfad. Ein Weg führte links, der andere rechts um die
Eicheninsel auf

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