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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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Bundeskanzler, bei Konrad Adenauer, gewesen. Und so wird er auch gefragt, wie es denn beim deutschen Kanzler gewesen sei.
Und der Spätheimkehrer antwortet: »Es war großartig. Wirklich! Beeindruckend. Awa oid is er worden, der Hitler, schrecklich oid!«
     
    Adenauer war, als er 1949 Kanzler wurde, 73 Jahre alt, Hitler, als er 1945 in Berlin Selbstmord beging, 56 Jahre. Die Kontinuität der deutschen Geschichte, was dieser Witz auch impliziert, wurde personifiziert von Adenauers Staatssekretär Hans Globke, der im Kanzleramt an den Schalthebeln saß und vorher, 1936, immerhin die Kommentare zu den Nürnberger Gesetzen geschrieben hatte – also zu dem furchtbaren Ausgrenzungsgesetz, das die deutschen Juden betraf, »Rassenschande« unter Strafe stellte. Von der Bonner Regierung wurde sein Treiben so uminterpretiert, dass es aussah, als hätte er in seinem Amt »Schlimmeres verhütet«, eine Redensart, die als Exkulpation für aktive Nazis, die durch die Maschen der Entnazifizierungsgesetze der westlichen Alliierten gerutscht waren oder nach milden Strafen freikamen, in der öffentlichen Diskussion benutzt wurde.
    Später, in den 68 er Studentenrevolten lösten sich auch die Linken überraschend vom Tabu des Antisemitismus, den sie (nach Muster der kommunistischen Propaganda) als Antizionismus gegen Israel aufleben ließen.
    Eine Art grausige, witzige Bestätigung der gern das Palästinensertuch (»Palästinenser-Feudel«) tragenden RAF -Sympathisanten ereignete sich auf dem Mogadischu-Flug der »Landshut«, mit dem die Freipressung der Baader-Meinhof-Häftlinge in Stammheim 1977 erreicht werden sollte. Da wäre um ein Haar von den Palästinensern, die das Flugzeug gekapert hatten, eine Passagierin erschossen worden, die man als Jüdin identifizierte. Grund: Sie führte einen Montblanc-Füller bei sich, dessen Markenzeichen – den Stern auf der Kappe – die Terroristen als Davidstern missdeuteten.
    Die scheinbar neonazistischen Witze gegen die Juden haben oft eine satirische Tendenz gegen nazistische Borniertheit und Dummheit.
    Die Grundsituation des folgenden Witzes ist die (von den Rechten gern besetzte) Sage vom Kyffhäuser. Immer wenn es um Deutschland und die Idee des starken deutschen Nationalstaates schlecht steht, kommt die Kyffhäuser-Legende zum Tragen. Viele Rechte haben in den Jahren, in denen Deutschland darniederlag, also zum Beispiel in den nationalen Befreiungskriegen gegen Napoleon oder in den Jahren »nach Versailles« 1919 , die Kyffhäuser-Legende beschworen. Danach sitzt Friedrich Barbarossa, der bei einem Kreuzzug ertrunkene Stauferkaiser, schlafend und wartend im Kyffhäuser, in dem Thüringer Berg, und wartet darauf, von den Deutschen gerufen zu werden, um sie erneut zu alter Pracht und Größe zurückzuführen.
    Dieses historische Gefühl macht sich der folgende Witz zunutze.
     
    Neonazis kommen zum Kyffhäuser, wo der »Führer« verbittert sitzt, weil ihn seiner Meinung nach die Deutschen 1945 im Stich gelassen und verraten haben.
Die Neonazis beschwören Hitler: »Mein Führer, du musst aufwachen. Und uns befreien. Wieder die Führung übernehmen!«
»Nein«, grollt und schmollt Hitler im Berg. »Nein, ihr seid meiner nicht wert.«
    »Bitte, Führer, erhöre uns. Die Ausländer, vor allem die Türken, die Muslime erheben drohend ihr Haupt. Sie drohen, unser Volkstum zu verderben und zu zerstören!«
    »Nein«, grollt der Führer abermals und wendet sich verbittert ab.
»Bitte, bitte. Erlöse uns! Erwecke uns!« Die Neonazis werfen sich flehend zu Füßen des Bergschrats Adolf Hitler.
»Also gut«, murrt und knurrt der Führer. »Aber unter einer Bedingung: This time no nice guy.«
     
    Das Kuriose für mich ist, dass ich den Witz zum ersten Mal hörte, als Joachim Fests Buch Der Untergang (die Vorlage zu dem Eichinger-Film) noch nicht erschienen war. Ich las das Buch und fand darin zwei »Witze«, die Hitler sich in der surrealen Wirklichkeit der letzten Tage geleistet hatte.
     
    Der eine war ein Dialog mit Eva Braun, die er gerade geheiratet hatte.
     
    Ihr Schwager (wahrscheinlich auch ihr Liebhaber) hatte sich telefonisch bei ihr gemeldet. Der hohe SS -Führer Hermann Fegelein, Verbindungsoffizier im Führerbunker für den Reichsführer- SS Heinrich Himmler, war in Charlottenburg desertiert und in Zivil geflüchtet. Er wurde von einer SS -Streife erwischt, in den Bunker zurückgebracht und sollte dort nach einem schnellen Kriegsgerichtsurteil erschossen werden.
Eva Braun wandte

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