SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
die Tragweite meiner Reise und die Ereignisse der letzten Monate eingeholt haben. Erstaunlicherweise haben mich diese Gedanken aber nicht entmutigt. Ich empfand Stolz auf die Menschen, die mir bis hierher geholfen hatten. Und ich fühlte mich fast überwältigt, dachte: »Wow, das ist es jetzt!« Es ist so viel besser, als ich es mir je erträumt hatte. Natürlich würde ich noch einiges durchzustehen haben, aber ich wusste, dass wir es schaffen konnten. Schritt für Schritt. Wir befinden uns gerade zwischen Lord Howe und Norfolk Island.
… Heute Abend werde ich mir eine Lammkeule von Easyfood (so lecker!) mit Kartoffelbrei und Spargel kochen … Ich melde mich für den Rest des Tages ab, um ihn noch ein wenig zu genießen und vielleicht ein kleines Bad mit Wassereimer im Cockpit zu nehmen …
Ich hatte die Erinnerung an meine letzte lange heiße Dusche nach sieben Tagen auf See schon fast vollständig verdrängt. Aber ich zelebrierte meine kleinen Bäder an Bord stilvoll. Zuerst packte ich immer alles Notwendige aus und arrangierte Flaschen und Tuben griffbereit an verschiedenen Plätzen im Cockpit. Dann füllte ich einen Eimer mit Salzwasser, schrubbte mich damit ab, schamponierte mein Haar zweimal, bis es im Salzwasser schäumte. Anschließend spülte ich es mit einer kostbaren Tasse Frischwasser aus. Nach der Prozedur setzte ich mich ins Cockpit und bürstete mein Haar im Wind (die ganz natürliche Fönvariante!).
Je nach Art des Tages und der Temperatur war mein Haar leicht kämmbar oder ziepte gehörig, wenn ich mich mit der Bürste durchkämpfte. Die Prozedur war in jedem Fall ein größeres Ereignis in meinem Bordalltag. Alle diese kleinen Dinge wie ein Bad oder eine Dusche,die wir an Land als Selbstverständlichkeit empfinden, werden auf See zur großen Sache. Ich hoffe, dass ich mir meine Dankbarkeit für den Luxus, den ich zu Hause nun wieder uneingeschränkt genießen kann, noch für eine Weile bewahre.
Um mit dem Druck vor meiner Abreise, den Vorbereitungen des Bootes, den Medienanfragen, dem Abarbeiten der Arbeitslisten und den vielen anderen Aufgaben klarzukommen, hatte ich die enorme Dimension der vor mir liegenden Reise verdrängt. Ich habe nie das große Bild betrachtet, sondern immer nur in kleinen Schritten operiert, die mich meinem Ziel näher brachten. Ich wusste, dass mich diese eingeschränkte Betrachtungsweise irgendwann einholen würde. Aber ich hatte mir überlegt, dass mich die tief greifende Erkenntnis lieber auf See treffen sollte, wenn ich abgelegt hatte und weit weg von den Menschen an Land sein würde. Ich erwartete immer noch die Krise, vor der mich so viele gewarnt hatten, doch sie kam ganz anders als erwartet.
Es war ein absolut perfekter Tag, und ich saß an Deck auf dem Dach der Kajüte, saugte den warmen Sonnenschein in mich auf, als mich urplötzlich eine Welle der Emotionen überrollte. Sie machte mich nicht traurig, doch ich begriff mit einem Mal, was vor mir lag. Ich war überwältigt, aber nicht, was ich eigentlich erwartet hatte, ängstlich oder niedergeschlagen. Ein Adrenalinstoß rauschte durch mich hindurch, der mich für den Rest des Tages in einen Zustand benommener Aufregung versetzte. Es war der Tag, an dem ich endlich begriff, dass mein Traum Realität geworden war.
Sonntag, 25. Oktober 2009
Die erste Woche und die Landmannschaft
Wir haben die erste Woche absolviert. Heute beginnt der achte Tag auf See. Ich habe gerade ein wenig nachgerechnet: Wir haben in einer Woche 740 Seemeilen geschafft, sind weiter gekommen, als ich es je für möglich gehalten hatte. Wenn man die Flautentage bedenkt, diewir zwischendurch hatten, ist das ein ziemlich gutes Ergebnis. Wenn überhaupt, dann sind wir sogar ein wenig unter der erwarteten Zeit geblieben. Doch das will ich zu einem so frühen Zeitpunkt meiner Reise lieber nicht zu sehr bejubeln!
Wir nähern uns Norfolk Island. Es scheint ein ganz interessanter Fleck Erde zu sein. Ich werde die Insel auf meine Liste von Orten setzen, an denen ich auf meiner nächsten Reise einen Zwischenstopp einlegen muss. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir die Tasmanische See abhaken können. Dann geht es weiter mit Kurs auf den Äquator.
Ich hätte euch vermutlich schon längst meine Landmannschaft vorstellen müssen. Wenn ihr mich fragt: Dieses Team ist einfach wundervoll! Es kümmert sich daheim um die nervigen Angelegenheiten, während ich hier draußen meinen Spaß habe. Ich stelle euch einige der Menschen
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