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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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irgendwelchen Jungs zu treffen.
    Wir gingen ins obere Stockwerk, um weiterzusuchen, doch dort war er auch nicht. Was war ich bloß für eine blö de Ziege?! Klapperte sämtliche Zimmer in diesem däm lichen Kasten ab, um ihn zu finden, während er vermutlich längst meilenweit weg war, auf dem Weg ans Meer oder nach Washington, nur weil es ihm gerade eingefallen war und er Bock drauf hatte.
    Noch bevor wir wieder ins Erdgeschoss zurückkehrten, merkte ich, dass irgendetwas passiert sein musste. Denn insgesamt war es plötzlich zu still, gleichzeitig jedoch brüll te eine einzelne Stimme in der Gegend rum. Als ich ins Wohnzimmer spähte, stand Ginny neben einem Haufen Glasscherben auf dem Teppich. Ein roter Fleck, der farblich exakt zu ihrem Kleid passte, versickerte gerade stillvergnügt |101| in dem dichten, weichen weißen Gewebe. Ginny wirkte nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, ihr Gesicht war gerötet. Mit einem Finger zeigte sie auf die Tür.
    »Das war’s, raus hier!«, schrie sie. Die Leute, die um sie herumstanden, traten zwar unwillkürlich etwas zurück, rührten sich aber ansonsten nicht vom Fleck, sondern starrten sie weiter an. »Ich meine es ernst. Raus hier,
sofort!
«
    »O je«, meinte Scarlett hinter mir. »Was da wohl passiert ist?«
    »Irgendwer hat ein kostbares Erbstück zerdeppert«, sagte ein Mädchen vor uns halblaut; ich kannte sie flüchtig, sie hatte Sport mit mir. »Meißener Porzellan oder echtes Kristall oder so was Ähnliches. Außerdem wurde der Teppich mit Rotwein versaut.«
    Ginny kroch mittlerweile auf allen vieren über den Teppich und bearbeitete ihn mit einem T-Shirt . Ein paar ihrer Freundinnen standen verunsichert um sie herum und erteilten gute Ratschläge zum Thema Fleckentfernung. Doch die meisten Leute, die im Wohnzimmer gefeiert hatten, bewegten sich jetzt Richtung Ausgang.
    »So was Spießiges, sich wegen dem kleinen Fleck aufzuregen«, meinte ein Mädchen in einem winzigen Top mit Spaghettiträgern, während sie an uns vorbeiging. »Aber es gibt sowieso kein Bier mehr.«
    Ihre Freundin, eine Rothaarige mit Nasenpiercing, strich sich schwungvoll die lange Mähne aus dem Gesicht und nickte zustimmend. »Ich hab was von einer anderen Party gehört, die irgendeine Studentenschaft veranstaltet. Lauter Collegetypen. Komm, da fahren wir hin. Das bringt’s bestimmt mehr als mit den Highschoolbubis hier.«
    |102| Auch Ginnys Freundinnen verkrümelten sich; eine nach der anderen sammelte Zigaretten und Handtasche ein und verließ den Raum. Brett Hershey entpuppte sich als Gentleman. Er hatte Handfeger mitsamt Kehrblech geholt und klaubte die Glasscherben vom Teppich. Ginny saß daneben und flennte, während es im ganzen Haus immer ruhiger wurde, weil alle abhauten.
    Ich warf Scarlett einen fragenden Blick zu, war mir nicht sicher, wie wir uns verhalten sollten. Doch Scarlett steckte nur rasch den Kopf durch die Wohnzimmertür und rief munter: »Ciao, Ginny, bis Montag.«
    Ginny blickte zu uns hoch. Ihre Wimperntusche war verschmiert – überall schwarze Flecken um ihre Augen. »Meine Eltern bringen mich um«, jammerte sie und strich hilflos über den Teppich. »Das kaputte Glas war ein Hochzeitsgeschenk. Und ich habe keine Ahnung, wie ich den Fleck rauskriegen soll.«
    »Sodawasser«, meinte Scarlett. Ich öffnete vorsichtig die Haustür, bereit zur Flucht. Ginny sah Scarlett verwirrt an. Die ergänzte: »Sodawasser und Chlorbleiche. Damit kriegst du den Fleck weg.«
    »Sodawasser«, wiederholte Ginny langsam. »Danke.«
    Wir schlüpften durch die Tür und ließen sie hinter uns ins Schloss fallen. Jemand hatte einen leeren Bierkasten auf dem Rand des Springbrunnens abgestellt und in dem sprudelnden, glitzernden Wasser schwamm eine leere Flasche, die leise klirrend gegen die Brunnenwände stieß. Wir gingen schweigend Richtung Auto; ich schmollte düster vor mich hin. Scarlett hielt sich, während wir liefen, freundlicherweise mit Kommentaren zurück.
    »So ein Mist!«, sagte sie schließlich, als wir ihren Wagen erreichten. »Ehrlich.«
    |103| »Ich bin selbst schuld«, antwortete ich. »Als hätte er mich
tatsächlich
gefragt, ob ich mit ihm auf die Party gehen will.«
    »Klang aber ganz so.«
    »Egal.« Ich stieg ein. Sie ließ den Motor an. »Ohne ihn bin ich wahrscheinlich besser dran.«
    »Und
ich
erst«, sagte sie liebevoll spöttisch, während sie auf die Straße einbog. Rechts und links von uns ragten riesige Häuser in den Nachthimmel. Arbors war eine Villengegend.

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