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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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hatte, hin und her geschüttelt wurde – erst in die eine Richtung, dann wieder in die andere. Ich ging noch einmal das Ganze durch und kam zu dem Schluss, jetzt würde ich wohl gerade auf eines der Förderbänder verladen. Laut unserem Plan befand sich Bruder West unmittelbar neben mir; er sollte stocksteif dort stehen und freundlich das Nichts anlächeln. Er hatte erklärt, an dieser Vorgehensweise werde niemals auch nur das Geringste geändert, dies sei eine einzige, riesige Maschinerie, und ich solle lediglich zu einem neuen Rädchen darin werden, also musste er hier sein – und mit der Spritze bereitstehen, um mich wieder ins Leben zurückzuholen.
    Die Bewegung stoppte. Ein Summen war zu hören, undeutliche Stimmen in der Ferne. Irgendetwas Schweres krachte gegen meinen Container. Ein Kratzen, dann verspürte ich eine sanfte, rollende Bewegung. Ich sah nur Augen. Während ich dalag, nahmen die Schmerzen wieder zu, der stachelige Fisch blähte sich erneut auf, durchbohrte jeden einzelnen Knochen meines Körpers gleichzeitig, bis ich mir die Augen hätte aus den Höhlen reißen mögen, einfach nur, um mir Linderung zu verschaffen.
    Als der Deckel meines Sarges abgenommen wurde, bemerkte ich das zunächst nicht einmal, weil ich die schwarze Seitenwand des Behälters anstarrte. Ein Gedanke raste mir immer und immer wieder durch den Kopf, verhinderte jegliches andere Denken, bis ich schon glaubte, ich könnte die Wörter in leuchtend roten Buchstaben vor meinen Augen vorbeiziehen sehen: Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasstmichrauslasst-michraus!
    Irgendjemand drehte mich auf den Rücken, das plötzliche, grelle Licht stach mir in die Augen, dann verdeckte Bruder Wests scheißfreundliches Gesicht alles andere, als er sich über mich beugte. Er war mir so nah, dass ich schon damit rechnete, gleich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht zu spüren, aber natürlich war das Unfug. Mehrere endlose Sekunden lang war nur dieses Gesicht dort, dieses Gesicht, das lediglich aus künstlicher Haut und einer Sonnenbrille bestand.
    Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasstmichrauslasstmichraus …
    »Wir befinden uns im Inneren, Mr Cates«, sagte West schließlich, doch irgendetwas an seiner Stimme klang falsch. Dieser digital geglättete, ewig ruhige Tonfall, den alle Mönche benutzten, wirkte wie ausgefranst. Hätte ich über meinen Körper in irgendeiner Weise bestimmen können, dann hätte ich mir das Gesicht dieses Mönchs genau angeschaut. Doch so blieb mir nichts anderes übrig, als ein ganz klein wenig an ihm vorbeizustarren, über seine Schulter hinweg. Bruder West, den ich jetzt nur noch aus dem Augenwinkel wahrnahm, schien plötzlich zu vibrieren, er wirkte mit einem Mal unscharf, als sei irgendetwas in seinem Inneren ganz furchtbar in Unwucht geraten.
    »Ich werde jetzt …« Der Cyborg zögerte, und plötzlich zuckte sein Schädel heftig zunächst zur Seite, dann wieder zu mir. »Ich werde Ihnen jetzt das Gegengift injizieren, das …« Ein weiterer heftiger Krampf. »Das …« Noch einmal. »Das Mr Kieth für Sie vorbereitet hat.«
    Er wandte sich ab und verschwand aus meinem Blickfeld.
    Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasstmichrauslasstmichraus …
    Der Mönch kehrte zurück, und mich erfasste eine entsetzliche Welle nervenzerfetzender Schmerzen, die sich durch alles hindurchzufressen schien wie Säure, sodass von mir nur noch ein blutiger Matsch übrig blieb – ein Matsch, in dem immer noch zahllose Glassplitter steckten. Plötzlich brach sich auf diesen Glassplittern grelles Licht. Durch das Gleißen konnte ich kaum hindurchsehen, es war, als wolle ich die Regenschwaden eines Wolkenbruches durchdringen, doch ich sah, wie jemand mein Hemd zur Seite schob, sah, wie die Nadel hinabfuhr, mit unbändiger Wucht, geradewegs in meine Brust hinein. Bruder West zuckte und stotterte die ganze Zeit über, es war fast, als wolle er tanzen. Verträumt fragte ich mich, ob er mir gerade das Herz herausriss, ob wohl Unmengen an Blut aus mir herausströmten, ob ich hier einfach verbluten würde – was für ein dämlicher Tod!
    Wieder erschien sein Gummigesicht vor meinen Augen. »Es ist geschehen, Mr Cates«, sagte der Cyborg. »Ich frage mich …« Wieder hielt er inne und neigte den Kopf zur Seite, als lausche er auf irgendetwas. »Ich frage mich, ob Sie

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