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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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gar nicht gegen eine digital aufgemotzte Kampfmaschine. Ich war im Arsch.
    Und es war mir egal.
    »Man sollte doch denken«, sagte Dawson fröhlich und richtete beiläufig seine Roon auf mich, »ich müsse Ihnen dankbar sein. Sie haben mir die Unsterblichkeit verschafft. Ich könnte Ihnen einfach folgen und mitansehen, wie Sie immer älter werden, während ich auch noch die nächsten Jahrtausende jeden Morgen erwache, angetrieben von unerschöpflicher Atomkraft, und jeden Tag aufs Neue könnte mich die Erinnerung an ihr armseliges Sterben aufheitern. Ich könnte einfach abwarten und zusehen, wie Sie kraftlos versuchen, ihrem Tod zu entrinnen.« Er hielt inne. »Und das wäre echter Spaß. Aber jetzt hatten Sie plötzlich einen Einfall, Mr Cates. Ich wurde an einem Ort, ganz wie diesem, meiner Transformation unterzogen. Warum also sollten Sie nicht eine ganz ähnliche Veränderung erleben?« Er nickte. »Ähnlich, aber nicht ganz identisch, ja? Ich dachte mir, wenn wir erst einmal Ihr Gehirn aus Ihrem Schädel herausgeholt haben, dann belassen wir’s dabei.«
    Ich klapperte mit den Zähnen und zitterte am ganzen Leib, doch so langsam bekam ich meinen Körper wieder unter Kontrolle. Ich konnte mich umblicken, und ich versuchte, weiterhin Dawson im Auge zu behalten, während ich mich orientierte. Ich saß in einem kleinen, sargförmigen Schlitten, der wie ein Schweber etwa einen Meter über dem Boden in der Luft stand. Er war gerade groß genug, dass sich ein großer Mensch darin ausstrecken konnte; an den Seiten blinkten zahlreiche LED-Displays. Stetig füllte sich der Schlitten mit meinem Schweiß.
    Der Raum war klein und äußerst spartanisch eingerichtet: nackte Betonwände, ein einzelner Metalltisch, beleuchtet von einer Deckenlampe, die harsches, weißes Licht verströmte. Daneben stand ein kleinerer Metalltisch auf Rollen, auf dem zahlreiche elektrische Operationswerkzeuge lagen; sie waren sauber und sahen sehr schmerzhaft aus. Ohne zu wissen wieso, hatte ich das Gefühl, mich unter der Erde zu befinden – es mochte an der Luftfeuchtigkeit liegen, oder an dem Gefühl, auf mir laste ein gewaltiges Gewicht.
    Dawson machte einen kurzen Satz und nahm auf dem Tisch Platz; die Beine hatte er gespreizt, die Schultern hingen schlaff herab – es war eine unheimliche, sehr menschliche Sitzposition, die überhaupt nicht zu seinem Mönchskörper passte. Es wirkte regelrecht bizarr. Lässig baumelte er mit den Beinen; ich hörte das Sirren der winzigen Motoren in seinen Kniegelenken.
    »Als Ihr Name im CK-Netzwerk auftauchte, dachte ich ständig daran, Ihr Gehirn über die nächstgelegene Wand zu verteilen und ihr Blut vielleicht ein wenig als Fingerfarbe zu benutzen, falls mir gerade der Sinn danach steht. Jetzt sehen Sie sich doch an. Ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein, Sie Stück Scheiße: Ich weiß noch nicht genau, was ich mit Ihnen machen soll.«
    Unter größten Anstrengungen drehte ich meinen Kopf ruckartig zur Seite und blickte Dawson direkt an. Ich versuchte etwas zu sagen und schaffte es auch, den Mund zu öffnen, doch ich brachte nur einen gurgelnden Laut heraus; mein Mund füllte sich mich Speichel.
    »Was sagen Sie da?«, fragte Dawson, sprang auf und beugte sich über mich, eine Hand an sein Latex-Ohr gelegt. »Ich vermag innerhalb von Sekunden auf gewaltige Übersetzungs-Datenbanken zuzugreifen, aber Sie scheinen sich keiner bekannten Sprache zu bedienen.« Mit affektierten, tänzelnden Schritten kam er auf mich zu. »Andererseits sind Sie als ›Stück Scheiße‹ ja wohl kaum ein Mensch, nicht wahr?«
    Mit einem abrupten Schlag verlieh er seinen Worten Nachdruck: Sein Handrücken traf mich so rasch, dass es fast war, als hätte ich bloß nervös gezuckt.
    »Also habe ich mir gedacht, ich schlage einfach so lange auf Sie ein, bis Sie ein wenig lockerer werden – oder am besten einfach auseinanderfallen.«
    Ich starrte auf den Fußboden; Blut tropfte von meiner aufgeplatzten Lippe und bildete unter mir eine kleine Pfütze. Mein Zittern ließ allmählich nach; stattdessen erfasste mich jetzt ein tiefer, kalter Schmerz – nach und nach in jedem einzelnen Gelenk. Ich spürte, wie sich meine Waffe kalt und hart in meinen Rücken bohrte, doch ich wusste, dass ich in meinem derzeitigen Zustand keine Chance hatte, schneller zu ziehen als Dawson. Abgesehen davon, dachte ich fast ein wenig belustigt, würde mich eine ordentliche Tracht Prügel vielleicht tatsächlich ein wenig lockerer machen.
    Dann hatte er mich

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