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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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immer weiter drohend zusammengeballt, und allmählich war ich es wirklich leid.
    Nach allem, was ich gehört hatte, ging es den Unterstaatssekretären des Einheitsrates ebenso. Schließlich hätten sie vom Notstand durchaus auch profitieren müssen. Seit Jahren hatte Marin freie Hand. Aber ich hatte gerüchteweise gehört, dass die Unterstaatssekretäre jetzt allmählich auch etwas auf die Kette bekamen, und das versprachen sehr interessante Zeiten zu werden – vorausgesetzt, jemand von uns überlebte dieses ganze Spektakel.
    Eines jedoch hatte sich immer noch nicht geändert: Der Yen regierte die Welt, und Gestalten wie Stanley mussten eben hin und wieder Schmiergeld annehmen, um überhaupt überleben zu können. »Das Doppelte, und dazu noch ein Bonus«, sagte ich, »dafür, dass du dich so flexibel gezeigt hast. Vorerst lassen wir das so in der Schwebe, und wann immer dir der Sinn danach steht, sprichst du mich einfach darauf an. Du weißt, dass du das Geld von mir wirklich kriegst.«
    Ich hatte nun einmal einen gewissen Ruf, und hin und wieder war der wirklich ganz hilfreich.
    »Scheiße«, murmelte der Brecher und drehte sich ruckartig herum, um herauszufinden, ob er vielleicht beobachtet würde. »Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße! « Erneut schaute er mich an und zupfte an seinem Bärtchen. »Also gut«, sagte er schließlich, trat einen Schritt zur Seite und deutete auf Mondgesicht. »Mach schon auf! Warte mal, warte mal, verdammt«, murmelte er dann, zog mich nah zu sich heran und tat so, als untersuche er mich. »Nur für den Notfall – es sollte wenigstens so aussehen, als hättest du wirklich einen Passierschein.« Ich ließ mich von ihm ein wenig herumstoßen; das Ganze belustigte mich. Denn wenn uns hier wirklich System-Bullen zuschauen sollten, dann würde Stanley von denen auf jeden Fall ordentlich vermöbelt werden – oder es käme noch schlimmer. Es war ganz egal, was für eine dämliche Show er hier abzog. Schließlich tastete er mich noch einmal nach Waffen ab, stieß mich zur Seite und packte dann Jabali am Jackenaufschlag. Das gefiel Jabali zwar gar nicht, aber er ließ es geschehen. Er war ein echter Profi, der sich sehr zu beherrschen wusste und lieber zweimal nachdachte, bevor er etwas unternahm – sehr hilfreich, das.
    »Also gut, geht schon!«, grollte Stanley und wandte sich ab. »Herumlungern ist nicht!«
    Ich blieb nicht stehen, wollte mich nicht weiter mit dem Brecher unterhalten. Rasch traten Jabali und ich durch das Tor in der Sperre und gingen dann zügig weiter. Bei der ersten Gelegenheit bogen wir in eine Seitenstraße ab. Als der Checkpoint hinter der Ecke verschwunden war, stieß Jabali leise einen Fluch aus.
    »Mann, ich hasse das, bei denen lieb Kind machen zu müssen«, murmelte er. »Diese Arschlöcher sind doch wirklich der letzte Dreck!«
    Ich sagte gar nichts. Jabali war ein Spürhund, und er war sehr gut dabei; innerhalb weniger Stunden hatte er für mich Dr. Daniel Terries ausfindig gemacht. Aber es war mir bislang nicht gelungen, Jabali von der irrigen Annahme abzubringen, mich könne irgendwie interessieren, was er sagte.
    Während wir weitergingen und versuchten, uns den uns fremdartigen Gang völlig sorgloser Männer anzugewöhnen, betrachtete ich Jabali erneut, suchte nach irgendwelchen Anzeichen dafür, dass er krank sei oder sich nicht ganz wohl fühle oder irgendetwas in der Art. Die Rechnung war einfach: Anderthalb Tage, nachdem wir aus Newark zurückgekehrt waren, war Gleason krank geworden – und am dritten Tag nach unserer Rückkehr war sie gestorben. Dieser Scheiß nahm sich wirklich nicht viel Zeit. Aber Jabali sah okay aus.
    Während wir immer weiter nach Uptown kamen, wurden die Straßen deutlich voller. Die Leute waren besser gekleidet und ein wenig fröhlicher, als ich das gewohnt war, aber so groß war der Unterschied nun auch wieder nicht. Scheiße fließt halt immer bergab – und sorgt dabei dafür, dass sich die Mühlräder immer weiter drehen. Aber man musste eben schon eine ganze Menge Leute haben, die allesamt die Absicht hatten, der Scheiße in Zukunft auszuweichen, sonst passierte nicht sonderlich viel. Diese Leute hier standen in der Pyramide ein bisschen weiter oben, das ja. Aber sie suchten ebenso nach einer Unterkunft wie der Rest von uns. Klar, sie rochen besser, auch wenn dieses Gemisch aus Duftwässerchen und Parfüms mir Kopfschmerzen bereitete.
    Schwerfällig schleppte sich Jabali neben mir her und sah dabei aus

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