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Sommer am Meer

Sommer am Meer

Titel: Sommer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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verwandelt, es war nicht mehr düster und bedrückend - im Gegenteil, es wirkte ausgesprochen heiter. Der gräßliche Elektroofen war verschwunden, und am Kamin stand ein großer, bis obenhin mit Brennholz gefüllter Binsenkorb.
    Das Feuer und die letzten Sonnenstrahlen, die durch das Westfenster fielen, machten das Zimmer sehr warm. Als Virginia ein Fenster öffnen ging, sah sie durch die offene Küchentür eine Schüssel mit braunen Eiern und eine Milchkanne aus weißer Emaille auf dem Tisch. Sie ging in die Küche und blieb erstaunt mittendrin stehen. Jemand war hier gewesen und hatte saubergemacht. Der Spülstein glänzte, die Gardinen waren gewaschen.
    Cara stahl sich hinter ihr herein, immer noch vorsichtig. „Ob das Feen waren?“ sagte sie.
    „Das waren keine Feen“, sagte Virginia lächelnd. „Das war Alice.“
    „Tante Alice Lingard?“
    „Ja, sie ist ein Schatz, nicht? Sie hat so getan, als paßte es ihr nicht, daß wir nach Bosithick ziehen, und dann geht sie her und macht so etwas. Aber das sieht Alice ähnlich. Sie ist so lieb. Wir müssen morgen zu ihr gehen und uns bedanken. Ich würde sie ja anrufen, bloß, wir haben kein Telefon.“
    „Ich mag Telefone sowieso nicht leiden. Und ich will zu ihr gehen. Ich will das Schwimmbad sehen.“
    „Wenn du deinen Badeanzug ausgepackt hast, kannst du schwimmen gehen.“
    Cara starrte ihre Mutter an. Virginia meinte, sie sei mit ihren Gedanken noch beim Schwimmen, doch zu ihrer Überraschung sagte Cara: „Wie ist sie reingekommen?“
    „Wer?“
    „Tante Alice. Wir haben doch den Schlüssel.“
    „Oh. Sie wird sich bei Mr. Williams einen Ersatzschlüssel geholt haben. Nun, womit wollen wir anfangen?“
    Nicholas erschien in der Tür. „Zuerst guck ich mir das ganze Haus an, und dann will ich Tee und was essen. Ich bin am Verhungern!“
    „Nimm Cara mit.“
    „Ich will bei dir bleiben.“
    „Nein.“ Virginia gab ihr einen sachten Schubs. „Du gehst mit, und dann sagt ihr mir, wie euch das Haus gefällt. Sagt mir, ob es nicht das komischste Haus ist, das ihr je gesehen habt. Und ich setze Wasser auf, dann kochen wir ein paar Eier, und hinterher holen wir alle Sachen aus dem Auto und packen aus und beziehen die Betten.“
    „Sind nicht mal die Betten gemacht?“
    „Nein, wir müssen alles selber machen. Wir sind jetzt, ganz auf uns gestellt.“
    Irgendwie war es ihnen bis zum Abend gelungen, einigermaßen Ordnung zu schaffen, aber bis sie den Schalter für den Heißwasserboiler und den Schrank mit dem Bettzeug gefunden und entschieden hatten, wer in welchem Bett schlief, verging sehr viel Zeit. Nicholas wollte Bohnen mit Tomatensoße auf Toast zum Abendessen, aber sie konnten keinen Toaster finden, und der Grill im Backofen wollte nicht funktionieren; also bekam Nicholas Bohnen auf Brot.
    „Wir brauchen Spülmittel und einen Schrubber und Tee und Kaffee...“ Virginia kramte nach einem Blatt Papier und einem Stift und begann eifrig eine Einkaufsliste.
    Cara plapperte weiter: „... und Seife fürs Badezimmer und Zeug, um die Wanne zu schrubben. Die hat sooo einen gräßlichen Schmutzrand.“
    „Und einen Eimer und eine Schaufel“, sagte Nicholas.
    „Und einen Kühlschrank brauchen wir auch“, sagte Cara. „Wir haben nichts, wo wir unsere Eßsachen reintun können, und wenn wir sie einfach rumliegen lassen, wird alles schimmelig.“
    Virginia sagte: „Vielleicht können wir uns einen Fliegenschrank leihen“, dann fiel ihr ein, wer ihr einen angeboten hatte; daraufhin betrachtete sie stirnrunzelnd ihre Einkaufsliste und wechselte geschwind das Thema.
    Als der kleine Boiler schließlich aufgeheizt war, badeten sie in dem dürftigen Badezimmer, Cara und Nicholas zusammen, und dann Virginia rasch, bevor das Wasser kalt wurde. In Bademänteln kochten sie im Feuerschein Kakao...
    „Hier gibt's nicht mal einen Fernseher.“
    „Oder ein Radio.“
    „Oder eine Uhr“, sagte Nicholas munter.
    Virginia lächelte und sah auf ihre Armbanduhr. „Wenn du es genau wissen willst, es ist zehn nach neun.“
    „Zehn nach neun! Wir müßten schon seit einer Ewigkeit im Bett sein.“
    „Ist doch ganz egal“, sagte sie.
    „Egal? Nanny würde einen Knall kriegen!“
    Virginia lehnte sich in ihren Sessel zurück, streckte die Beine aus und bewegte die Zehen in der Wärme des Feuers.
    „Ich weiß“, sagte sie.
    Als die Kinder im Bett waren, gab sie ihnen einen Kuß, ließ die Tür zur Treppe offen, zeigte ihnen, wo der Lichtschalter war und ging über den

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