Sommer der Entscheidung
richtig mit Biscuit funktioniert, ehrlich gesagt. Der Hund vermisst dich. Wir mussten jede Minute auf sie aufpassen, sonst wäre sie uns weggelaufen. Sie mag meine Kinder, und wenn sie mit ihr zu Hause sind, geht es ihr gut. Aber sie hat nie richtig zu uns gehört. In keinster Weise.“
Tessa spürte, wie sich ihr die Kehle zusammenschnürte. „Warum hast du es mir nicht schon früher gesagt?“
„Du hattest schon genug Sorgen. Mack schlug vor, du könntest sie für den Rest des Sommers zu dir nehmen. Ich kann versuchen, eine andere Familie zu finden, die sie nimmt, aber erst einmal haben wir ein wenig Zeit, aufzuatmen.“ Sie versuchte zu lächeln. „Kleiner Scherz.“
Tessa musste noch einmal Biscuit beruhigen, die sich übermäßig darüber freute, bei ihr zu sein. Der Hund legte sich auf Tessas Füße und rieb seine Schnauze gegen Tessas Knie.
„Keine Sorge“, sagte Tessa. „Wir kümmern uns um sie.“
„Es tut mir wirklich leid, dass wir sie weggeben müssen. Sie ist ein toller Hund, wirklich.“ Bonnie richtete sich ein wenig auf. „Aber, Tessa, sie ist ein Hund, der nur bei einer Familie zu Hause sein kann. Sie weiß , zu wem sie gehört.“
„Sie gehörte Kayley“, sagte Tessa.
Bonnie zuckte nicht mit der Wimper. „Nein, sie gehörte euch allen. Sieh sie dir nur jetzt gerade an, wenn du daran zweifelst.“ Bonnie sah aus, als wollte sie noch etwas hinzufügen, aber sie sagte nichts. Sie lächelte reuevoll; dann hob sieeine Hand zum Abschied. Sie guckte auf die beiden Frauen, die hinter Tessa standen, und verabschiedete sich auch von ihnen. Dann ging sie zurück zu ihrem Wagen.
„Ich werde verrückt“, sagte Helen. „Der verkommene räudige Hund ist wieder da.“ Dann stand sie auf, bückte sich und kraulte den verkommenen räudigen Hund hinter den grauen Ohren.
Schon am Nachmittag gehörte Biscuit das ganze Haus und der Garten. Sie hatte sich ein schattiges Plätzchen auf der Veranda als Lieblingsort ausgesucht, nachdem sie die zwei Scheunenkatzen verjagt hatte, die dort immer für ein Häppchen von den Frauen auf der Lauer lagen. Dort lag sie jetzt und döste, davon unbehelligt, dass sie das Gespräch von Tessa und ihrer Großmutter bestimmte. Nancy war bei den Claibornes, um Cissy für eine Fahrt zum Supermarkt abzuholen. Die beiden hatten sich auf dem Musikabend bei Helens Nachbarn für den Ausflug verabredet. Tessa hatte Nancy jetzt auch den Auftrag gegeben, Hundefutter zu besorgen.
„Dieser Hund. Sie ist wie dieses Ding, das die Australier werfen“, stellte Helen fest.
„Ein Bumerang.“ Tessa schniefte. „Was mache ich jetzt bloß mit ihr?“
„Ist doch ganz einfach. Du behältst sie. Sie ist kein Welpe mehr. Sie kann tagsüber allein im Haus bleiben, wenn du arbeitest. Und sie kann morgens mit dir laufen und dir abends Gesellschaft leisten, wenn Mack länger arbeiten muss. Du brauchst jemanden um dich herum.“
Tessas Herz schmolz jedes Mal ein wenig, wenn sie das Tier ansah. „Ich habe sie zu Bonnie gegeben, weil ich glaubte, sie brauche Kinder, mit denen sie spielen könnte. Sie war Kayleys beste Freundin.“
„Ich glaube, du hast sie zu diesen Leuten gegeben, weiles dich zu sehr schmerzte, sie ohne euer kleines Mädchen zu sehen.“
„Das ist wieder typisch für dich, nicht lange um den heißen Brei herumzureden.“
„So bin ich.“
„Es lag an beidem.“ Tessa hatte sich innerlich entschieden, ehrlich zu sein. „Aber am meisten lag es daran, dass es mir so weh tat.“ Sie war überrascht, wie einfach es ihr fiel, offen zu sein.
„Der Hund scheint absolut glücklich zu sein, dass er dich wiederhat. Ich mag keine Hunde, weißt du, aber wenn man schon einen haben muss, dann ist dieser hier ganz gut.“
Tessa dachte an Mack und an die Dinge, die sie zu ihm gesagt hatte. „Es scheint, als ob alles, was ich in den letzten Jahren getan habe, sich nur um Kayleys Tod gedreht hat.“ Sie sah Helen an, die ihr verständnisvoll zuhörte. „Du verstehst das besser als alle anderen, die ich kenne.“
„Du hast mich einmal gefragt, was ich daraus gelernt habe, als Fate tot war und ich alle meine Familienmitglieder so schnell hintereinander verloren hatte. Und ich habe dir geantwortet, dass du wahrscheinlich noch nicht so weit seist, um die Antwort zu verstehen.“
„Ich erinnere mich daran.“
„Das Folgende habe ich daraus gelernt, Tessa: Es gibt nur eine Sache, die schlimmer ist, als zu sterben oder zurückgelassen zu werden, und das ist das Leben, das Gott
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