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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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die Veranda mit dem Wedding-Ring-Quilt unter ihrem Arm. „Oder sollte ich lieber wieder gehen?“
    „Ich dachte, du bereitest das Abendessen vor“, sagte Helen. „Ich sterbe gleich vor Hunger.“
    „Ich mache eine Reispfanne, sobald der braune Reis gar ist. Ist schon alles vorbereitet. Hältst du es noch eine halbe Stunde oder so aus?“
    „Wenn Gott gewollt hätte, dass Reis braun ist, dann hätte er ihn so geschaffen.“
    „Genau.“ Tessa machte es sich auf einem Stuhl quer zur Schaukel gemütlich. „Lief es gut mit Cissy?“
    „Ganz gut. Sie hat sich ein Pinwheel-Muster ausgesucht, und ich habe ihr gezeigt, wie man den Stoff zuschneidet. Wenn sie damit fertig ist, kommt sie noch einmal vorbei.“
    „Falls deine Großmutter sie nicht verschreckt hat“, fügte Nancy hinzu.
    „Das Mädchen ist nicht ängstlich.“ Helen machte einekleine Pause, bevor sie weitersprach. „Ich glaube, sie ist gern hier.“
    „Sie ist einsam“, stellte Tessa fest. „Ich vermute mal, im Moment gibt es für sie drüben bei den Claibornes nicht viel zu tun.“
    „Das wird sich ändern, wenn ihr Baby erst einmal da ist.“
    „Hat sie irgendetwas über das Baby gesagt?“, fragte Nancy. „Wird sie es behalten?“
    Für Helen war die Antwort auf diese Frage vollkommen klar. „Sie näht einen Quilt, nicht wahr? Sieht nicht so aus, als würde sie das Kind darin einwickeln und dann weggeben, oder?“
    Nancy seufzte übertrieben. „Für das Kind wäre es wohl das Beste. Wie will sie es denn großziehen? Ich wette, dass sie und der Junge sicherlich keinen Groschen auf der hohen Kante haben.“
    Darüber hatte sich Helen auch schon Gedanken gemacht. Sie konnte ihre Tochter nicht dafür schelten, dass sie das Thema ansprach. „Hast du eigentlich jemals über eine Adoption nachgedacht?“ Sie richtete die Frage an Tessa.
    Tessa runzelte die Stirn. „Nein.“
    „Du und Mack, ihr seid Menschen, nach denen die Bezirksverwaltung sucht. Erzähl mir nicht, dass dir nicht auch schon in den Sinn gekommen ist, dass Mack und du die besseren Eltern für dieses Kind wären, als Cissy und Zeke es jemals sein könnten?“ Helen spürte, wie sich die Ellenbogen ihrer Tochter wieder und wieder in ihre Rippen bohrten, aber das störte sie nicht. „Du weißt, dass ihr gute Eltern seid. Ihr habt Erfahrung.“
    „Ich weiß gar nichts mehr.“ Tessas Mund war ein schmaler Strich, und sie presste die Worte hervor. „Fragt sich nicht jede Frau, die Cissy sieht und bemerkt, dass sie noch einhalbes Kind ist, ob sie selbst das Kind nicht besser erziehen könnte?“
    Helen fand, dass die Antwort ihrer Enkelin so etwas wie ein „Ja“ bedeutete. Tessa hatte sich vorstellen können, wenn auch nur für einen Augenblick, das Kind zu adoptieren. Dies erschien Helen als ein Fortschritt.
    „Falls sich Cissy dafür entscheidet, das Kind wegzugeben, dann stehen am nächsten Tag fünfhundert Paare vor ihrer Tür, die es adoptieren könnten“, sagte Nancy. „Es gibt nicht so viele gesunde Babys, die zur Adoption freigegeben werden, und außerdem geht die Fruchtbarkeit ständig zurück. Das bedeutet, dass viele Paare, die gern Kinder hätten, keine bekommen können.“
    „Hast du das in einem Frauenmagazin gelesen?“, fragte Helen.
    „Nein, das habe ich aus erster Hand. Ich habe mit einer freiwilligen Mitarbeiterin einer Kinderstation in Richmond gesprochen. Und ich weiß das von so vielen Eltern mit kranken Kindern, die versucht haben, ihrem Kind noch einen Bruder oder eine Schwester zu schenken, und kein Glück hatten.“
    „Welche Art von freiwilliger Arbeit?“ Die Furchen auf Tessas Stirn wurden immer tiefer. „Ich weiß, dass du für viele Gruppen versuchst, finanzielle Unterstützung zu bekommen, aber das hier hört sich so an, als hättest du eigene Erfahrungen damit gemacht.“
    „Ich arbeite auf der Kinderstation mit einer Kunsttherapeutin zusammen. Ich versuche den Kindern dabei zu helfen, mit Kreide oder Wachsmalstiften ihre Gefühle auszudrücken. Dann rahme ich ihre Bilder, und wir hängen sie in ihren Zimmern auf, oder die kleinen Patienten nehmen sie mit nach Hause … falls sie denn jemals nach Hause gehen können.“
    „Das hast du mir nie erzählt“, sagte Tessa.
    „Du hast mich nie danach gefragt. Wenn ich nach Richmond zurückfahre, dann deswegen, weil ich ins Krankenhaus gehe. Es gibt in Carytown eine kleine Galerie, die auch Bilder rahmt. Sie überlassen mir die Materialien zum Einkaufspreis. Der Besitzer hat mir gezeigt, wie

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