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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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müssen. Jedermann wusste, dass es der alte Mr. Fuchs, dem der Laden gehörte, nicht gerne sah, wenn das Telefon für private Zwecke benutzt wurde. Daher war es ungewöhnlich, dass Cuddy einen Anruf erhielt. Normalerweise verbargen sich dahinter schlechte Neuigkeiten.
    Helen hatte gerade angefangen, den Tisch abzuräumen. Nun setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl. „Ist jemand gestorben?“
    Ihr Vater grinste. „Nicht im Geringsten.“
    Sie wartete ab, aber sie wusste, dass sie raten sollte. Sie versuchte sich vorzustellen, wer ihren Vater angerufen haben mochte. „Hat Minnie ihr Baby bekommen?“ Ihre Cousine Minnie, die in der Nähe von Front Royal wohnte, war erst siebzehn und mit dem zweiten Kind schwanger, aber eigentlich war das kein Grund, ein Telefon zu benutzen.
    „Nee, das ist’s nicht.“
    Sie sah Tom an, vielleicht wusste er etwas, aber er zuckte nur mit den Schultern. Delilah wusste es wohl, denn sie lächelte.
    „Also, was ist es dann?“, fragte sie. „Ich weiß nicht, was es ist.“
    „Es ging um eine Hochzeit.“
    Helen überlegte, wen sie kannte, der heiraten wollte. WelcheCousine lebte so weit entfernt, dass sie anrufen musste, wenn sie sich verlobt hatte? Erst als sie sah, dass ihre Eltern sie über beide Wangen anstrahlten, verstand sie.
    „Fate?“, fragte sie und legte dabei die Hände über Kreuz auf ihre Brust. „Hat Fate dich angerufen?“
    „Ja. Er wird spät heute Abend hier ankommen, und er möchte dich morgen Abend heiraten. Hier, im Salon. Sie haben ihm drei Tage Urlaub gestattet, weil er sich in der Ausbildung so gut geführt hat. Einen Tag, um herzufahren, einen Tag für die Hochzeit und einen Tag für die Rückfahrt.“
    Helen überlegte, was für ein Opfer das war. Wie würde Fate rechtzeitig zurück nach Ohio kommen, um von dort aus die endlose Fahrt nach Kalifornien anzutreten? Er tat das für sie und für ihre Mutter. Tränen standen in ihren Augen. „Hier? Wird der Pastor herkommen?“
    „Ich habe ihn schon gefragt, und er hat zugestimmt. Und Mr. Fuchs hat gesagt, dass Fate seinen Wagen leihen darf, um damit nach Woodstock zu fahren und die Urkunde zu holen.“
    „Haben wir Zeit, um es den anderen zu sagen?“
    „Mr. Fuchs hat mir erlaubt, sein Telefon zu benutzen, um deine Tanten anzurufen, und wenn die es wissen, geht die Nachricht eh schneller herum, als man es über Telefon verbreiten könnte. Alle, die kommen können, wollen herkommen.“
    Helen wusste, dass sie die Trauung zu Hause machen würden, damit Delilah dabei sein konnte. Ihre Mutter war schon seit vielen Wochen nicht mehr in der Kirche gewesen, weil ihr der Weg dorthin zu anstrengend gewesen war.
    „Es wird kein großes Fest“, stellte Cuddy fest, „aber hinterher bist du eine verheiratete Frau.“
    Helen dachte an das Kleid, das sie sich für ihre Hochzeit hatte nähen wollen, und dass sie das vor ihrer Hochzeit nun nicht mehr schaffen könnte. Sie dachte daran, dass sieihre Haare nicht mehr so sehr gepflegt hatte, nachdem Fate zur Ausbildung gegangen war. Ihr wurden ihre gesplitterten Fingernägel bewusst, unter denen die Gartenerde so tief eingegraben war, dass sie sich unmöglich reinigen ließen.
    Sie dachte an den Mann, den sie liebte, den einzigen Mann, den sie jemals lieben würde.
    „Ich will kein schickes Fest, alles, was ich will, ist Fate.“ Helen stand auf. Sie musste das Geschirr spülen und die Hochzeit planen. Und plötzlich hatte sie so viel Energie, sie hätte die ganze Welt erobern können.
    Sie stand vorne am Hoftor, als die Claibornes mit ihrem alten Farmtruck heranfuhren. Sie hatten angeboten, Fate von der Bahnstation in Woodstock abzuholen; diese Großzügigkeit von ihnen war selten. Heute Nacht würde Fate mit Tom in einem Zimmer übernachten und morgen … sie wagte es nicht, sich die nächste Nacht vorzustellen.
    Seit drei Monaten hatte sie ihren Bräutigam nicht gesehen, aber sobald er in ihre offenen Arme stürmte, war ihre Schüchternheit verschwunden. Er küsste sie, und sie küsste ihn auch, so lange, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, wie man einatmet – so lange dauerte der Kuss. Sie ging ein Stückchen zurück und schaute ihn an. Er trug eine weiße Mütze, in einem seiner Briefe nannte er sie Dixie Cup, und einen Matrosenanzug und darüber einen dicken Wollmantel. Sein Haar war kürzer als jemals zuvor. Vor ihren Augen nahm er die Mütze ab und tat sie in seine Manteltasche.
    „Du siehst schön aus, Fate.“ Sie ergriff seine Hände. „Nie

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