Sommer der Liebe
wehgetan wurde, ganz egal, wie verletzt und wütend sie selbst war.
»Du würdest mir verbieten, meinen eigenen Sohn zu sehen?«
»Nicht, wenn du vernünftig bist, doch ich muss auch an mein eigenes Leben denken.«
»Und ich sehe genau, in welche Richtung deine Gedanken gerade gehen!«
»Und warum sollte ich nicht auch mal an mich selbst denken? Ich stelle meine eigenen Bedürfnisse seit fünf Jahren zurück, und ich habe es gern getan, aber das bedeutet nicht, dass ich keine hätte!«
»Und ich bin sicher, dass Richard in der Lage sein wird, sie zu erfüllen! Abgesehen von einer Sache!«
»Wovon sprichst du?«
Gus sah sie mit einer solchen Intensität an, dass sie unwillkürlich zurückzuckte. »Ich rede von Sex! Das zwischen uns ist …«
Sian wollte nicht darüber nachdenken, was zwischen ihr und Gus war – gewesen war, erinnerte sie sich. Und sie hatte es schon gesagt: Das war Vergangenheit. Sie würde neu anfangen. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, und sie würde sich nicht von jemandem dafür beschimpfen lassen, der absolut kein Recht hatte, sich über sie zu erheben.
»Darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen«, sagte sie, und ihr war bewusst, wie förmlich sie klang. Aber sie war fest entschlossen, die Kontrolle über die Situation zu behalten. »Auf dem Gebiet gibt es überhaupt keine Probleme, danke der Nachfrage!«
»Ich verstehe! Das hast du also auch schon überprüft, genau wie seinen Kontostand, ja?«
Wie konnte er es wagen! »Wenn du nicht sofort mein Haus verlässt …«
»Oh, das werde ich! Sobald ich Rory »Gute Nacht« gesagt habe.«
»Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre. In deinem Zustand solltest du nicht zu ihm gehen.« Seine Augen loderten jetzt regelrecht, und sie wich einen Schritt zurück. »Und noch etwas: Wenn du glaubst, ich fahre mit dir nach London, um dir zu helfen, dein verdammtes Buch zu verkaufen, dann täuschst du dich gewaltig! Und jetzt geh bitte!«
»Ich bin schon weg. Und wenn du mal lachen möchtest, dann kannst du das hier lesen!« Er knallte den Umschlag auf ein kleines Regal und stürmte aus dem Haus.
22
Fiona schnitt die welken Rosenblüten ab und versuchte, bei dieser Tätigkeit, die sie sonst immer beruhigte, Trost zu finden. Es war ihr unerträglich, zusehen zu müssen, wie ihr sonst so unbeschwerter, fröhlicher Sohn litt.
Als er vor ein paar Tagen abends von Sian zurückgekommen war, hatte sie nicht gewusst, ob er so wütend war, dass er es nicht in Worte fassen konnte, oder so am Boden zerstört, dass er nicht sprechen wollte. Fiona fühlte sich schrecklich hilflos.
Sie hatte sich aus dem wenigen, das sie Angus hatte entlocken können, eins und eins zusammengereimt und nahm an, dass Angus zu Sian gegangen war, um ihr die Neuigkeit zu erzählen. Aber Richard hatte bei ihr gegessen, der sich plötzlich in Krösus verwandelt hatte und nicht länger der nette Mann zu sein schien, den sie schon so lange kannte. Und Sians neues Interesse an Richard ließ sie in keinem vorteilhaften Licht erscheinen …
Fiona hatte sofort angeboten, mit Sian zu sprechen, um herauszufinden, was da vor sich ging, aber Angus hatte es ihr vehement verboten. Sie war sicher, dass es ein Missverständnis war, doch sie durfte sich nicht einmischen. Und seitdem musste sie zusehen, wie Angus litt. Stundenlang saß er in seinem Arbeitszimmer über seinem Buch.
Sie hatte gerade eine Rose abgeschnitten, die eigentlich noch nicht wirklich verblüht war, als sie das Telefon klingeln hörte. Fiona rannte ins Haus in der Hoffnung, dass es Sian war, die anrief.
Doch es war James, der sich am anderen Ende der Leitung meldete.
Plötzlich fiel Fiona das Atmen schwer. Sie war ohnehin vom schnellen Laufen ein bisschen außer Atem. »Oh, hallo!«, sagte sie und versuchte, ihn ihre Aufregung nicht hören zu lassen.
»Hallo Fiona, ich wollte dich zum Essen einladen.«
»Das wäre schön.« Fiona atmete wieder ruhiger. Sie setzte sich auf die kleine Bank, die neben dem Telefon in der Halle stand, und stellte sich ein kleines Restaurant oder einen Pub am Ufer eines Flusses vor.
»Bei mir zu Hause«, fuhr James fort.
Fiona fuhr in die Höhe. Jede Menge Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch, als sie die unterschwellige Botschaft wahrnahm.
»Ich möchte dir etwas ganz Besonderes kochen.« Er zögerte. »Wirst du kommen?«
Fiona biss sich auf die Lippe. Es würde schön sein, ihn wiederzusehen, und es gab ihr Gelegenheit, das Haus zu verlassen und Angus’
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