Sommer der Liebe
fort. »Natürlich werde ich dir Miete zahlen.«
Aber es war nicht wirklich ideal, mit dem Mann, den man zu vergessen versuchte, unter einem Dach zu leben. Vielleicht würde Sian auf dem Weg in ihre Wohnung Melissa in einem knappen Nachthemd begegnen – oder, möge Gott es verhüten, ohne Nachthemd.
»Du verstehst es immer noch nicht, oder?«, fragte Fiona und riss sie damit aus den albtraumartigen Gedanken.
»Es tut mir leid, dass ich so schwer von Begriff bin, Fiona, doch ich glaube, ich verstehe das wirklich nicht. Vielleicht könntest du es mir erklären?«
»Eigentlich steht es mir nicht zu, Angus vorzugreifen.«
»Bitte, Fiona, sag mir einfach, um was es geht!« Es passte nicht zu ihrer Freundin, dass sie nicht zum Punkt kam.
»Ich glaube, Angus wollte …«
In diesem Moment sah Sian eine Gruppe von Kindern auf das Schultor zulaufen. »Da sind sie schon. Ich gehe Rory entgegen.«
»Dann trink noch eine Tasse Tee mit mir. Du musst die Wahrheit erfahren.«
Aber Sian war schon über den Schulhof zu ihrem Sohn gelaufen.
»Fiona ist da«, sagte sie zu Rory, nachdem sie ihm den Tornister und die Jacke abgenommen hatte. »Ich bin mit dem Auto da. Möchtest du noch bei Fiona etwas trinken?«
»Ja! Darf ich dann in meine Hütte gehen? Ist Gus auch da?«
Rorys Begeisterung stimmte Sian milder. Also gut, sie würde noch einen Tee bei Fiona trinken. Gedankenverloren folgte sie Rory zum Wagen.
Fiona war ebenfalls ausgestiegen, und der Junge rannte auf sie zu. »Ist Gus da? Ich möchte ihn sehen!«
Fiona fing ihn auf und wirbelte ihn durch die Luft. »Es tut mir leid, Schatz, aber Gus ist in London.«
»Oh.« Rory war enttäuscht, tröstete sich jedoch schnell wieder. »Darf ich in die Hütte gehen? Ist sie noch da?«
»Natürlich. Aber du hast deine Schuluniform an, und in der Hütte wirst du schmutzig werden. Deine Mummy muss entscheiden, ob du mit der Uniform draußen spielen darfst.«
Sian war hin- und hergerissen. Seltsamerweise hatte sie auch Angst vor dem, was Fiona ihr gleich eröffnen würde, und wäre am liebsten gleich zu sich nach Hause gefahren.
»Ich weiß was«, sagte Fiona, »wir suchen dir einfach ein Shirt und ein Paar Shorts von Angus … von Gus … heraus, die du stattdessen anziehen kannst. Die Sachen werden dir viel zu groß sein, aber irgendwie wird es schon gehen. Und während du in der Hütte spielst, können Mummy und ich uns in Ruhe unterhalten.« Sie sah Sian bedeutungsvoll an.
Sian ergab sich in das Unvermeidbare.
Fiona hatte schnell alles Nötige besorgt. Das alte Sweatshirt von Gus reichte Rory bis über die Knie, und eine Kordel hielt die Shorts am Bund zusammen.
»Ihr müsst mit nach draußen kommen und mir beim Spielen zusehen!«, rief er an der Gartentür und lief voraus.
»Ich hole dir noch eine Banane«, sagte Fiona, »die kannst du draußen essen.«
Kurz darauf folgten die beiden Frauen Rory in den Garten hinaus.
»Was macht Gus in London?«, fragte Sian.
Fiona warf ihr einen tadelnden Blick zu. »Er trifft sich mit seinem Agenten und den Leuten vom Verlag.«
Sian biss sich auf die Lippe. »Das hatte ich vergessen.«
Sie spürte einen Stich, als ihr klar wurde, dass sie jetzt bei ihm wäre, wenn es anders zwischen ihnen stünde. Dann fiel ihr wieder ein, dass Gus allein Schuld an ihrer Abwesenheit hatte. Trotzdem wünschte sie sich, dass sein Buch ein Erfolg wurde.
»Ja, aber du wolltest ihn ja ohnehin nicht begleiten, oder?«, erwiderte Fiona. »Du hast dich mit Gus gestritten.«
»Ja.«
»Er hat mir erzählt, dass du jetzt mit Richard zusammen wärst.«
Darum ging es also. Gus hatte kein Recht, deswegen wütend zu sein! Er hatte schließlich etwas mit Melissa angefangen, nur wenige Stunden, nachdem er aus ihrem, Sians, Bett gestiegen war, und er wagte es, ihr vorzuschreiben, mit wem sie zusammen war! Dabei hatte sie Richard nur geküsst. Bei Gus und Melissa war es sicher nicht bei einem Kuss geblieben! Die beiden hatten bestimmt über sie, die arme Sian, gelacht, die immer noch so leicht verführbar war! Und jetzt ließ Gus seine eigene Mutter seine Kämpfe ausfechten. Er war wirklich unglaublich!
»Er ist doch auch mit Melissa zusammen«, erklärte sie und versuchte, ruhig zu bleiben. »Und sag mir nicht schon wieder, dass das nicht stimmt! Ich habe die beiden schließlich zusammen gesehen.«
Fiona seufzte. »Ehrlich, das war vollkommen harmlos.«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil …« Fiona wollte es gerade erklären, als Rory auf sie
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