Sommer der Liebe
sein«, sagte Richard. »Und ich wusste, dass dieser Bastard Angus am Ende siegt.« Er machte eine Pause, während Sian ihre Tränen tapfer zurückdrängte. »Sag mir Bescheid, wenn er dich im Stich lässt. Ich werde da sein.«
Sie hatte Gus gar nicht erwähnt, sie hatte nur gesagt, dass sie nicht mit ihm, Richard, zusammenleben konnte, weil sie ihn nicht wirklich liebte. Sian wusste tief in ihrem Herzen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, doch irgendwie tröstete dieses Wissen sie nicht.
Als sie im Dorf ankam, erkannte sie, dass sie jetzt unmöglich allein im Haus sein konnte. Es war ihr Zufluchtsort gewesen, aber darin standen schon die Kisten und Kartons für den Umzug zu Richard bereit. Jetzt musste sie noch dringender etwas Neues finden. Aber wo? Nicht einmal die gründliche Internetsuche ihrer Mutter hatte etwas Bezahlbares in der Gegend zutage gefördert.
Sian beschloss, Fiona zu besuchen. Sie hatte sie seit einer kleinen Ewigkeit nicht gesehen. Sie waren einander aus dem Weg gegangen, wahrscheinlich weil keiner von ihnen wusste, wie sie nach Sians Streit mit Gus miteinander umgehen sollten. Aber Sian war mit Fiona schon befreundet gewesen, bevor Gus aufgetaucht war: Die Differenzen mit ihm sollten ihrer Freundschaft mit Fiona nichts anhaben können!
Sian fuhr an Fionas Haus vorbei. Gus’ Land Rover war nirgends zu sehen. Sie stellte den Wagen zu Hause ab und ging zu Fiona hinüber. Entschlossen putzte sie sich die Nase. Hoffentlich sah man nicht mehr, dass sie geweint hatte!
»Ist Gus da?«, fragte sie, als Fiona die Tür öffnete.
»Nein, leider nicht. Aber …«
»Gott sei Dank. Kann ich reinkommen?«, unterbrach Sian sie nervös. Sie war plötzlich unsicher, ob sie wirklich willkommen war.
»Natürlich«, sagte Fiona und öffnete die Tür weit, um sie einzulassen. »Du bist offensichtlich furchtbar aufgewühlt. Ich hatte gehofft, du wärst gekommen, um Gus zu sehen, doch das scheint nicht der Fall zu sein.« Sie ging voraus in die Küche, und Sian folgte ihr, immer noch schniefend.
Als sie am Küchentisch saßen, gab Sian sich große Mühe, sich wieder zu beruhigen.
»Soll ich Wasser aufsetzen oder eine Flasche Wein aufmachen?«, wollte Fiona wissen.
»Tee wäre schön. Ich muss gleich Rory von der Schule abholen.«
Fiona kochte Tee und Sian versuchte, sich ein bisschen zu fassen.
»Also«, sagte Fiona und stellte Sian einen Becher und ein Paket Jaffa-Kekse hin. »Was ist los?«
Sian seufzte und umklammerte den Becher mit Tee wie einen Rettungsanker. Unter Fionas besorgtem, liebevollem Blick musste sie gegen das Bedürfnis ankämpfen, den Kopf auf den Tisch zu legen und laut zu schluchzen.
»Ich habe einem guten Mann gerade das Herz gebrochen«, sagte sie.
»Das wäre dann das zweite Mal in diesem Monat. Wird langsam zur Angewohnheit.«
Sian sah Fiona verwirrt an. »Fiona, ich nehme an, du sprichst von Gus, aber ich habe ihm nicht das Herz gebrochen. Er war aus irgendeinem Grund wütend auf Richard, doch dazu hatte er kein Recht. Ich bezweifle, dass er deswegen leidet! Es geht ihm gut, da bin ich ziemlich sicher.«
Fiona schüttelte den Kopf. »Nein, du irrst dich! Ich lebe mit ihm zusammen, ich weiß genau, wie schlecht es ihm geht.« Fiona stand auf und holte ein Messer, um die Kekspackung zu öffnen.
»Das ist nicht meine Schuld. Und wenn jemand das Recht hat, unglücklich zu sein, dann bin ich das!«, widersprach Sian. Das war wieder einmal typisch für Gus, dass er so tat, als wäre er derjenige, der trauerte, und als wäre das alles ihre, Sians, Schuld. Als hätte er nicht nur Stunden nach ihrem wunderbaren Wochenende Melissa zu einem romantischen Essen eingeladen. Und natürlich, seine Mutter glaubte ihm!
Dabei bin ich diejenige, der das Herz gebrochen wurde, dachte Sian wütend.
»Ich schwöre dir, dass ich ihm nicht das Herz gebrochen habe, und ich kann nicht glauben, dass Melissa ihn so früh in ihrer Beziehung schon allein wegfahren lässt.«
Fiona sah verwirrt aus. »Sian, wovon zum Teufel redest du? Angus und Melissa sind nicht zusammen, sie sind nur Freunde.«
Sian dachte nach und erinnerte sich noch einmal an das, was sie vor dem Boca Loca beobachtet hatte. Fiona musste sich irren.
»Das glaube ich nicht. Ich habe sie zusammen gesehen, wie sie in eine Cocktailbar gingen. Sie sind definitiv mehr als Freunde. Sie sahen aus wie ein Paar.«
Fiona schüttelte den Kopf. »Ehrlich, das sind sie nicht.«
»Doch! Das sind sie!« Sian hätte sich in diesem
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