Sommer der Liebe
beschützend auf ihre.
Sie blickte ihm in die Augen und sah darin seine Sehnsucht nach eigenen Kindern. Sie wusste, dass er ein sehr guter Vater sein würde.
Sian horchte in sich hinein. Ja, wahrscheinlich wollte sie noch mehr Kinder. Da Rory so viel von ihrer Zeit beanspruchte, dachte sie jedoch nicht oft darüber nach, aber sie war viel zu jung, um den Gedanken an weitere Kinder schon aufzugeben. Richard ein Kind zu schenken würde eine sehr gute Möglichkeit sein, ihn für seine Mühen zu entschädigen. Wenn sie das tat, konnte sie aufhören, ein schlechtes Gewissen zu haben. Dann war ihre Schuld beglichen. Aber wie schrecklich kalt das klang – selbst in ihren Ohren!
»Hm?« Sanft drückte er ihre Hand, die er noch immer festhielt, und Sian wurde klar, dass sie noch nicht geantwortet hatte.
»Ja, ich möchte noch mehr Kinder«, sagte sie lächelnd, »doch lass uns jetzt etwas essen, ja?« Sie wollte nicht über Themen sprechen, die zu tiefgründig und bedeutungsvoll waren; sie war noch nicht bereit dazu. Sian ignorierte die kleine nagende Stimme in ihr, die wisperte: »Das wirst du niemals sein.«
Richard lachte. »Natürlich, es ist ja noch früh, und wir haben ja noch nicht mal entschieden, wann du bei mir einziehen wirst, nicht wahr?«
»Ich finde einfach, dass wir nichts überstürzen sollten. Es wird für alle eine große Umstellung sein, dass wir ein Paar sind.«
»Ich weiß, doch je früher wir es verkünden, desto besser. Rory braucht eine richtige Familie, jetzt, da er in der Schule ist. Eltern, die verheiratet sind.«
Sian setzte einen Gesichtsausdruck auf, von dem sie hoffte, dass er willig und attraktiv aussah, und beschäftigte sich mit dem Besteck, um sich Zeit zu verschaffen. Ihr wurde jetzt klar, wie konventionell Richard tatsächlich war und wie viel von diesem Charakterzug er für sie bereit war zu unterdrücken. Es würde ihm nicht schwerfallen, eine nette ungebundene und unbelastete Frau zu finden, die er heiraten konnte und die ihn von ganzem Herzen liebte. Er war wirklich ein guter Mann, aber alles, was er sagte, ließ Sian weiter auf ihrem Stuhl zusammensinken. Es war nicht so, dass sie nicht zu schätzen gewusst hätte, was er ihr anbot oder wie sehr er sie liebte und begehrte – es war nur alles so erdrückend.
»Ich glaube, ich nehme den Lachs«, sagte sie und ignorierten den hingebungsvollen Ausdruck auf Richards Gesicht.
Er kicherte leise. »Du bist wirklich sehr ungewöhnlich. Ich mache dir quasi einen Heiratsantrag, und du sagst mir, du willst essen. Na ja …«
Die Wahrheit war, dass Sian froh war, sich auf eine einfache Entscheidung konzentrieren zu können. Zumindest wusste sie das genau: Sie mochte Lachs. Nichts in ihrem Leben schien im Moment so sicher zu sein wie das.
»Ich glaube, es ist noch zu früh, um über eine Heirat zu sprechen«, sagte sie. »Aber es ist nie zu früh, um über das Essen zu reden.«
»Also gut. Ich nehme auch den Lachs. Möchtest du eine Vorspeise?«
Plötzlich spürte Sian, wie eine Welle der Panik in ihr aufstieg. Sie sah ihre Zukunft vor sich liegen: ein Leben voller perfekter Essen wie diesem. Sie würde in einem perfekten, wunderbaren Leben gefangen sein – und sie konnte den Gedanken nicht ertragen.
»Nein, ich glaube nicht«, antwortete sie und stand auf. »Tatsächlich ist mir im Moment ein bisschen übel. Ich gehe nur schnell auf die Toilette. Wenn du mich entschuldigst …«
Als sie auf der Damentoilette war, blickte Sian sich im Spiegel an. Ja, sie wusste, warum ihr übel war. Es war der Gedanke, den Rest ihres Lebens mit einem guten, freundlichen Mann zu verbringen, der sie zu Tode langweilte. Wie konnte sie lernen, einen solchen Mann zu lieben? Das war unmöglich. Richard wirkte fade und einfallslos. Gus hatte seine Fehler, aber er war nicht langweilig. Mit ihm würde es immer etwas Neues und Spannendes zu entdecken geben.
Es war nicht wirklich so, dass sie die Wahl hatte – Gus war unerreichbar für sie –, doch wenn sie immer noch in jeder bewussten und unbewussten Minute an Gus dachte, musste sie aufhören, Richard etwas vorzumachen!
Sian holte mehrmals tief Luft und ging dann zurück ins Restaurant, um Richard das Herz zu brechen.
Als Sian zurück ins Dorf fuhr, liefen ihr Tränen über die Wangen. Richard hatte es so gut aufgenommen, so nobel und absolut selbstlos. Sie war fast versucht gewesen, alles zurückzunehmen und sich ihm in die Arme zu werfen.
»Ich wusste immer, dass es zu schön ist, um wahr zu
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