Sommer der Liebe
was sie heute für ihn empfand. Nein, beschloss sie schließlich: Bis sie das Gefühl hatte, dass Rory und sie bereit dafür waren, durfte Gus nicht erfahren, dass er einen Sohn hatte.
Die Klingel unterbrach ihre verworrenen Gedanken. Richard ist ein bisschen zu früh, dachte sie auf dem Weg zur Tür. Doch draußen standen Fiona und Gus.
Sians Herz zog sich zusammen. Sie war noch nicht mal ansatzweise darauf vorbereitet, Rorys Vater wieder gegenüberzutreten, doch welche Wahl hatte sie? Deshalb zauberte sie ein hoffentlich fröhliches, offenes Lächeln auf ihr Gesicht und sagte: »Hallo! Fiona, ich hätte gedacht, dass du nach deiner Dinnerparty gestern den ganzen Tag im Bett bleibst!« Sie gab ihrer Freundin einen Kuss und redete munter weiter, um Gus nicht ansehen zu müssen.
»Hallo Sian«, sagte er und küsste sie auf die Wange. Dann folgte er den Frauen ins Haus. »Du bist gestern Abend sehr früh gegangen.«
»Ich hatte ein bisschen Kopfschmerzen«, flunkerte sie und wurde rot. Es waren genau genommen Herzschmerzen gewesen, aber das musste er nicht wissen. Sie wollte weder Fiona noch Gus ihre Verwirrung zeigen und gab sich betont unaufgeregt.
Gus wirkte nicht überzeugt von ihrer Antwort. »Dann bist du mir nicht aus dem Weg gegangen oder so was?«
»Guter Gott, nein!«, sagte Sian ein bisschen zu laut. »Warum sollte ich auch?«
»Schatz, nun löcher sie doch nicht so! Haben wir dich gestört, Sian? Und wo ist denn Rory? Ich habe Angus so viel von ihm erzählt; er will ihn unbedingt kennenlernen.«
Erleichterung überflutete Sian. »Er ist nicht da. Annabelles Mutter ist mit den Kindern zu einem Indoor-Spielplatz gefahren. Ich bereite gerade ein Essen für Richard zu.«
Genau in diesem Moment klopfte es an der Tür. Richard erschien also auf die Minute pünktlich. Sian wandte sich gerade in Richtung Tür, als Gus, der in die Küche gegangen war, rief: »Wie ich sehe, neigst du wie meine Mutter dazu, zu viel zu kochen!«
»Ich lasse kurz Richard rein«, sagte Sian nervös. Dann kam ihr ein Gedanke: Es war vielleicht gut, wenn Gus und Fiona zum Essen blieben. In Richards Gegenwart würde Gus abgelenkt sein. »Warum bleibt ihr beiden nicht zum Essen?«, fragte sie hastig und öffnete dann die Haustür. Sie drückte Richard zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange und sagte: »Macht es dir etwas aus, wenn noch jemand mit uns isst? Fiona und ein alter Freund von dir sind gekommen.«
Irgendwie trat Gus wie der Hausherr auf, als er aus der Küche kam, um Richard zu begrüßen. Sian bemerkte es und ärgerte sich ein wenig darüber.
»Richard! Mein Gott! Dich habe ich ja jahrelang nicht gesehen! Was machst du denn hier bei Sian?«, erkundigte Gus sich freundlich.
»Ich kann es nicht glauben!«, rief Richard. »Gus! Wie er leibt und lebt! Ja, was tue ich hier? Sian ist meine …«
»Gus ist mit Fiona gekommen«, unterbrach Sian ihn. Sie wusste, dass er sie gerade als seine Freundin bezeichnen wollte, aber das wollte sie nicht.
Fiona, die die Situation ziemlich amüsant zu finden schien, stand in der Küche und sah nach dem Kuchen, der gerade die richtige Bräune erreicht hatte. Vorsichtig nahm sie ihn aus dem Ofen, stellte ihn zum Abkühlen auf den Herd und begrüßte Richard. »Hallo. Dich habe ich ja ewig nicht gesehen. Wie geht es deinen Eltern?«
»Oh, gut.« Richard drängte sich in die Küche und küsste Fiona auf die Wange.
»Es wäre schön, wenn alle in das andere Zimmer gehen könnten«, erklärte Sian. Es war ihr gelungen, ihre Gefühle langsam wieder unter Kontrolle zu bringen. Wenn sie sich mit etwas beschäftigte, war alles in Ordnung. »Da stehen noch Bier und eine Flasche Wein«, fuhr sie fort und wies auf den Küchenschrank, und als ihr auffiel, dass Fiona nach ihrer Handtasche griff, sagte sie: »Fiona, Gu … Angus, bleibt doch zum Essen! Es sei denn, ihr habt noch etwas anderes vor?«
»Bist du sicher?«, fragte Fiona. »Wir möchten nicht aufdringlich sein.«
»Ich glaube, wir sollten zum Essen bleiben«, erklärte Gus fest. »Es ist genug da, und ich liebe Streuselkuchen. Außerdem haben Richard und ich uns eine Menge zu erzählen.«
»Könntet ihr dafür vielleicht in den Garten gehen?«, fragte Sian leicht gereizt, die spürte, dass sie wieder nervös wurde. »Ich muss den Tisch decken.«
»Männer sind manchmal wie Hunde«, meinte Fiona, als sie allein waren, und breitete die Tischdecke aus, die Sian ihr gegeben hatte. »Es ist sicherer, wenn sie viel Platz
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