Sommer der Liebe
Hütte.
Sian hatte ihre Schüchternheit abgelegt. Die erwachsenen Gäste unterhielten sich angeregt, tranken Wein und aßen Chips. Selbst Richard, der es nicht gewohnt war, von so vielen Kindern und Eltern umgeben zu sein, schien sich zu amüsieren.
»Du musst unbedingt mit Richard mal zum Essen kommen«, sagte Immi. »Nicht dass ich kochen könnte oder so, aber wir trinken immer genug, also stört es niemanden.«
»Nicht dass ihr uns für Alkoholiker haltet«, erklärte Peter und lachte, »und wenn die Kinder sich vertragen, dann kann Rory bei Hamish im Zimmer schlafen. Dann braucht ihr keinen Babysitter.«
»Das klingt toll«, meinte Richard. »Sian, Rory und ich kommen gern.«
Sian versuchte, sich nicht über seinen besitzergreifenden Ton zu ärgern.
»Oh, da kommt Melissa!«, flüsterte Immi. »Sie gibt mir immer das Gefühl, fett und altbacken zu sein – was ich natürlich bin. Ich habe es nur nicht gern, wenn mir jemand das Gefühl gibt, es zu sein.«
»Du bist weder fett noch altbacken!«, versicherte ihr Sian und fand ihre neue Freundin noch netter.
»Hallo Leute!«, sagte Melissa, die in ihrer legeren Kleidung blendend aussah. »Ich nutze den Anlass, um mal wieder Bein zu zeigen.« Sie hielt eines hoch, damit die anderen es betrachten konnten.
»Das Problem mit Shorts ist«, bemerkte Immi, »dass man, selbst wenn man die Beine dafür hat, erst mal auf die Sonnenbank gehen muss.«
Ungesagt schwang in ihren Worten mit, dass Melissa nicht die Figur für Shorts hatte. Doch dem konnte Sian nicht zustimmen.
»Ich habe erst gestern noch mal Selbstbräuner aufgetragen«, rechtfertigte sich Melissa und betrachtete ihre Beine jetzt noch mal genauer.
»Sie sehen toll aus!«, sagte Sian und versuchte, nicht mit den Zähnen zu knirschen.
»Keine Streifen? Gut.« Melissa überprüfte, ob sie auch die Aufmerksamkeit der anwesenden Männer besaß, und rief dann: »Oh! Sian! Angus hat mir dieses Namensschild geschenkt, das du für mich gemalt hast! Es ist wunderschön! So süüß!« Sie drehte sich zu den anderen um und kicherte. »Es sind unglaublich niedliche Ponys darauf, wie die aus den Kinderbüchern von Thelwell. Ich habe die Serie geliebt, als ich noch klein war; ach, ich habe alles geliebt, was mit Ponys zu tun hatte. Das hat sich bis heute nicht geändert. Es hat Mummy früher in den Wahnsinn getrieben.«
»Das klingt interessant, Sian«, sagte Felicity Andrews, die Schulleiterin. »Denken Sie, dass Sie vielleicht Interesse hätten, ein paar Namensschilder für die Vorschulklasse anzufertigen? Wir nehmen normalerweise Pappschilder, aber Schilder aus Holz wären schöner. Die Eltern haben ein bisschen gesammelt. Ich muss mir Ihre Telefonnummer aufschreiben, und dann vereinbaren wir einen Termin und überlegen, welche Motive infrage kämen.«
Die Unterhaltung über Namensschilder und wie man sie gestalten könnte, ging noch ein paar Minuten weiter, bis Melissa sich langweilte. Offenbar ertrug sie es nicht gut, einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen.
»Was ist denn jetzt mit der Hütte?«, fragte sie. »Angus hat mir davon erzählt, und ich kann es gar nicht erwarten, sie zu besichtigen!«
»Dann komm«, meinte Gus, der Melissa gehört hatte. »Alle, die sich dafür interessieren, können auch mitkommen.«
»Die Dusche hat sich nicht gelohnt«, erklärte Penny, während sie und Fiona zusahen, wie Angus, begleitet von Peter und Melissa, die Gruppe von Kindern anführte. »Sie werden wieder schmutzig werden.«
Sian folgte ihnen. Richard war zum Auto gegangen, um Rorys Geschenk zu holen, was ihr Zeit verschaffte, einmal tief durchzuatmen. Er war für ihren Geschmack ein bisschen zu besitzergreifend gewesen.
Als sie die Hütte zum ersten Mal im fertigen Zustand sah, war Sian überrascht. Sie wirkte wie ein kleiner laubbedeckter Hügel mit einem dunklen Eingang. Das Laub war dick aufgeschichtet. Offenbar hatte Gus noch mehr gesammelt. Man musste in die Hütte hineinkriechen, doch in ihrem Inneren hatten bequem zwei Personen Platz. Sian war wirklich beeindruckt, behielt das aber für sich. Schließlich gaben bereits eine Menge anderer Leute ihrer Begeisterung lautstark Ausdruck.
Gus und die anderen krochen in die Hütte und wieder heraus. Es war gut, dass sie alle passend gekleidet waren – na ja, die meisten waren es. Von Melissas Beinen und ihrem wohlgeformten Hintern war für Sians Geschmack ein bisschen viel zu sehen gewesen, als sie durch die Türöffnung gekrochen war.
Gus trug Rory jetzt auf den
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