Sommer der Liebe
Schultern. Als er ihn herunterließ, fiel Rory auf den Rasen und kicherte fast hysterisch. Schließlich rollten sie beide auf dem Boden herum.
»Hey, ihr zwei!«, rief Melissa. »Ihr seht euch total ähnlich. Beide ganz dreckig.« Dann hielt sie plötzlich inne und starrte sie an. »Ihr seht euch tatsächlich ähnlich. Ich frage mich, woran das liegen mag.«
»Ich kann keine Ähnlichkeit feststellen«, erklärte Penny schnell, während Sian den Atem anhielt und Fiona ihren Sohn besorgt anblickte. »Rory ist doch blond!«
»Nein, ernsthaft, Angus. Was hast du vor fünf Jahren und ungefähr neun Monaten gemacht?« Melissa sah Gus herausfordernd an.
Die anderen waren mucksmäuschenstill geworden.
Sian konnte es nicht ertragen. Sie wandte sich abrupt um und lief ins Haus, denn sie hatte den Blick gesehen, den Gus Rory geschenkt hatte. Kein Zweifel, er kannte nun die Wahrheit.
Sian schloss sich in der Gästetoilette im Erdgeschoss ein und verbrachte eine lange Zeit damit, sich die Hände zu waschen und sich Wasser ins Gesicht zu spritzen. Es war so weit. Sie musste sich Gus stellen. Deshalb wappnete sie sich und öffnete die Tür.
Es überraschte Sian nicht, dass er draußen auf sie wartete. »Und? Wolltest du es mir erzählen? Jemals?«
Er war wütend. Furchtbar wütend. Und plötzlich fand Sian diese Reaktion völlig irrational. Das machte ihr Mut. »Beruhige dich! Ich hätte es dir gesagt, ich habe nur auf den richtigen Moment gewartet. Und ich kann jetzt wirklich nicht darüber reden. Schließlich feiern wir gerade Rorys Geburtstag.«
»Oh? Und wann wäre der richtige Zeitpunkt gewesen? Wenn er zur Universität geht?«
»Heute. Ich hätte es dir heute gesagt«, verteidigte sie sich.
»Tatsächlich? Komische Wahl! Schließlich feiern wir gerade seinen Geburtstag!«
»Ich habe es Fiona versprochen …«
»So, dann wusste meine Mutter es also? Und aus ihrem schuldbewussten Gesichtsausdruck zu schließen, ist deine Mutter ebenfalls im Bilde. Die ganze verdammte Welt weiß, dass ich Rorys Vater bin, nur ich nicht!«
Er stand drohend vor ihr, und sie wich in Richtung Toilettentür zurück. Plötzlich kam Sian sich dumm und sehr schutzlos vor. Alle anderen hatten es unglücklicherweise für klüger gehalten, draußen zu bleiben. Es würde keine willkommenen Unterbrechungen geben.
»Ich habe es Fiona nicht gesagt, ich schwöre es«, widersprach sie leise. »Sie hat es selbst gemerkt. Und ich habe es meiner Mutter erst heute erzählt, kurz bevor wir herkamen.«
»Trotzdem bin ich der Letzte, der es erfährt. Ich hätte der Erste sein sollen. Du hättest es mir vor Jahren sagen sollen. Vor fünf Jahren!«
»Ich konnte keinen Kontakt zu dir aufnehmen. Das weißt du. Du bist ungerecht.« Sie fühlte sich jetzt wieder etwas sicherer.
»Ich bin nicht ungerecht! Ich habe gerade herausgefunden, dass ich der Vater eines Kindes bin, das du mir fünf Jahre vorenthalten hast! Und da soll ich nicht wütend sein? Ich habe jedes Recht dazu, finde ich.«
»Nein! Gus, ich konnte es dir nicht sagen. Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen. Wir hatten beschlossen, dass es so das Beste wäre. Du warst auch der Meinung.«
»Aber du hast mich wiedergesehen. Spätestens dann hättest du es mir sagen müssen.«
»Wirklich? Wie denn? ›Hallo Gus, was für eine Überraschung, dich nach all der Zeit wiederzusehen! Übrigens habe ich einen kleinen Jungen, und du bist der Vater.‹ Das wäre gut gewesen, oder?«
»Es wäre in Ordnung gewesen. Auf jeden Fall gab es keinen Grund, bis jetzt zu warten. Warum hast du das getan? Wolltest du uns absichtlich voneinander fernhalten? Es ist Wochen her!«
»Nein!« Es war das erste Mal in diesem Gespräch, dass sie ihn anlog, und dann wurde ihr klar, dass sie ihm die Wahrheit schuldete. Sie atmete tief aus und versuchte, seinem intensiven Blick auszuweichen. »Gus, ich kenne dich nicht. Ich wusste nicht, wie du auf die Nachricht reagieren würdest und was für eine Art von Vater du sein würdest. Ich wollte nicht, dass Rory jemanden in sein Herz schließt, der bald wieder in die Welt hinauszieht.«
Gus funkelte sie wütend an, und sie wich ein wenig weiter zurück.
»Du bist ein Abenteurer«, sagte sie leise. »Das ist dein Beruf. Es ist durchaus möglich, dass du wieder gehst.«
»Ich bin kein Abenteurer mehr!«, entgegnete er, immer noch wütend.
Sian wollte gerade etwas erwidern, als Richard erschien.
»Was ist denn hier los?«, fragte er »Ich habe laute Stimmen gehört.«
Sian
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