Sommer der Liebe
aus«, widersprach Sian.
»Das Ganze basiert tatsächlich auf der Vorlage für einen Dinosaurier«, gestand Penny lächelnd. »Und ich habe es mit den Verzierungen wahrscheinlich ein bisschen übertrieben.«
»Wo sind die Kerzen?«, fragte Rory, der sich offenbar sorgte, weil dieser entscheidende Teil auf beiden Geburtstagstorten fehlte.
»Hier!«, rief Fiona. Sie holte zwei Teller. Auf einem waren mit Zuckerguss fünf gestreifte Kerzen befestigt. Auf dem anderen lag eine dicke gebackene Fünf, in der fünf Wunderkerzen steckten.
»Was soll das denn?«, wollte einer der Väter wissen. »Das ist Betrug!«
»Penny und ich haben unabhängig voneinander beschlossen, unsere Kunstwerke nicht durch Kerzen zu verschandeln«, sagte Fiona.
»Also gut, Rory, blas die Kerzen aus, und wir schneiden den Kuchen an!«, erklärte Penny.
»Ja!«, riefen die anderen Kinder begeistert.
Während die Männer sich entspannt unterhielten, schnitten die Frauen den Kuchen an und servierten ihn. Die meisten wollten ihren mit nach Hause nehmen, und Sian hatte die Aufgabe, die Stücke einzupacken. Leider wurde ihre Fähigkeit, komplizierte geometrische Figuren zu schneiden, von ihrer emotionalen Anspannung beeinträchtigt.
Als endlich alle mit einem Stück Kuchen versorgt waren – in einigen Fällen sogar mit zwei, einem von jedem Kuchen – und die Kinder noch eine Stunde ausgelassen im Garten gespielt hatten, verabschiedeten sich die ersten Gäste.
Richard sagte zu Fiona: »Macht es dir etwas aus, wenn ich Sian und Rory jetzt nach Hause bringe? Sian sieht total erschöpft aus, und Rory ist es vermutlich auch.«
»Oh, aber ich möchte erst noch beim Aufräumen helfen«, wandte Sian ein, obwohl sie sich von ganzem Herzen wünschte, einfach gehen zu können. »Ich fühle mich gut, und Rory kann noch eine Weile fernsehen, wenn er sich wirklich ausruhen muss.«
»Natürlich kannst du das«, sagte Fiona zu Richard und ignorierte Sian.
»Ja«, stimmte Penny zu. »Ich werde Fiona helfen, Klarschiff zu machen, und später nachkommen. Du kannst Sian ins Bett bringen.«
»Ja«, wiederholte Gus, der plötzlich im Zimmer stand. »Bring Sian ins Bett, Richard .«
16
Als die Uhr endlich halb sechs morgens zeigte, stand Sian auf, froh darüber, sich nicht länger wach im Bett herumwälzen zu müssen.
Sie kochte sich eine Tasse Tee, ging in den Garten und setzte sich auf einen der Gartenstühle. Sie hatte sich eine alte Kaschmir-Strickjacke, die vom vielen Waschen schon ganz flockig war, über das Nachthemd gezogen. Es würde ein schöner Tag werden, aber Sian fror ein bisschen. Ob das an der Morgenkühle oder an ihrem Kummer lag, konnte sie nicht entscheiden.
Der Tau auf den Pflanzen verlieh allem, sogar dem Unkraut, weiche Konturen, sodass es wirkte wie glitzernder Samt. Alles, von den Rosen an der Pergola über die Bohnen, von denen Rory die ersten schon vor ein paar Tagen geerntet hatte, bis hin zu den Erdbeeren, sah wunderschön aus.
Der Anblick brachte Sian fast zum Weinen, nachdem sie so lange gegen die Tränen angekämpft hatte.
Sie umfasste ihren Becher, um sich zu wärmen, zog die Beine hoch und strich ihr Nachthemd über ihre Knie. Würde das Leben jemals wieder normal und friedlich sein?
Aus den Augenwinkeln bemerkte sie eine Bewegung jenseits der Gartenmauer. Ein Kopf mit dunklem Haar hüpfte auf und ab; jemand joggte über die Straße. Auch ohne das Gesicht zu sehen, wusste Sian, dass es Gus war. Wenn er noch ein Stück den Hügel hinauflief, würde er auf Augenhöhe mit ihr sein, und wenn er den Kopf hob, würde er sie sehen.
Im ersten Moment wollte Sian ins Haus fliehen, um Gus nicht zu begegnen, doch dann schüttelte sie den Kopf. Warum sollte sie das tun? Sie saß in ihrem Garten und genoss den frühen Morgen. Sie würde sich von niemandem vertreiben lassen. Wahrscheinlich würde Gus sie gar nicht bemerken.
Der Kopf verschwand aus ihrem Blickfeld. Zwei Sekunden später stand Gus im Garten. Er trug Shorts, Turnschuhe und ein zerrissenen T-Shirt. »Hallo«, sagte er.
Sian zuckte zusammen. Sie war nicht angezogen, wodurch sie sich verletzlich fühlte, und er war offenbar noch genauso wütend auf sie wie bei ihrer letzten Begegnung. Er schwitzte und strahlte etwas aus, das sie als Wut, ja sogar Hass interpretierte.
»Hallo«, erwiderte sie vorsichtig.
»Ist Richard da?«
Sie runzelte die Stirn. »Nein. Warum sollte er? Wolltest du ihn sprechen?«
Gus stellte einen Fuß auf eine Kiste mit Blumentöpfen und schien sich
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