Sommer der Liebe
Problem. Und auch nicht die Tatsache, dass sie immer noch etwas für Gus empfand. Das würde – musste – verblassen.
Und dann war da die Haus-Frage. »Wie hoch stehen die Chancen, dass ich in der gleichen Gegend etwas finden werde, das ich mir leisten kann?«, fragte sie laut, froh darüber, dass Rory immer noch friedlich schlief.
Penny antwortete nicht sofort. »Es wird schwierig«, gestand sie dann ein. »Doch du weißt, wie fit ich im Internet bin, ich kann dort alles finden.«
»Aber Luellas Haus ist erstaunlich günstig gewesen.«
»Du wirst Kompromisse machen müssen, vielleicht keinen so großen Garten mehr haben, aber dafür unter Umständen eine schönere Küche.«
»Es geht vor allem um die Gegend. Rory hat Freunde gefunden, und da ist die Schule. Die Schulleiterin der Fillhollow School ist sehr nett. Es wäre die perfekte Schule für ihn.«
»Du könntest ihn möglicherweise hinfahren. Dein neues Haus muss ja nicht am Ende der Welt liegen.«
Sie schwiegen wieder eine Weile. »Was ist mit Gus?«, fragte Penny. »Natürlich ist er umwerfend, aber ist er auch der richtige Mann für dich?« Hatte sie Sians Gedanken erraten?
»Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt mein Mann sein will. Er will Rorys Vater sein. Ich bin nicht sicher, ob das für ihn zusammengehört.« Alles war so verworren. Sian konnte im Augenblick nicht klar denken. Sie wusste, dass diese Nacht mit Gus etwas ganz Besonderes für sie gewesen war, aber ihr war auch klar, dass sexuelle Anziehungskraft sich wie richtige Liebe anfühlen, sich jedoch rasch verflüchtigen konnte. Sie musste diese leidenschaftlichen Gefühle Rory zuliebe vergessen und sich für das Richtige entscheiden.
»Wie findest du, dass Gus Interesse an Rory hat?«, fragte ihre Mutter vorsichtig.
»Natürlich freue ich mich darüber.« Das stimmte wirklich. »Aber …«
Penny sah sie an. »Aber?«
»Da ist auch noch Richard. Er will mich … und auch Rory, und er wäre als Mann und Stiefvater großartig. Solide, verlässlich, liebevoll. Wenn ich bei ihm einziehe – ihn vielleicht sogar heirate –, dann könnte ich in der Gegend bleiben. Er ist viel unterwegs, also hätte ich viel Zeit für mich, Rory und meine Arbeit, was ich schätze. Er wäre perfekt!«
»Du musst ihn mir nicht verkaufen. Ich meine, du schilderst mir seine Vorzüge, aber du hast das Wichtigste nicht erwähnt: Liebst du Richard?«
»Ich mag ihn! Ich respektiere ihn. Er ist ein Freund – er könnte mehr als mein bester Freund werden. Ich könnte ihn irgendwann lieben. So etwas passiert.«
»Du weißt, wie dein Vater und ich zu Richard stehen, wir haben ihn sehr gern. Doch warum solltest du Kompromisse eingehen? Warum solltest du mit jemandem zusammenleben, den du nicht von Herzen liebst? Selbst wenn derjenige Liebe für dich empfindet – und ich glaube, das tut Richard. Auf der Party hat er dich kaum einen Moment aus den Augen gelassen. Er ist ein guter Mann.«
»Ich weiß.«
»Womit ich nicht sagen will, dass Gus ein schlechter Mann ist. Aber wäre er ein guter Ehemann?«
Sian antwortete nicht. Das war die große Frage.
17
Als Sian und Rory ein paar Tage später mit dem Zug zurückfuhren, fühlte Sian sich gestärkt und hoffte, nun besser in der Lage zu sein, mit ihren Problemen fertig zu werden. Es ging doch nichts über ein paar Tage, in denen man verwöhnt wurde, um wieder optimistisch in die Zukunft zu blicken.
Sie hatte Mrs. Florence’ angeschlagenes Tischbein repariert (indem sie einen Engel dazugemalt hatte, um die Reparatur zu verdecken) und noch ein paar Aufträge erhalten. Einer, bei dem sie eine Weinranke auf ein Fenster gemalt hatte, war ihr so gut gelungen, dass sie Fotos davon in ihr Portfolio einfügen würde. Bei dem anderen Auftrag, für den sie den Entwurf noch zeichnen musste, sollte sich eine Schlange über einen altmodischen Toilettenwassertank ranken.
Penny hatte auch ein paar Häuser entdeckt. Sie lagen nahe der Fillhollow School und waren gerade noch erschwinglich, deshalb freute Sian sich darauf, sie zu besichtigen.
Und Rory hatte die Zeit bei seinen Großeltern auch sehr genossen. Er war verwöhnt worden und hatte mit seinem hingebungsvollen Großvater Ausflüge unternommen, während seine Mutter gearbeitet hatte.
Fiona holte sie am Bahnhof ab, lehnte es jedoch anschließend ab, noch eine Tasse Tee bei ihr zu trinken.
»Nein, nein, Liebes«, sagte sie. »Ihr müsst doch erst mal ankommen.« Als Rory in den Garten gelaufen war, um nach den Bohnen zu
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