Sommer der Sehnsucht
durch. Frauen sind wirklich verrückt!“
„Danke. Was sagt Traci eigentlich zu deiner Theorie?“ Seine Freundin, ein Model, reiste ständig durch die Weltgeschichte und war jetzt schon seit vier Wochen unterwegs.
„Sie sagt, ich sehe das falsch. Genau wie du. Das ist der Beweis.“
„Hm-hm, und wenn wir so verrückt sind, warum wollt ihr Typen immer Zeit mit uns verbringen?“
Kevin musste lachen und ging nicht auf die Frage ein. „Also, wo steckt Mr. Wunderbar heute eigentlich? Seit einer Woche hast du dich zum ersten Mal wieder mit mir zum Lunch getroffen. Sonst hattest du ja nur noch Augen für ihn.“
„Er hat eine Verabredung. Ich weiß aber nicht, mit wem“, erzählte Bella missmutig.
„Und natürlich glaubst du, er trifft sich mit einer Frau.“
Bella sah ihn mit großen Augen an. „Eigentlich nicht. Jedenfalls bis jetzt.“
Kevin seufzte. „Iss deinen Sprossensalat!“
„Sie macht mich wahnsinnig“, murmelte Jesse.
„Was nicht so schwer ist, wenn du mich fragst“, entgegnete Justice King, während er die Enden eines Stacheldrahts an einem Zaunpfosten befestigte.
„Sehr nett. Danke.“ Jesse schob die Hände tief in die Hosentaschen und blickte über die Felder und Hügel, die zu der Ranch seines Bruders gehörten. Der Himmel war wolkenverhangen, und ein kühler Wind wehte an diesem Nachmittag. Jesse fragte sich, ob der erste Herbststurm sich ankündigte.
Er hatte es geschafft, mit seinem Wagen in weniger als zwei Stunden hierher zu fahren. Das war es ihm jedoch trotz des Strafzettels, den er kassiert hatte, wert gewesen. Denn in Morgan Beach fiel ihm allmählich die Decke auf den Kopf. Es war an der Zeit gewesen, rauszufahren und ein bisschen Abstand zu bekommen. Von Bella. Aber auch, um den Kopf frei zu bekommen. Und eines der besten Mittel dafür war für Jesse immer noch, auf dem Highway das Gaspedal durchzudrücken.
Für seinen Geschmack hatten sie sich in der letzten Zeit etwas zu oft gesehen. Genau genommen jeden Tag und jede Nacht. Mittlerweile hatte sie sein Leben so sehr besetzt, dass Jesse es sich ohne sie gar nicht mehr vorstellen konnte. Wenn er bei ihr war, konnte er nicht von ihr lassen. Wenn er nicht bei ihr war, musste er an sie denken. Was zum Teufel passierte gerade mit ihm?
„Das ist eine ernste Angelegenheit, Justice“, sagte er und warf seinem älteren Bruder einen Blick zu.
„Was nicht schlecht sein muss“, entgegnete Justice und knipste ein Stück Draht ab, das er in die Tasche steckte. „Vielleicht wirst du langsam zu alt für den ‚Onenightstand der Woche‘ und bist bereit für etwas anderes. Was für immer.“
Bei dem Gedanken fröstelte Jesse fast. „Moment. Niemand hat jemals von ‚für immer‘ gesprochen.“
„Junge, du wirst ja ganz blass!“ Justice lachte und ging zurück zu seinem Truck, um dort sein Werkzeug zu verstauen. „Schön, dass ich das noch sehen darf.“
„Klar, bei dir lief ja auch immer alles gut.“
Mit einem Mal verging Justice das Lachen. „Was zwischen mir und Maggie war, hat damit nichts zu tun.“
„Ja, sicher, sprechen wir über mich, bloß nicht über Maggie.“ Jesse trat auf den staubigen Boden und sah seinen Bruder an.
„Du wolltest zu mir, Jesse. Schon vergessen?“, entgegnete Justice und klopfte sich den Staub vom Rand seines Cowboyhuts. „Wenn du Probleme mit einer Frau hast, dann sind das deine , und nicht meine.“
„Gut. Vergiss es einfach, du verschlossener Dickschädel.“ Justice hatte nie ein Wort darüber verloren, was zwischen ihm und seiner Frau schiefgelaufen war. Geschweige denn darüber, weswegen sie sich eines Tages aus heiterem Himmel getrennt hatten. Ein Jahr war das jetzt her, aber Jesse hatte immer noch war kein Wort dazu aus seinem Bruder herausbekommen.
Nach einem kurzen Moment platzte Jesse schließlich heraus: „Sieh mal, du bist der Einzige von uns, der jemals verheiratet war. Wen soll ich denn fragen?“
„Travis zum Beispiel. Oder Jackson. Oder Adam oder sonst wen. Wir haben doch genügend Cousins!“
„Die leben aber alle woanders – im Gegensatz zu dir.“
„Ich Glücklicher.“
„Wie, um Himmels willen, geht ein Mann damit um, nur noch eine Frau in seinem Leben zu haben?“, fragte Jesse. „Ich kenne das nicht. Ich hatte noch nie eine Dauerfreundin. Und ich wollte auch noch nie eine. Ich mag dieses Gefühl nicht, am Haken einer Frau zu zappeln.“
„Dann schwimm doch weiter“, erwiderte Justice.
„Aber Bella ist anders als alle anderen Frauen“,
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