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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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von eins bis zehn: Wie sehr sehnst du dir heute den Tod herbei?«
    Maggie grinste. »Kein Kommentar.«
    »Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst«, sagte Rhiannon. »Als ich noch mit Liam verheiratet war, bin ich auch schwanger geworden. Das merkte ich kurz nach dem Tag, an dem er mich das erste Mal geschubst hat und ich wusste, dass ich mich von ihm trennen würde. Obwohl sich das wahrscheinlich schon lange vorher entschieden hatte. Ich bin wohl doch nicht der Typ fürs häusliche Leben.«
    Maggie war das vollkommen neu.
    »Er ist handgreiflich geworden?«, sagte sie.
    »Ja, das war sein kleines Hobby.«
    Sie sprach so beiläufig davon. War Gabes Verhalten damit auch nur ansatzweise vergleichbar?
    »Und was hast du dann gemacht?«, fragte Maggie.
    »Abgetrieben. Ich hab’s ihm nie erzählt.«
    Maggie atmete tief durch. »Krass.«
    »Ja. Nachdem du gestern Abend gegangen warst, habe ich über deine Situation nachgedacht. Du bist mutig. Ich bin froh, dass du mit mir darüber gesprochen hast. Ich habe es damals niemandem erzählt. Man könnte denken, dass die beste Freundin, die Mutter oder der Ehemann die ersten sind, denen man es erzählt. Mein Mann war offensichtlich disqualifiziert. Mit meiner besten Freundin hatte ich schon über ein Jahr nicht mehr gesprochen. Und mit meiner Mutter habe ich in meinem ganzen Leben über nichts Tiefgründigeres als die Tennis Championships geredet.«
    Maggie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihre Beziehung zu ihrer Mutter war das andere Extrem. Als Maggie als Jugendliche einmal übers Wochenende bei ihrem Vater war, hatte Kathleen nicht nur ihr Tagebuch gelesen, sondern sogar Notizen an den Rand gekritzelt. Zum Beispiel: Diese negative Einstellung gegenüber deinem Körper ist leider weit verbreitet, aber du musst sie als das erkennen, was sie ist: Ein Symptom des krankhaften Körperkults in unserer Gesellschaft . Oder: Dieser Esel hat dich überhaupt nicht verdient. Erinnert mich an einen, mit dem ich im College geschlafen habe. Später stellte sich heraus, dass er schwul war.
    Zwanzig Jahre nüchtern und jede Menge Berufserfahrung als psychologische Betreuerin auf dem Buckel und Kathleen hatte noch immer kein Gefühl dafür, was man mit wem teilen konnte. Mit zweiunddreißig Jahren entdeckte Maggie jetzt langsam die »Grenzen zwischen den Generationen«, wie ihre Therapeutin es nannte. Kathleen war mehrfach ohne Ankündigung nach New York gekommen, hatte in Maggies kleiner Wohnung gehaust und zwei, drei Wochen hintereinander mit ihrer Tochter in einem Bett geschlafen. Maggie machte das wahnsinnig, aber sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihre Mutter wegzuschicken oder zu bitten, sich wie andere Eltern ein Hotelzimmer zu nehmen. Und wenn dann Kathleens Abreisetag kam, weinten doch beide.
    »Ich habe mich immer nach mehr Abstand zwischen mir und meiner Mutter gesehnt. Sie erzählt mir mehr von sich, als mir lieb ist«, sagte Maggie und hatte sofort ein schlechtes Gewissen. »Manchmal würde ich für eine Mutter, die nur über Tennis redet, meinen rechten Arm geben.«
    »Und warum hast du ihr noch nichts von dem Baby gesagt?«, fragte Rhiannon.
    »Ihre Reaktion würde meine Entscheidung beeinträchtigen, und ich wollte mir erstmal selbst eine Meinung bilden. Ist das nachvollziehbar?«
    Rhiannon nickte. »Irgendwie beneide ich dich um eure Beziehung. Bevor ich weggegangen bin habe ich alles versucht, um meine Mutter zum Reden zu bringen«, sagte sie. »Ich wollte Schluss machen mit dieser Falschheit zwischen uns und sie dazu bringen, sich mit mir auseinanderzusetzen und auszusprechen, was sie mir nicht verzeihen konnte, was sich in einer Familie eben im Lauf der Jahre so anstaut. Aber sie wollte nicht, oder konnte nicht.«
    Maggie fragte sich, was zwischen Rhiannon und ihrer Mutter passiert sein konnte. Sie wollte mehr wissen, aber Rhiannon sagte nun in einem neuen Ton, der signalisierte, dass sie nicht weiter darauf eingehen wollte: »Kennst du auch so jemanden oder ist das eine schottische Spezialität?«
    »Meine Großmutter ist auch so«, sagte Maggie. »Sie weigert sich, mit mir über Bedeutungsvolleres als das Klopapierangebot im Supermarkt zu reden.«
    Sie fuhren eine Weile schweigend dahin, im Hintergrund lief das Radio. Maggie dachte an Gabe und fragte sich, ob sie jemals wieder den Kopf auf seine nackte Brust legen würde. Würde sie irgendeinen ihrer gemeinsamen Lieblingsorte ohne ihn besuchen können? Das kleine Kino in Brooklyn mit seinen hundertfünfzig

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