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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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dann war da das Schuldgefühl, die Hausmarke der Religion, in die sie hineingeboren war. Als Kathleen ihrem Vater versprach, auf Alice aufzupassen, hatte sie nicht bedacht, wie schwer das sein würde. Ihr war klar, dass Frauen in ihrer Situation nicht so weit weggehen sollten. Es wurde von einem erwartet, dass man in der Nähe der Kinder und der alternden Eltern blieb und die mittleren Lebensjahre ihrem Wohlergehen opferte, egal, was sie einem früher angetan hatten. Ganz egal.

Maggie
    M aggie und Rhiannon hatten verabredet, am Dienstagmorgen loszufahren. Als Maggie aufwachte, hatte Gabe noch immer nicht angerufen. Erst durch das heftige Gefühl der Enttäuschung wurde ihr klar, wie sehr sie gehofft hatte, er würde es sich noch einmal anders überlegen. Jetzt fühlte sie sich schwermütig und mutlos. Aber irgendwie schaffte sie es in die Dusche und war pünktlich fertig. Höflichkeit hat Priorität, dachte sie. Woher um Herrgottswillen hatte sie dieses gute Benehmen? Wahrscheinlich daher, dass sie einfach immer das Gegenteil von dem tat, was sie bei ihrer Mutter beobachtet hatte. Und vermutlich auch von Tante Ann Marie.
    Maggie trat mit einer Reisetasche über der Schulter vor Rhiannons Wohnungstür. Sie hatte umgepackt und nahm nur noch die Hälfte mit, weil sie ja nur ein paar Tage bleiben würde.
    Sie klopfte und Rhiannon tauchte in einem Baumwolltuch auf, das auf halber Höhe des Oberschenkels endete. (»Deine Knie sollten eine Party schmeißen und den Rock von oben einladen«, hatte Maggies Großvater immer gesagt, wenn er sie in einem Kleid sah, das er für zu kurz hielt.)
    Maggie hatte bei der Wahl ihrer Kleidung kein Geschick. Die perfekt geformten Körper der New Yorker Frauen, ihre Fähigkeit, bei allen Wetterlagen mit Pfennigabsätzen herumzuspazieren und ihr eiserner Wille, wenn im Restaurant ein Brotkorb auf dem Tisch stand, erstaunten sie. Wenn es nach ihr ginge, sollte jeder in einem Kartoffelsack herumlaufen. Das würde doch faire Bedingungen schaffen.
    Ihre Jeans Größe 32 war vorhin beim Anziehen noch bequem gewesen, aber jetzt kam sie ihr plötzlich eng wie eine Schlangenhaut von, und Maggie musste sich in Erinnerung rufen, dass sie schwanger war (verbat sich aber die Einsicht, dass die Jeans ihr schon lange nicht mehr richtig passten).
    Um viertel nach neun saßen sie im Auto, und um halb zehn hielten sie das erste Mal zum Essen an. Rhiannon tankte, während Maggie in den Laden ging, um zu bezahlen und ihnen etwas zum Frühstück zu besorgen.
    »Irgendwas super Süßes mit ’nem Kilo Butter drin«, verlangte Rhiannon überraschend.
    »Die Einstellung gefällt mir.«
    Maggie ging zu einer Instrumentalversion von »Open Arms« von den Journeys durch die Regalreihen. Vor ein paar Wochen hatte Gabe das Lied in betrunkenem Zustand bei der Karaoke-Geburtstagsparty eines früheren Arbeitskollegen gegrölt.
    Sie wusste nicht genau, wie weit sie schon gekommen waren. Queens vielleicht?
    Ihr Handy steckte in der Hosentasche und war auf Vibrationsalarm gestellt. Sie nahm eine Packung Minidonuts mit Puderzucker vom Haken von der Wand mit Fertigprodukten.
    Der Mann an der Kasse trug ein Kreuz groß wie ein Ziegelstein um den Hals. Sie dachte an das winzige silberne Kruzifix, das sie als Kind getragen hatte; ihre Großmutter und Tante Ann Marie trugen bis heute so eines. Ein bescheidenes Kreuz wie dieses, das man unter der Bluse trug, sprach in schlichter Sprache von der Liebe seines Trägers zu Gottes Sohn. Ein Kreuz wie das am Hals dieses Mannes sagte: »Ich will, dass andere denken, dass ich für Gott was übrig hab.«
    »Schöner Tag für einen Ausflug«, sagte er, während er ihren Einkauf in die Kasse eingab. »Haben Sie ein Glück, dass Sie nicht wie unsereins hier festsitzen.«
    Sie wollte gerade schon auf ihren Kopf zeigen und erwidern: »Und Sie haben Glück, dass Sie nicht wie ich hier festsitzen.«
    Stattdessen lächelte sie und sagte: »Schönen Tag noch.«
    Im Auto öffnete Maggie die Tüte mit den Donuts und reichte Rhiannon einen.
    »Treten Sie aufs Pedal, Fahrer!«, sagte sie.
    Sie war Rhiannon für ihre Hilfe und Aufmerksamkeit dankbar. Aber sie wurde auch das Gefühl nicht los, dass sie jetzt eigentlich bei Gabe sein müsste, dass sie zu zweit in seinem schnellen Auto lachend Radiolieder mitsingen sollten. War es doch ein Fehler gewesen? Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu weinen, und kam sich vor wie ein kleines Mädchen.
    »Und?«, sagte Rhiannon fröhlich. »Auf einer Skala

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