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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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der Arbeit zu versuchen. Sie war zu verstört, um mit der Sekretärin Höflichkeiten auszutauschen. Als er ranging, erzählte sie ihm alles in einem Atemzug.
    »Du musst ihn missverstanden haben. Das würde meine Mutter nie tun«, sagte Pat, aber Ann Marie erkannte an seinem Ton, dass sich in seinem Kopf schon alles drehte. Genau so etwas würde Alice tun, und das wussten sie beide.
    »Verdammt«, rief er plötzlich, und sie erschrak. »Ich komme gleich nach der Arbeit hoch, dann bringen wir sie zur Vernunft.«
    Sie nickte: »Gut. Oh, aber Maggie ist auch hier.«
    »Na und?«
    Ann Marie senkte die Stimme, als könnte sie hier draußen im Auto irgendjemand hören: »Willst du das wirklich in Maggies Gegenwart besprechen?«
    Maggie würde unter Garantie Kathleen davon berichten, aber sie konnten die Einmischung seiner Schwestern jetzt wirklich nicht gebrauchen. Die Situation war schon haarig genug.
    »Maggie ist in vier Tagen weg, und dann kommst du her«, sagte Ann Marie. »Sollten wir das nicht abwarten und dann mit Alice sprechen?«
    »Okay«, willigte er ein. »Vielleicht ist es auch besser, darüber zu schlafen und ein paarmal tief durchzuatmen. Ich frage mich nur, ob sie es wirklich ernst gemeint hat, als sie ihm das versprochen hat. Vielleicht hat sie ja noch gar nichts unterschrieben. Ich sprech mal mit Jim Lowenthal über die rechtliche Lage.«
    Der Anwalt. Ann Marie kamen die Tränen. Sie wusste einfach nicht, wie sie die nächsten Tage überstehen sollte, und schon gar nicht die Mittagessen mit Alice und diesem grässlichen Pfaffen. Was für ein Glück, dass Maggie da war. In ihrer Gegenwart war es weniger wahrscheinlich, dass Ann Marie etwas sagte, das sie später bereuen würde.
    Als könne er ihre Gedanken lesen, sagte Pat: »Willst du nicht doch nach Hause kommen, und wir fahren am ersten zusammen wieder hin?«
    Wenn sie nicht auf die Lieferung ihres Puppenhauses hätte warten müssen, hätte sie vielleicht zugestimmt, aber so konnte sie hier nicht weg.
    Sie versuchte, positiv zu klingen: »Nein, es wird schon gehen. Weißt du, ich begreife einfach nicht, wie deine Mutter uns das antun kann.«
    Kaum waren die Worte ausgesprochen, war Ann Marie klar, dass es sich nicht lohnte, darüber nachzudenken. Die Kellehers waren eben einfach verrückt.
    Und plötzlich wollte Ann Marie auch durchdrehen. Sie hatte das starke Bedürfnis, etwas Böses zu tun und erinnerte sich daran, wie ihr Bruder als kleiner Junge vor anderer Leute Hauseingängen Hundehaufen zur Explosion gebracht hatte, und daran, wie er jede einzelne Tulpe in Nachbars Vorgarten geköpft hatte.
    Sie wollte sagen, dass seine Familie sie noch ins Grab bringen würde, aber sie musste auch an Pats Gefühle denken, also schwieg sie vorläufig.

Kathleen
    A cht Kilometer vor Cape Neddick hielt Kathleen an einer Tankstelle, um Zigaretten zu kaufen. Auf der Fahrt vom Flughafen hierher hatte sie sich schon durch eine Packung Marlboro Gold und zwei Snickers gearbeitet.
    Das letzte Mal hatte sie mit siebzehn geraucht, und auch da nur ein- oder zweimal. Arlo wäre entsetzt, aber der Glückliche war ja zuhause in Kalifornien. Er war schlau genug gewesen, gar nicht erst Kinder zu produzieren, und würde nie wissen, wie es ist, wenn man fast umkommt vor Sorge um jemanden, der seine eigenen Entscheidungen treffen kann. Das machte Kathleen unfairerweise ungeheuer sauer auf Arlo. Im Augenblick war sie auf eine ganze Menge Leute sauer. Auf Maggie, weil sie ihr diesen Schock per E-Mail zugemutet hatte. Auf Arlo, weil er so tat, als wäre es keine Tragödie. Auf Gabe, der natürlich für dieses Desaster verantwortlich war. Und am allermeisten auf das ganze Kellehergesocks, weil die es immer wieder fertigbrachten, sie in ihre alten Verhaltensmuster zu jagen und daran zu erinnern, dass sie unter der Oberfläche kalifornischer Gelassenheit und den vorgeschützten Mantras der Anonymen nach wie vor das wütende Mädchen war, das sich nicht im Griff hatte.
    Unter diesen Umständen war Rauchen noch gar nichts.
    Kathleen fuhr langsam, versuchte sich zu entspannen und rief sich in Erinnerung, dass das Leben chaotisch war und Konflikt unvermeidlich. Das hieß aber nicht, dass man gleich zusammenbrach.
    Nachdem sie vor fünf Tagen Maggies E-Mail gelesen hatte, hatte sie wie versteinert dagesessen. Seit Maggie nach New York gezogen war, hatte Kathleen sich ununterbrochen um die Sicherheit ihrer Tochter gesorgt, hatte Angst vor Handtaschendieben, Lustmördern und den vielen

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