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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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Antwort lauten würde.
    »Mit der was ?«
    »Mit Ihrer Pressestelle.«
    »Augenblick, bitte.«
    Dann war sie in einer Warteschleife und hörte eine Countrysängerin schmettern, wie schön es wäre, wenn irgendjemand (ihr Kind?) tanzen gehen würde. Ziemlich kitschig, und trotzdem hatte Maggie einen Knoten im Hals. Sie seufzte, denn sie konnte es nicht ausstehen, wenn sie in Selbstmitleid versank.
    In den letzten Wochen hatte sie viel über den Horror der Geburt nachgedacht, darüber, was dem Baby alles Schreckliches passieren könnte, wie sie die ärztliche Betreuung während Schwangerschaft und Geburt finanzieren sollte und ob Gabe nicht vielleicht doch in letzter Sekunde in strahlender Rüstung auftauchen würde, um sie zu retten. Aber jetzt hatte sie mit anderen Ängsten zu kämpfen, und die hatten damit zu tun, dass Alice, Kathleen und Ann Marie so einen Wirbel um sie und ihre Zukunft gemacht hatten. Noch war Maggie ein unbeschriebenes Blatt: Kinderlos und unverheiratet stand sie noch ganz am Anfang. Nach der Geburt wäre all das unwiederbringlich vorbei. Die Geburt war ein Schritt in den nächsten Lebensabschnitt, in dem sich keiner mehr um sie kümmern würde, jedenfalls nicht so wie früher. Dann würde sie sich nicht mehr im Bett verkriechen oder sich selbstzerstörerisch gehenlassen können.
    Letzteres hatten ihre Mutter und Großmutter getan, aber sie konnte das nicht. Bei ihr sollte das aufhören. Sie würde es sich einfach nicht gestatten.
    Vielleicht wäre es besser gewesen, mit zweiundzwanzig und nicht mit zweiunddreißig das erste Kind zu haben. Damals war sie noch jung und naiv genug gewesen, sich vier bis fünf Kinder zu wünschen. Vielleicht kamen Mütter wie Ann Marie auf genau diese Weise zustande: Sie stürzten sich kopfüber ins Familienleben, bevor sie überhaupt wussten, was das eigentlich bedeutete. Sie geizten nicht mit ihrer Zeit, weil sie die Erfahrung nie gemacht hatten, als Erwachsene mehrere Samstage im Bett zu verbringen und sich hintereinander alle Meg-Ryan-Filme reinzuziehen. Sie hatten niemals ein ganzes Wochenende in der Wohnung verbracht, weil ihnen einfach danach war.
    Nach allem, was Maggie gelesen hatte, war es unter Müttern Mode, sich über ihre Kinder zu beschweren. Es gab ganze Websites zur Trauerarbeit um die unterschiedlichsten Gegenstände und Körperteile, die die Kinder verunstaltet hatten. Die Trinkenden Mamas United trafen sich wöchentlich in einer Bar in Brooklyn. Es gab Foren, auf denen Mütter jedes kleinste Problem teilten, jeden Tropfen verschütteten Apfelsaft, jede noch so geringe Verspätung des Babysitters und deren Konsequenzen, jeder scheußliche Wutanfall des Kindes, nach dem sie am liebsten weggerannt wären. Sie gaben vor, unglücklich zu sein und schienen gleichzeitig zufrieden mit sich, das zugeben zu können. Aber warum hatten sie dann Kinder? Vielleicht war dieses exzessive Mitteilungsbedürfnis im Vergleich zu den vielen amerikanischen Hausfrauen, die ihre Bedürfnisse über Generationen hinweg unterdrückten, die immer nur schufteten und dabei lächelten, sogar gesund. Aber Maggie fragte sich doch, ob das Jammern es nicht letztendlich schwerer machte.
    Immer noch die Warteschleife. Jetzt erklärte ihr die Sängerin, das Leben sei manchmal schwer, aber doch auch ein Abenteuer; die Liebe sei ein Fehler, aber den mache jeder.
    Sie hängte ein und legte den Kopf auf die Tischplatte. Dann hörte sie plötzlich Schritte auf dem Kiesweg, der vom Sommerhaus herüberführte. Das musste Kathleen sein, also nahm sie den Hörer wieder in die Hand und tat so, als sei sie mitten im Gespräch.
    Um Himmels Willen, so weit war es schon gekommen?
    Aber niemand betrat das Haus, und als Maggie den Kopf aus dem Fenster steckte, sah sie nur zwei mümmelnde Kaninchen im Gras.
    »Vielen Dank. Auf Wiedersehen«, sagte sie zu ihrem fiktiven Gesprächspartner. Nur für den Fall, dass sie jemand beobachtete.
    Maggie atmete den Duft der Pinien und der salzigen Meeresluft tief ein. Der Juni war fast vorbei. Bald musste sie hier weg.
    Sie konnte sich nur schwer vorstellen, in ihre alte Wohnung in der Cranberry Street in Brooklyn zurückzukehren. Ihr Leben dort wäre vollkommen unverändert: Morgens würde sie am Fenster sitzen und die frühen Pendler Pappbecher mit dampfendem Kaffee vor sich hertragend zur U-Bahn eilen sehen. Sie würde die durchtrainierte, dynamische Frau in Elasthan bewundern, die, während sie auf den Bus wartete, ihre Rumpfhebe- und -beugeübungen auf

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