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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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sich nach wie vor weigerte (schlaues Kind), davon überzeugt hatte, zu ihr nach Kalifornien zu ziehen. Maggie hatte darauf bestanden, dass sie zumindest das Sommerhaus räumten und zu Alice hinüberzogen, und Kathleen hatte schließlich eingewilligt. Jetzt waren die beiden also bei Alice im Neubau einquartiert, und Ann Marie, Pat und die Brewers würden wie geplant zusammen im Sommerhaus wohnen.
    So daneben wie in der letzten Woche hatte Kathleen sich noch nie benommen, und das sollte was heißen. Schon ihre Gegenwart machte Ann Marie nervös, und ihr wurde klar, dass Kathleen sie alle in Verlegenheit bringen würde, wenn sie vor den Brewers einen ihrer Anfälle haben würde. Maggies Schwangerschaft machte Kathleen schwer zu schaffen. Sie sagte zwar, sie sei hergekommen, um Maggie zu helfen, aber in Wirklichkeit hatte ihre Ankunft nur den Druck auf das Mädchen erhöht.
    Ann Marie hatte die Geschichte ja auch ganz schön mitgenommen. Nachts lag sie lange wach, machte sich Sorgen um die arme Maggie und fragte sich, wie sie ihrer Nichte helfen könnte. Sie wollte ihr klarmachen, dass ihre Lage sicherlich nicht einfach war, aber dass Gott ihr zur Seite stehen würde. Wie viele Frauen konnten denn schon ehrlich von sich sagen, ihre Schwangerschaften wirklich geplant zu haben? Es war nicht die Bereitschaft der Eltern, die den richtigen Zeitpunkt ausmachte, sondern die Existenz des Kindes. Gezeugt, nicht geschaffen , hieß es doch im Bekenntnis von Nicäa. Ann Marie machte sich Sorgen, Kathleen könne ihre Tochter dazu bringen sich der Verantwortung zu entziehen, die Schwangerschaft abzubrechen oder das Kind nach der Geburt wegzugeben, als wäre dieses neue Leben nicht aus einem ganz bestimmten Grund zu ihr gekommen.
    Vielleicht sollte Ann Marie Maggie mal von Deidre erzählen. Die älteste Tochter ihrer Schwester Susan hatte alles versucht, um schwanger zu werden. Sie hatte dreißigtausend Dollar für zwei künstliche Befruchtungen ausgegeben und dabei zwanzig Kilo zugenommen, und dann hatte es doch nicht geklappt. Sie hatte es ein drittes Mal versucht und schließlich nach vier verzweifelten Jahren Drillinge bekommen.
    Ann Maries Mutter hatte getobt und Susan immer wieder gesagt, dass die katholische Kirche derlei Methoden nicht gutheiße, dass dabei Millionen von Embryonen umkämen und dass nur Gott entscheide, ob ein neues Leben entstehe. Das war leicht gesagt, wenn man wie Ann Maries Mutter mühelos vier Kinder geboren hatte. Ann Marie hielt sich für eine gute Katholikin, aber sie wusste genau: Wenn Petrischalen und Labore ihre einzige Hoffnung auf eigene Kinder gewesen wären, hätte sie keinen Augenblick gezögert.
    Ihre Mutter gehörte zu der Generation verheirateter Katholikinnen, die in der Kirche noch darum gefleht hatten verhüten zu dürfen, um zu verhindern, dass ihre Familien über eine bewältigbare Größe hinauswuchsen. Als ihr Gesuch abgelehnt wurde, gehorchten sie, und so reproduzierten sie sich wie die Karnickel und hatten zehn, zwölf, vierzehn Kinder. Unzählige dieser Frauen starben jung, weil ihre Körper einfach ausgelaugt waren. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, fragte Ann Marie sich, ob es nicht doch ein bisschen absurd war, dass zölibatär lebende Männer bestimmen durften, wer zu welchem Zeitpunkt Mutter wurde.
    Ebenfalls wegen der Kirche war Alice der Meinung, dass Maggie ihren grässlichen Exfreund heiraten sollte. Und auch Ann Marie hatte darüber nachgedacht. Wenn Maggie ihre Tochter wäre, hätte sie eine Heirat vielleicht für unerlässlich gehalten, komme was wolle. Aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ihre Nichte mit Gabe eine Familie gründete. Allein war Maggie doch besser dran, und das sah Kathleen offensichtlich genauso.
    Ann Marie hatte Pat erzählt, dass seine Schwester noch nicht abreisen wollte. Er hatte gereizt reagiert, aber es Kathleen gegenüber nicht zur Sprache gebracht. Es gab momentan Wichtigeres, schließlich wollte Alice die Häuser weggeben. Pats Anwalt hatte gesagt, dass der Besitz den Papieren nach Alice gehöre, sie also frei darüber verfügen könne, obwohl Pat den Neubau gebaut und seit dem Tod seines Vaters die Grundsteuer und die Versicherung bezahlt hatte. Wenn sie das Haus nicht verlieren wollten, konnten sie nur noch hoffen, dass Alice es sich noch einmal anders überlegte. Das machte Ann Marie wütender denn je.
    Alice hatte Pats Anrufe die ganze Woche über unbeantwortet gelassen und sich Ann Marie gegenüber verhalten, als wäre

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