Sommer in Maine: Roman (German Edition)
einziehe.«
»Nicht so laut«, flüsterte er.
»Er weiß es also nicht«, sagte sie und fragte sich, ob das nur sehr schlecht war oder schlimmer als schlecht.
»Ich wollte nach Maine mit dir über diese Geschichte mit dem Zusammenziehen sprechen«, sagte er. »Bist du sicher, dass wir schon soweit sind?«
Sie setzte sich aufs Bett. Ihre Magensäure kochte hoch und sie nahm ein paar Gelusil aus ihrer auf dem Boden liegenden Handtasche und zerkaute sie langsam. Sie hätte ihm jetzt gerne gesagt, dass sie schwanger war. Aber sie würde es nur ein einziges Mal sagen können, und es sollte doch der richtige Moment sein. Stattdessen sagte sie also: »Du hast mich doch gefragt, ob ich einziehen will.«
»Hey, immer langsam«, sagte er. »Ich hab lediglich gesagt, dass ich darüber nachgedacht hätte. Du hast das dann weitergesponnen.«
Sie atmete tief durch: »Das kann alles nicht wahr sein.«
»Süße, entspann dich doch. Du hast deine Wohnung doch noch nicht gekündigt, oder?«
»Nein, noch nicht. Aber verdammt, Gabe, das wollte ich jetzt irgendwann machen.«
Sie wünschte, dass sie es schon getan hätte.
»Hast du aber nicht! Dann wohnen wir eben noch ein Jahr getrennt. Das ist doch keine große Sache.«
Es ist also keine große Sache, dass ich es schon allen erzählt habe? Meinen Kollegen, meiner Familie, meinen Eltern – allen? Dass ich im Kopf schon diese ganze verdammte Wohnung neu eingerichtet und Allegras Cousine meine Wohnung ab dem ersten August versprochen habe? Es ist keine große Sache, dass ich in sieben Monaten unser Kind zur Welt bringe?
»Ich verstehe das nicht«, sagte sie. »Wir reden doch schon die ganze Zeit davon.«
»Du redest die ganze Zeit davon«, sagte er. »Ich wollte uns nicht den Urlaub verderben, aber als ich mit Cunningham gesprochen habe, hat er gesagt, dass er noch nicht ausziehen will, und ich kann ihn doch nicht einfach im Stich lassen. Du sagst doch immer, dass ich mich meiner Verantwortung nicht entziehen soll.«
Er brachte es nicht einmal fertig, eine feste Arbeit zu finden und sich, wie versprochen, um sie zu kümmern, wenn sie krank war. Und jetzt sollte sie ihn dafür bewundern, dass er sich verpflichtet fühlte, weiter mit Ben zusammenzuwohnen?
»Also wusste Cunningham, dass ich nicht einziehen würde, bevor ich es wusste«, sagte sie.
Wut stieg in ihr auf, eine Wut, die sich in Traurigkeit und Angst verwandeln würde, sobald Gabe nicht mehr da war. Deshalb musste sie das alles jetzt unbedingt wieder einrenken.
»Was ist mit meiner Wohnung. Wieso ziehst du nicht bei mir ein? Oder wir suchen uns eine neue Wohnung und Cunningham sucht sich einen Mitbewohner übers Internet«, sagte sie.
»Wie? Jemand ganz fremdes?«, sagte Gabe, als teilten sich nicht fast alle New Yorker mit Fremden die Wohnung. »Warum willst du eigentlich unbedingt, dass wir zusammenziehen? Was ist schon der Unterschied?«
Weil ich zweiunddreißig bin. Weil meine Cousine Patty im gleichen Alter schon drei Kinder und ein eigenes Haus hat. Weil ich wissen will, wann du abends nach Hause kommst. Weil ich dich liebe.
»Es war doch deine Idee«, sagte sie.
»Weil ich dachte, dass du es so willst.«
»Ich will es ja auch!«
»Ich aber eigentlich nicht. Du willst doch vor allem zusammenziehen, um mich besser kontrollieren zu können.«
Sie schüttelte den Kopf. Das musste ein Traum sein.
»Ganz genau«, sagte sie. »Ich dachte, dass du dann vielleicht endlich mit dem Lügen aufhörst, aber da hab ich mich wahrscheinlich getäuscht.«
»Ja, das hast du«, sagte er. »Aber immerhin musstest du diesmal nicht meine E-Mails durchforsten, um das herauszufinden.«
Die Schnüffelei war falsch. Das wusste Maggie, obwohl es sich nie falsch anfühlte, wenn sie es gerade tat. Es gab ihr irgendwie einen Kick, seine E-Mails zu lesen, während er joggen war oder unter der Dusche stand. Maggie sagte sich dann, dass sie nur noch ein letztes Mal überprüfen wolle, ob Gabe sich auch benahm. Aber natürlich fand sie immer irgendetwas: Manchmal war es eine Nachricht, die bewies, dass er sie belogen hatte und gar nicht da gewesen war, wo er zu sein vorgegeben hatte. Manchmal war es ein viel zu freundlicher E-Mail-Wechsel zwischen ihm und einer seiner Exfreundinnen. Danach war sie dann am Boden zerstört, konnte aber nicht mit Gabe über den plötzlichen Stimmungswandel sprechen.
»Ronald Reagan hat immer gesagt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser«, hatte sie Allegra erklärt, um ihre Stichproben zu
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