Sommer in Maine: Roman (German Edition)
Lügen, die er erzählt hatte, vergessen ließ. Vielleicht gab es ja doch Hoffnung für ihre Beziehung.
»Mir ist es ernst mit uns«, sagte er. »Ich habe sogar schon überlegt, dir vorzuschlagen, hier einzuziehen.«
Ihr Gefühl sagte ihr, dass das ein Trostpreis war und dass es noch lange nicht hieß, dass Gabe bereit war, Vater zu werden. Und trotzdem machte sie der Gedanke überglücklich. Er wollte mit ihr zusammenwohnen. Sie waren also schon einen Schritt weiter. Maggie dachte daran, dass ihre Mutter und ihre Freunde sie für verrückt erklären würden, aber dann sagte sie Ja, sie würde sehr gerne mit ihm zusammenleben. Sie las sein Angebot als Zeichen dafür, dass alles gut gehen würde. Früher hatte sie nicht an Zeichen geglaubt, aber früher hatte sie auch nie eines so dringend gebraucht wie jetzt. In jener Nacht verbannte Maggie alle Zweifel und strich sich über den flachen Bauch, während Gabe neben ihr schlief. Bald würde sich alles für immer ändern.
Am nächsten Morgen wollte sie wissen, ob er sich auch sicher war, und er antwortete Ja, und dass er sie liebe und jeden Morgen neben ihr aufwachen wolle. Sie fragte, ob sein Mitbewohner damit einverstanden sei. Ben Cunningham war neben Rich Hayes Gabes bester Freund. Die drei kannten sich schon seit ihrer Kindheit, und Gabe sprach von ihnen wie von einer Einheit: »Cunningham und Hayes«, »Hayes und Cunningham«. Aber meistens nannte er sie nur »die Gangster«.
Gabe sagte dazu nur, dass er die Wohnung gefunden habe und es deshalb auch seine Entscheidung sei, was damit geschehe. Außerdem war Ben wie Gabe vierunddreißig und tönte seit Längerem, dass er eigentlich zu alt war, um mit einem Kumpel zu wohnen und irgendwann in den sauren Apfel beißen müsse und mit seiner Freundin Shauna zusammenziehen sollte, mit der er seit sieben Jahren zusammen war. Dass er sie betrog, seit er aus ihrer Heimatstadt in Connecticut, wo sie noch immer wohnte, weggezogen war, spielte anscheinend keine Rolle.
Maggie war sich sicher, dass ihr Einzug der Beziehung gut tun würde. Kein Streit mehr darüber, wer bei wem übernachtete, kein ständiges Hin- und Herschleppen ihres Föns zwischen Büro und dieser oder jener Wohnung. Es würde nicht mehr vorkommen, dass sie in der Küche Nudeln kochte und jemand anderes als ihr Freund durch die Wohnungstür spazierte.
Bisher hatte sie immer das Gefühl gehabt, Gabe hinter sich her zu schleifen, aber das war jetzt vorbei. Er wollte mit ihr zusammenleben, und sie hatten schon mehrere Monate lang keine wirklich schlimme Auseinandersetzung gehabt.
Jetzt stand seine Reisetasche neben ihrem Koffer im Schlafzimmer, und sie saßen auf dem Wohnzimmersofa und aßen Gabes Eierkuchen. Maggie sah fern, während er in seiner Sports Illustrated blätterte. Cunningham war in der vergangenen Nacht nicht nach Hause gekommen und sie hoffte inständig, er würde in dem Bett bleiben, in dem er gelandet war, und ihnen den schönen Tag nicht verderben. Er kam oft vom Basketball mit ein oder zwei Kumpels im Schlepptau nach Hause, fraß ohne zu fragen den Kühlschrank leer (Einkäufe, die sie gemacht und bezahlt hatte) und wechselte, selbst wenn sie gerade einen Film guckten, zum ESPN-Sportkanal. Es war nicht ihre Wohnung, Maggie konnte sich also nicht beschweren. Und wenn es um seine Freunde ging, war Gabe passiv und ließ alles durchgehen. Er sagte nie ein Wort.
Einmal hatten Gabe und sie ein schickes Abendessen mit Freunden geplant, und Maggie hatte sich ganz besondere Mühe gegeben: Den großen Wohnzimmertisch bedeckte ein leinenes Tischtuch und es gab Brathähnchen, Erdbeertorte und Champagner, den sie sich eigentlich gar nicht leisten konnten. Cunningham sollte an jenem Wochenende in Chicago sein, aber er hatte seine Pläne kurzfristig umgeworfen. Nach dem ersten Gang schlug er zuhause in seinen verschwitzten Trainingsklamotten auf und ließ sich, einen halben Meter von den Gästen entfernt, auf die Couch fallen.
»Möchtest du mit uns essen?«, hatte sie ihn widerstrebend gefragt.
»Warum nicht«, kam als Antwort.
Nicht etwa Ja, bitte oder Nein, danke , sondern nur Warum nicht .
Er setzte sich nicht zu ihnen an den Tisch, sondern aß mit dem Teller auf dem Schoß auf dem Sofa. Er goss sich den Veuve Cliquot in eine Kaffeetasse und schaltete einen Sportsender ein. Immerhin ohne Ton, weil sie Musik hörten. Maggie war stinksauer und warf Gabe einen flehenden Blick zu.
Der war betrunken, hatte feuchte Augen und lachte nur.
Sie konnte
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