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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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lassen, so kühl sie auch manchmal wirkte: Wie man Leute einkauft, wußte sie, selbst hier, in einer wildfremden Gegend. Sie hat es einfach im Blut – wie ich.
    Theo lächelte versonnen, während er den Gorgonzola auf das frische Brot legte. Für die Branche ist sie wie geschaffen. Doch was sagt sie da gerade?
    »Eine Katastrophe?«
    »Was denn?«
    »Alles. Wie das Geld wegläuft. Wie Butter an der Sonne. Das geht schief.«
    »Hör mal zu, Christa, ich erzähle dir was: Ich kannte mal einen alten Zuluhäuptling. Damals steckte ich auch ziemlich in Schwierigkeiten. Und weißt du, was der sagte? ›Bwana‹, sagte er, ›im Leben eines Menschen gibt es nur zwei gefährliche Dinge. Das eine heißt Angst, das andere Krankheit. Aber die gefährlichste Krankheit heißt wiederum Angst und steckt im Kopf …‹«
    »Ich bin kein Zuluhäuptling, verdammt noch mal!«
    Sie schob den Teller weg, zerrte statt dessen dieses schwarze Plastik-Teufelsding von Taschenrechner aus der Tasche und begann wild darauf herumzutippen.
    »So – da!«
    Theo sah, was ihm am unangenehmsten war: Zahlen. Und dazu die mit einem endlosen Schwanz von Nullen. Lire natürlich.
    »Und?«
    »Und, und, und! Willst du wirklich raten? Dann sag' ich's dir besser gleich: Das hier ist ziemlich exakt die Situation. Das ist nämlich das, was wir in den letzten Wochen an Material und Löhnen ausgegeben haben. Unsere persönlichen Spesen sind noch gar nicht eingerechnet und auch nicht die Matratzenbestellung, die Reparatur der Pool-Anlage. Von der Küche und dem ganzen Mist, der dort noch verlegt werden soll, will ich gar nicht erst anfangen.«
    »Wieviel ist das denn? Ich meine in Mark?«
    »Kriegst du sofort. So, hier: Vierzigtausendachthundertvierundsiebzigfünfzig.«
    Theo las es und schluckte.
    Die Zahl war furchteinflößend.
    Dabei hatte er doch ein Stück dieses hervorragenden Selbstgeräucherten aus dem ›Borgo di Mirtillo‹ vor sich … Doch vor den unerbittlich grün leuchtenden Christa-Augen gab es keine Flucht.
    »Das heißt, dann hätten wir ja …«
    »Wir hätten nicht – wir haben! Schulden nämlich. Wir stecken in den Miesen, was heißt Miesen – in der Scheiße!« Sie setzte es wie mit einem Hammerschlag hinzu. Und schließlich sagte sie: »Hol deinen Zulu. Wir können ihn brauchen. Wenn ich am Wochenende die Löhne zahle, bleibt nichts mehr.«
    Theo kaute, schmeckte aber nichts.
    »Auch kein Gorgonzola«, bemerkte sie gnadenlos, »und schon gar nicht Salami oder so etwas. Dann«, schloß sie unbarmherzig, »dann können wir uns an die Autobahn stellen und winken.«
    »Wieso?«
    »Fürs Benzin reicht's dann auch nicht mehr. Und du, du mußt auch ausgerechnet noch 'nen Volvo fahren!«
    Und im Park hüpften die Vögel von Ast zu Ast, über den Zypressen zogen Möwen ihre Kreise, blau und hoch war der Himmel, und der See glitzerte so friedlich vor sich hin.
    Theo trank mit Bedacht den Kaffee aus: Sich nicht verrückt machen lassen! Panik ist das Schlimmste. Der alte Zulu hat doch recht gehabt: Angst macht die Menschen blind und hindert sie somit, sich aus schwierigen Lagen zu befreien. Und in wie vielen hatte er schon gesteckt …
    Gemächlich lehnte er sich in dem würdevollen Korbsessel zurück, ein vornehmes Stück mit schönen Rattan-Ornamenten, fünfzig Jahre hatte es mindestens auf dem Buckel und war doch so widerstandsfähig, daß es die Zeiten überstand. Vielleicht hatte es schon Carusos Gewicht ertragen, der sollte ja ziemlich dick gewesen sein.
    »Immer mit der Ruhe, Kleines. Ich sehe keinen Grund, den Kopf zu verlieren, nein, wirklich nicht.«
    »Ach nein?« höhnte sie. »Sollen wir vielleicht …«
    »Wir sollen gar nichts. Nichts als die Situation mit Nüchternheit betrachten. Und außerdem kommt nachher auch Michele …«
    »Der hat noch gefehlt.«
    »Haargenau, das ist es. Wir können ihn jetzt wirklich brauchen. Gestern hat er mir ein Angebot gemacht: Die D'Alessios, also diese Tante da …«
    »Tia Fiorella.«
    »Richtig. Sie würde selbst mit einsteigen, hat er gesagt, wenn wir das wünschen. Und die Dame scheint ziemlich vermögend zu sein.«
    »Wenn wir das wünschen? Und du tust das?« Zornig schmiß sie den Taschenrechner in ihre Umhängetasche. »Ist das dein Ernst? Ist dir klar, was das bedeutet? Eine Falle ist das, Papi. Man braucht sie nur aufzumachen, und du plumpst schon rein. Michele mit den hübschen blauen Augen, nicht wahr? ›Beteiligt sich‹, was heißt das? Das heißt, daß sie dich ausbooten

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