Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)
gegenseitiger Absprache verließen sie den Freeway und begannen, über Nebenstraßen zu fahren. Es spielte sich so ein, dass sie die meiste Zeit schwiegen und sich nur gelegentlich unterhielten. Am frühen Abend überquerten sie die Grenze nach Idaho.
„Skifahren und Kartoffeln“, bemerkte Blanche. „Das ist alles, was mir bei Idaho einfällt.“ Fröstelnd kurbelte sie ihr Fenster hoch. Der Sommer kam im Norden langsamer, besonders wenn die Sonne tief stand. Durch die Scheibe blickte sie in das dunkler werdende Zwielicht hinaus.
Hunderte von Schafen, die wie auf viele Meilen verteilte graue oder weiße Wollbündel aussahen, grasten träge auf dem harten Gras neben der Straße.
Blanche war eine Frau der Stadt, der Freeways und Bürogebäude. Es mochte Sidney überraschen, dass sie noch nie so weit nördlich gewesen war, auch nicht so weit östlich, ausgenommen per Flugzeug.
Die Unmengen ruhiger Schafe faszinierten sie. Sie griff gerade nach ihrer Kamera, als Sidney fluchte und in die Bremsen stieg. Blanche landete mit einem Aufschrei auf dem Fußboden.
„Was sollte das denn?“
Er sah mit einem Blick, dass sie nicht verletzt war, nicht einmal verärgert, sondern einfach neugierig. Er dachte nicht daran, sich zu entschuldigen. „Verdammte Schafe auf der Straße.“
Blanche zog sich hoch und spähte durch die Windschutzscheibe. Drei Schafe standen unbekümmert quer über die Straße aufgereiht. Eines von ihnen drehte den Kopf, blickte zu dem Campingbus hoch und sah wieder weg.
„Sie sehen aus, als würden sie auf einen Bus warten“, fand sie und packte Sidney am Handgelenk, bevor er auf die Hupe drücken konnte. „Nein, warten Sie. Ich habe noch nie eines angefasst.“
Bevor Sidney etwas dazu sagen konnte, war sie aus dem Campingbus ausgestiegen und ging auf die Schafe zu. Eines scheute ein paar Zentimeter zurück, als sie sich ihm näherte, aber im Großen und Ganzen kümmerten sich die Tiere überhaupt nicht um sie. Sidneys Ärger schwand, als Blanche sich vorbeugte und eines berührte. Er dachte, dass eine andere Frau so angetan blicken würde, wenn sie einen Zobel bei einem Pelzhändler streichelte. Erfreut, zögernd und seltsam erotisch. Und das Licht war gut. Er nahm seine Kamera und wählte einen Filter. „Wie fühlen sie sich an?“
„Weich – nicht so weich, wie ich dachte. Lebendig. Gar nicht wie ein Schafwollmantel.“ Noch immer vorgebeugt, eine Hand auf dem Schaf, blickte Blanche hoch. Es überraschte sie, in eine Kamera zu sehen. „Wofür soll das stehen?“
„Entdeckung.“ Er hatte schon zwei Aufnahmen gemacht, wollte jedoch noch mehr. „Entdeckung hat viel mit Sommer zu tun. Wie riechen die Tiere?“
Fasziniert beugte Blanche sich tiefer über das Schaf. Sidney hielt sie fest, als ihr Gesicht fast in der Wolle vergraben war.„Nach Schaf“, rief sie lachend und richtete sich auf. „Wollen Sie mit dem Schaf spielen, und ich fotografiere Sie?“
„Vielleicht das nächste Mal.“
Sie sah aus, als gehörte sie dorthin, auf diese endlose verlassene Straße, inmitten menschenleeren Landes, und es verwirrte ihn. Er hatte gedacht, sie passe mitten nach L. A., ins Zentrum des Glanzes und der Illusionen.
„Stimmt etwas nicht?“ Sie wusste, dass er an sie dachte, nur an sie, wenn er sie so ansah. Sie wünschte, sie könnte es einen Schritt weiterführen, und war dennoch seltsam erleichtert, dass sie es nicht konnte.
„Sie passen sich gut an.“
Ihr Lächeln kam zögernd. „So ist es einfacher. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich keine Komplikationen mag.“
Er wandte sich wieder dem Campingbus zu und fand, dass er zu viel an sie dachte. „Wollen mal sehen, ob wir diese Schafe dazu bringen, sich zu bewegen.“
„Aber, Sidney, Sie können die Tiere nicht einfach am Straßenrand zurücklassen.“ Sie lief zu dem Wagen zurück. „Sie werden sofort wieder auf die Fahrbahn trotten, wo sie überfahren werden können.“
Er warf ihr einen Blick zu, der klar ausdrückte, wie wenig ihn das interessierte. „Was erwarten Sie denn von mir? Soll ich sie zusammentreiben?“
„Das Mindeste, was wir tun können, ist, sie wieder über den Zaun zu bringen.“ Als hätte er bereits aus vollem Herzen zugestimmt, drehte Blanche sich um und ging zu den Schafen zurück. Er beobachtete sie dabei, wie sie sich bückte, eines hochhob und fast vornüber kippte. Die beiden anderen blökten und liefen davon.
„Schwerer, als sie aussehen“, brachte sie hervor und taumelte auf den Zaun entlang der
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