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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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dass eine Lüge dieser Größenordnung ihr die tödliche Kugel einbringen würde, doch stattdessen wurde das Grinsen des Mannes nur noch breiter. Er legte den Arm um ihre Schulter und zog sie aus dem Wagen. Bailey hätte sich beinahe übergeben. Sein Atem roch übel, und seine Fingernägel mussten ungefähr einen Zentimeter lang sein, so hatte es den Anschein. Der Schmutz von Jahren saß darunter.
    Sie wollte wieder in ihr Auto steigen und so schnell sie konnte von diesem abscheulichen Ort und diesem schmutzigen Menschen wegkommen.
    »Sie sind hübsch«, bemerkte Rodney und begann, Baileys Arm zu streicheln, während er sie gleichzeitig enger an sich zog. »Hey! Warten Sie mal. Sie sind doch nicht etwa hier, um uns das anzutun, was diese andere uns angetan hat, oder?«
    Das musste Bailey sich erst einmal zusammenreimen. »Oh, Sie meinen die Kongressabgeordnete Spangier.«
    »Kongress, ha!«, rief Rodney, dann spuckte er nur ein paar Zentimeter von Baileys Fuß entfernt auf den Boden.
    »Nein, das bin ich nicht«, gab sie zur Antwort.
    Wieder grinste er und ließ dabei Zähne zum Vorschein kommen, die seit Jahren schon keine Zahnbürste mehr gesehen hatten. »Dann kommen Sie rein; ich werde Ihnen was von dieser alten Hexe zeigen und Ihnen erzählen, was sie gemacht hat.«
    Sie waren inzwischen am Fuß der Treppe zur Veranda angekommen. Das Haus war schmutziger als alles, was Bailey je in ihrem Leben gesehen hatte. Wie konnten Menschen nur so leben?
    Rodney packte sie fester, als sie die Stufen hochstiegen, und Bailey spürte, wie ihr Körper sich von Minute zu Minute mehr versteifte. »Achtung jetzt, passen Sie auf diese Stufe auf. Sie ist ein bisschen eingebrochen. Ich wollt sie schon länger mal reparieren, aber in letzter Zeit war ich ganz schön beschäftigt.«
    Bailey blickte auf das verfaulte Brett, das dort vermutlich schon seit den Dreißigerjahren lag. Es gelang ihr so gerade darüberzusteigen. Als sie beinahe das Gleichgewicht verlor, nutzte Rodney die Gelegenheit, um mit den Fingerspitzen über ihre Brust zu streichen. Bailey glaubte, sich übergeben zu müssen.
    Im Innern der Hütte sah es noch schlimmer aus als draußen. Sie betraten einen Raum, der möbliert war mit schmutzigen, zerbrochenen Stühlen und einem Sofa, dem die Hälfte seiner Füße fehlten, wodurch es auf der einen Seite etwa zehn Zentimeter höher war als auf der anderen. »Nehmen Sie Platz«, forderte Rodney sie mit anzüglicher Stimme auf. Er wies auf das erhöhte Ende des Sofas. Wenn sie sich da hinsetzte, würde sie auf die abgesenkte Seite hinunterrutschen, wo er vermutlich zu sitzen beabsichtigte.
    »Ich ... eh ...« Sie sah sich um. An einer Seite stand ein kleiner Holzstuhl. »Ich nehme besser den«, erklärte sie und platzierte ihn dem Sofa gegenüber. »Hab Rückenprobleme.«
    »Sie wissen doch, was die beste Medizin für einen schlimmen Rücken ist, oder?«, sagte Rodney und schob sein Gesicht nahe an das ihre. Sie musste sich gewaltig anstrengen, um nicht vor seinem üblen Atem zurückzuweichen. »Sie müssen sich mehr sportlich betätigen. Sie verstehen, was ich meine? Mehr von dem guten alten ...« Er formte Zeigefinger und Daumen der einen Hand zu einem Kreis und schob den Zeigefinger der anderen Hand hindurch.
    Ich hab was gut bei dir, Jimmy Manville, schoss es Bailey durch den Kopf, während sie Rodney ein schwaches Lächeln zuwarf, von dem sie hoffte, dass es nicht ihren Abscheu erkennen ließ.
    Rodney fuhr mit der Hand ihren Arm hinunter. Als er in die Nähe ihrer Brust kam, verdrehte sie die Schulter.
    Mit einem Lächeln sagte er. »Was Sie jetzt brauchen, ist ein kleiner Drink.«
    »Nein danke. Ich möchte nur ...»
    »Sie weisen meine Gastfreundschaft zurück?«, sagte er, und alle gute Laune war aus seinem Gesicht gewichen.
    »Nein, ich wollte nur —«
    »Na, dann ist’s ja gut. Wir nehmen einen kleinen Drink, dann können Sie und ich den restlichen Tag mit ... Reden zubringen.« Bei den letzten Worten zuckte er mit den Augenbrauen, als wisse er genau, dass sie den Rest des Tages eigentlich lieber etwas anderes mit ihm machen wollte.
    Bailey war sicher, dass sie kurz davor stand, ohnmächtig zu werden, und wenn dieser Mann nicht immer noch ein Gewehr in der Hand gehalten hätte, dann wäre sie gegangen.
    Jäh brüllte Rodney: »Weib! Komm her. Siehst du nicht, dass wir Besuch haben?«
    Aus dem Zimmer, in dem sie sich befanden, führten zwei Türen. Eine davon stand offen, die andere war geschlossen. Durch die

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