Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
ja. Er hat mich gesehen. Und dabei ist der arrogante Ausdruck des James Manville von seinem Gesicht gewichen. Er war plötzlich wieder der verängstigte kleine Junge. Aber ich hab den Finger an die Lippen gelegt und den Kopf geschüttelt, damit er wusste, ich würde nichts verraten. Und Luke hat mir zugelächelt. Ich hab Luke immer gern gehabt.«
    »Ich möchte alles über ihn wissen«, sagte Bailey.
    Doch Burgess lächelte. »Tut mir Leid. Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Ich weiß nur, dass Frank gleich nach dem Schulabschluss die Stadt verließ, ein paar Jahre wegblieb, und als er zurückkam, da hatte er ein Kind dabei. Einmal hab ich Kyle gefragt, warum wir das Kind nie zu Gesicht bekämen, und Kyle hat gesagt, er wäre missgebildet, deshalb hielt Frank ihn oben in den Bergen versteckt, damit sich keiner über ihn lustig machte. Es ging mich nichts an, also hab ich auch nie irgendwelche Fragen über ihn gestellt. Ich hab den Jungen erst gesehen, als er ein Teenager war. Er schlich sich immer aus den Bergen runter und besuchte ...« Burgess hielt einen Augenblick inne. »Eine Farm. Es gab da eine hübsche kleine Farm an der ...«
    »Owl Creek Road«, ergänzte Bailey. »Das alte Hanley-Anwesen.«
    »Ja! Das war’s. Haben Sie es gesehen?«
    »Ja«, antwortete Bailey leise. »Es ist wunderschön. Im Garten steht ein alter Maulbeerbaum, der ...« Sie brach ab; die Maschinen hatten wieder angefangen, Warnsignale abzugeben. »Es tut mir Leid. Ich habe Sie aufgeregt. Ich denke, wir sollten jetzt gehen.«
    »Nein, bitte gehen Sie nicht«, bat Burgess. »Es ist einsam hier und ich unterhalte mich gern mal. Manchmal sage ich tagelang kein Wort. Dabei war ich früher als guter Geschichtenerzähler bekannt.«
    Bailey sah Matt an und er lächelte.
    Einen Augenblick lang schwieg Burgess und blickte von einem zum anderen. »Vielleicht würden Sie ja gerne etwas über die Goldenen Sechs hören und darüber, was wirklich geschehen ist.«
    »Ja«, sagte Matt. »Wir würden gerne alles hören, was Sie uns berichten können.«
    Burgess schloss für einen Moment die Augen. »Jetzt, wo ich im Sterben liege, möchte ich endlich die Wahrheit loswerden.« Er schlug die Augen auf und sah Bailey an. »Es wurde alles von dieser Hexe T. L. Spangier ausgelöst. Wissen Sie das?«
    »Ich habe den größten Teil des Buches gelesen«, erwiderte Bailey leise. »Das heißt, so viel ich davon ertragen konnte. «
    Burgess schüttelte den Kopf. »Nein, nicht dieser Aspekt. Nicht, was in diesem Buch geschrieben stand. Sie hat versucht, das Grauen, das sie angerichtet hatte, zu rechtfertigen, aber sie wusste genau, was sie getan hatte. Wie ich höre, ist sie jetzt in Washington.« Burgess lächelte. »Politik. Verleumdungen und hinterhältige Tricks. Da gehört sie hin.« Er hielt einen Moment inne, um sich wieder zu beruhigen. »Es fing alles mit einer Wette an, einer Wette, die Roddy verlor und die das Leben von einer ganzen Menge Menschen veränderte. Wenn Sie das Buch gelesen haben, dann wissen Sie ja alles über diesen ganzen Klassenmist, auf dem sie herumgeritten hat. Etwas davon entsprach der Wahrheit. In Calburn waren wir Könige und in Wells Creek waren wir nichts.
    Aber was dieses hässliche Weib nicht in ihrem Buch erwähnt hat, war, dass sie hinter all dem Hass steckte, der sich in Wells Creek abgespielt hat. Sehen Sie, Roddy ... Lebt er noch?«
    »Ja«, antwortete Bailey. »Er lebt noch. Er ist niederträchtig und verrückt, aber er heiratet immer noch kleine Mädchen und produziert Babys.«
    Burgess lächelte. »Dann hat er sich kein bisschen verändert. Er war immer schon niederträchtig und verrückt, nur war er damals außerdem noch sehr schön, und nur wenige Menschen außerhalb Calburns konnten über diese Schönheit hinaussehen. Ihr Vater schon«, sagte er an Matt gewandt, der sich neben Bailey gesetzt hatte. »Kyle konnte Roddy nicht ausstehen, verabscheute ihn schlicht und einfach, und im Gegensatz zu dem, was geschrieben steht, hatte das nichts mit Roddys Elternhaus oder mit seinem gesellschaftlichen Status zu tun. Roddy war von Geburt an niederträchtig und er hat sich nie geändert.«
    »Und mein Vater mochte ihn nicht«, wiederholte Matt nachdenklich. »Aber ich dachte, die Goldenen Sechs wären ...«
    »Einer für alle und alle für einen gewesen?«, ergänzte Burgess und versuchte zu lachen, doch als die Maschinen erneut anfingen, Alarm zu schlagen, beruhigte er sich wieder und hielt den Arm hoch, der mit Nadeln

Weitere Kostenlose Bücher