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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Kopf. Sie lief den inzwischen breiter gewordenen Pfad zwischen Haus und Scheune hinunter. Dann stellte sie sich vor das Haus und sah zu, wie ein großer weißer, Laster in die Auffahrt einbog. Der Name einer Industriereinigungsfirma war darauf gedruckt, daneben war ein Mann mit einem Wischmopp in der Hand abgebildet.
    Die Fahrertür wurde aufgestoßen, und ein Mann in marineblauem Overall mit einem Klemmbrett in der Hand sprang heraus. »Sind Sie Bailey James?«, fragte er.
    Sie brauchte einen Moment, bis ihr wieder einfiel, dass das ja jetzt ihr Name war. »Ja«, antwortete sie und rieb sich die Augen. »Aber ich habe keine Putzkolonne bestellt.« Noch zwei Männer stiegen auf der anderen Seite aus dem Lastwagen.
    Der erste Mann blickte zum Haus hinüber. Die Tür lag noch immer der Länge nach im Eingang; die Scheiben mehrerer Fenster waren zerbrochen, und man konnte in die Räume voller verstaubter Spinnweben sehen. »Vielleicht haben Sie es sich ja so sehr gewünscht, dass Ihre gute Fee uns geschickt hat«, sagte der Mann.
    Solch schnodderige Bemerkungen war sie von Dienstboten nicht gewöhnt, daher starrte Bailey ihn ungläubig an. Dann entdeckte sie ein Augenzwinkern, etwas, das sie in letzter Zeit ziemlich oft bei Männern bemerkt hatte. Wie zuvor Phillip, zog dieser Mann sie auf. »Heißt das, Sie halten sich für einen Märchenprinzen?«, fragte sie mit todernstem Gesicht.
    Hätte sie so etwas vor einem Monat zu einem Mann gesagt, so hätte er, da war sie sich sicher, die Stirn gerunzelt und wäre weggegangen. Doch jetzt brachen die drei Männer in schallendes Gelächter aus. Der Mann, den sie angesprochen hatte, schien zu denken, dass Bailey sagen konnte, was sie wollte.
    »Was immer Sie brauchen, wir Wikinger erledigen es«, sagte er und hielt ihr sein Klemmbrett entgegen.
    »Auftrag erteilt von Phillip Waterman«, stand oben auf der Seite geschrieben. Guter Phillip, dachte Bailey, während sie ihre Unterschrift unten auf das Papier setzte. Er hatte ihr vielleicht kein Abendessen spendiert, aber er hatte eine Putzkolonne angefordert. Ein Teil von ihr zögerte und überlegte, ob sie sie wegschicken sollte und ihre Unabhängigkeit bekräftigen sollte, doch ein anderer Teil fand keinen großen Gefallen an der Aussicht, Wochen auf den Knien zuzubringen und zu schrubben.
    Sie unterschrieb und gab dem Mann sein Klemmbrett zurück.
    »He, Hank!«, rief einer der Männer von der Veranda aus. »Was machen wir mit dem Zeug hier?«
    Bailey trat hinter einem unbeschnittenen Schmetterlingsstrauch hervor, um nachzusehen, was die Männer meinten. An einer Seite der Haustür standen einige Schachteln und Tüten auf dem Boden. Im Fenster rechts von der aus den Angeln gebrochenen Tür steckten diverse Briefe.
    Der Fahrer drehte sich nach Bailey um.
    Hastig ging sie zu den Sachen hinüber und nahm sie genauer in Augenschein. In einer Schachtel steckte etwas, das aussah wie ein Thunfisch-Nudel-Auflauf in einer feuerfesten Form. »Willkommen«, war auf der beiliegenden Karte zu lesen und als Unterschrift »Patsy Longacre«. Dann waren da noch zwei Brathähnchen in Folie ohne eine Karte. Eine fettige Papiertüte enthielt etwa ein halbes Pfund Nägel. »Dachte mir, die kämen vielleicht gelegen«, hieß es auf einer weiteren Notiz, die jemand von einem linierten Schulheft abgerissen hatte. In der nächsten Tüte steckten vier Äpfel, jeder einzelne sorgfältig in Zeitungspapier gewickelt. Ein Literglas mit einem alten Zinkdeckel war mit Butter in Salzlake gefüllt, daneben lag ein selbst gebackenes Brot. Auf dem Etikett des Glases stand der Name »Iris Koffman«. Auf der Fensterbank lagen drei Sträuße aus Wildblumen, alle mit Bindfäden zusammengehalten. An der Wand lehnte eine alte, rostige Hacke. Die beiliegende, nicht unterschriebene Nachricht lautete: »Sie werden sie brauchen, und Gott weiß, mein Mann benutzt dieses Ding sowieso nie.«
    Im Fensterrahmen (der eine ein Zentimeter breite Lücke aufwies, sodass genügend Platz da war) steckten Visitenkarten und Prospekte. Eine Karte war von einem Versicherungsmakler auf der Hauptstraße in Calburn. Dann boten noch ein Brunnengräber und ein Immobilienmakler ihre Dienste an. »Wenn Sie verkaufen wollen, rufen Sie mich an«, hatte Letzterer geschrieben. Auch eine Karte von einem Mädchen für alles war dabei. Diese Karte küsste Bailey und steckte sie in die Tasche ihrer Jeans.
    »He! Sie hat Post gekriegt«, witzelte einer der Reinigungskräfte.
    Auf diese Neckerei fiel ihr

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