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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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möglicherweise mit ihrem Leben anfangen könnte.

6. KAPITEL
    Matthew Longacre parkte seinen Lieferwagen unter einem Baum und schaute auf die Uhr an seinem Armaturenbrett. Halb sieben. Er hatte es so lange wie möglich hinausgeschoben. Gestern Abend hatte Patsy ihn ohne Unterlass bedrängt, er müsse unbedingt die Witwe aufsuchen. »Sie ist hübsch, sie ist nett, sie ist jung. Was willst du mehr?«, hatte Patsy gesagt. Dabei hatte sie ihm ein dickes Stück von ihrem »Überraschungs«-Hackbraten auf den Teller fallen lassen. Das Überraschende war, dass ihn überhaupt jemand essen konnte.
    »Seid ihr beide , du und Janice hingegangen?«, fragte Rick seine Frau, während er sich über den Hackbraten, den Kartoffelbrei aus der Tüte und die grünen Bohnen hermachte, die so lange gekocht worden waren, dass sie nicht mehr viel Farbe hatten.
    »Ich war allein dort», antwortete Patsy mit erhobenem Kinn und trotzig zusammengekniffenem Mund, ein Ausdruck, den ihre Familie nur allzu gut kannte.
    »Oh, oh«, meldete sich einer ihrer strammen, einsachtzig großen, achtzehnjährigen Zwillinge zu Wort. »Gleich gibt’s einen Krach.«
    »Ich setze fünfzig auf Mum«, sagte John.
    »Fünfundzwanzig auf Dad«, hielt Joe dagegen.
    »Wenn ihr zwei noch was zum Nachtisch wollt, dann haltet die Klappe«, warnte Patsy. Dann sah sie wieder ihren Schwager an und tat so, als beachte sie ihre Söhne gar nicht.
    »Patsy«, sagte Rick, »was soll diese Frau denn von den Calburner Bürgern denken, wenn du und Janice zusammen hingeht und dann kein Wort miteinander wechselt?«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, erwiderte Patsy, die Augen immer noch auf Matt gerichtet, der unterdessen seinen Hackbraten mit der Gabel zu Brei verknetete. »Hier geht es im Übrigen gar nicht um mich. Mrs James benötigt einen Bauunternehmer und das bist du, Matt. Ich habe ihr gesagt, du würdest den Auftrag übernehmen.«
    Matt blickte nicht auf. Ihm war bewusst, dass seine Schwägerin ihn in der Hand hatte. Er wohnte in ihrem Haus, also war er ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und er wusste auch, dass sie ihn nur aus einem einzigen Grund bei »der Witwe« ins Spiel gebracht hatte: um sie zu verkuppeln - mit dem Hintergedanken, ihn aus dem Haus zu bekommen.
    »Matthew, ich rede mit dir«, sagte Patsy in demselben Tonfall, den sie auch bei den anderen drei Männern ihres Lebens anwandte. »Wirst du mir diesen einen winzigen Gefallen nun tun oder nicht?«
    »Was hast du ihr über mich erzählt?«, murmelte er und tat so, als habe er den Mund voll.
    »Dass sie keinen Sex mit dir machen soll«, schnauzte sie und veranlasste so alle vier Männer, mit dem Essen innezuhalten und sie anzustarren. Als sie sich ihrer Aufmerksamkeit sicher sein konnte, fuhr sie fort: »Wirst du oder wirst du nicht?«
    »Wo diese Aussicht nun schon vermasselt ist ...«, begann Joe, doch der Blick, den seine Mutter ihm zuwarf, brachte ihn zum Schweigen.
    »Ich werde hingehen, aber nicht heute Abend. Heu-te Abend muss ich ...» Es fiel ihm nichts Passendes ein.
    »Dir Buffy ansehen?«, schlug John vor. Beide Jungen weideten sich offensichtlich am Unbehagen ihres Onkels. In diesem Sommer arbeiteten sie für ihn auf dem Bau. Nach der Art zu urteilen, wie er sich zu Hause gab, glaubten sie, sie könnten eine ruhige Kugel schieben. Doch Onkel Matt zu Hause und Onkel Matt als Boss waren zwei grundverschiedene Menschen. Das hatten sie gleich am ersten Tag bemerkt, als sie gemächlich von einer zweistündigen Mittagspause zurückgeschlendert kamen.
    »Was will sie überhaupt mit dem alten Hanley-Anwesen anfangen?«, erkundigte sich Rick, womit er die Aufmerksamkeit seiner Frau gefangen nahm und seinem großen Bruder eine Verschnaufpause verschaffte.
    »Wie sie selbst sagte: Was bleibt ihr anderes übrig, als dort zu wohnen?«, gab Patsy zur Antwort, während sie zum Herd zurückging. »Ich glaube nicht, dass ihr Mann ihr viel Geld hinterlassen hat, auf keinen Fall genug, um davon leben zu können. Aber der Anwalt ihres Mannes scheint ihr eine ganze Menge gekauft zu haben. Will noch jemand etwas Hackbraten?«
    Alle außer Matt ließen sich einen Nachschlag geben.
    »Warum hat ihr Anwalt ihr denn überhaupt etwas gekauft?«, wollte Joe wissen. »Ist sie mit ihm fremdgegangen?«
    »Richard Longacre!«, ermahnte Patsy ihren Ehemann. »Du musst etwas wegen dieser beiden Jungs unternehmen. Es ist eine Schande, wie sie reden.«
    »Na, na, Pats«, beschwichtigte Rick und legte den Arm um die

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