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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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alles genau. Die intime Abgeschiedenheit des Ortes war deutlich zu spüren. Ihr war, als hörte sie Menschen leise miteinander sprechen, als röche sie den Rauch und spürte sogar die Wärme des Feuers.
    Lächelnd ging sie den Pfad zurück, aus dem Wald heraus und ins Sonnenlicht. Vor der Scheune drehte sie sich dann hemm und kehrte zum Haus zurück. In dem Augenblick, als ihr Blick, diesmal von vorne, auf das Haus fiel, verging ihr die gute Laune. Wie konnte ein so wunderschöner Garten nur zu einem so hässlichen Haus gehören? Es kam ihr in den Sinn, dass eine Person für das Haus zuständig gewesen sein musste und eine andere für den Garten. »Hoffentlich waren sie nicht verheiratet«, sagte sie laut, während sie die Vordertür öffnete. Zwei solche Gegensätze würden nie miteinander auskommen.
    Als sie einmal im Haus war, wollte sie nur schnell wieder hinaus. Doch sie musste sich klar werden, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte. Bei diesem Gedanken lachte sie laut auf. »Ich denke schon wie in einer Seifenoper«, bemerkte sie und ging dann in ihr Schlafzimmer, um ihre Handtasche zu holen. Alles der Reihe nach. Erst einmal musste sie Lebensmittel einkaufen. Dann konnte sie überlegen, was sie als Nächstes tun sollte. Wie Jimmy so oft gesagt hatte: »Ich weiß immer, wann Lil über etwas beunruhigt ist, denn dann steuert sie auf die nächste Küche zu.«
    Sie setzte sich hinter das Steuer des Wagens, den Phillip ihr gekauft hatte, und atmete tief durch. Sie war in ihrem Leben noch nicht viel Auto gefahren, die Tatsache, dass sie überhaupt wusste, wie es ging, war nur ein Beweis ihrer Hartnäckigkeit. Normalerweise hatte Jimmy ihr nie etwas abgeschlagen, doch über die Fahrstunden hatte er mit ihr gestritten. Am Anfang hatte sie Verständnis gehabt. Vielleicht war er ja in Sorge, sie könnte ihn verlassen, wenn sie einen Führerschein hatte. Doch als die Wochen vergingen und er einfach nicht nachgab, wurde sie wütend. Sie wusste, dass auch noch so großer Ärger in seinem Berufsleben ihn nicht berührte, doch sie wusste auch, dass er es aus tiefstem Herzen hasste, wenn zwischen ihnen beiden etwas nicht stimmte. Sie hatte ihm geradewegs in die Augen gesehen und gesagt: »Ich werde kein Wort mehr mit dir sprechen, bis du jemandem gestattest, mir Fahrstunden zu geben. Ich bin eine erwachsene Frau, James Manville. Du kannst mich nicht ewig wie ein Kind behandeln.» Es war eines der wenigen Male gewesen, bei denen Jimmy ihr böse gewesen war, und beinahe hätte sie klein beigegeben. Aber sie hatte durchgehalten.
    Er hatte ihre kalte Schulter nur zwei Tage ertragen, bevor er eine hässliche kleine Kröte von einem Mann eingestellt hatte, um ihr Fahrunterricht zu erteilen. Und an dem Tag, als sie ihren Führerschein ausgehändigt bekam, hatte Jimmy ihr die Schlüssel zu einem niedlichen, kleinen, gelben BMW gegeben. Dass sie nur etwa ein halbes Dutzend Mal mit ihm fuhr, schien keinem von ihnen beiden etwas auszumachen. Sie hatte die Kenntnisse erworben, die ihr wichtig waren, und das war das Entscheidende gewesen.
    Das war schon einige Jahre her. Jetzt fragte sich Bailey, ob sie überhaupt noch fahren konnte. Langsam und vorsichtig setzte sie das Auto rückwärts aus der Einfahrt auf die unbefestigte Straße vor ihrem Haus. Auf beiden Seiten der Straße standen nur Bäume, keine Häuser, nach etwa fünfhundert Metern stieß sie auf Asphalt. Sie wusste noch, dass sie mit
    Phillip von links gekommen war, also ging es rechts hemm zur Innenstadt von Calburn.
    Nach einem Augenblick des Zögerns bog sie nach links ab. Sie war noch nicht so weit, einen Fuß in die Stadt zu setzen. Wenn die Einwohner von Calburn nur annähernd so waren wie Patsy und Janice, standen Bailey hunderte persönlicher Fragen bevor, und dafür war sie noch nicht bereit. Erst einmal musste sie etwas in den Magen bekommen und danach über den nächsten Schritt nachdenken.
    Drei Stunden später bog Bailey wieder in die Einfahrt zu ihrem Haus ein. Das Auto war voll gepackt mit Lebensmitteln. Der Kofferraum war bis unters Dach gefüllt mit Plastiktüten, auf dem Boden vor dem Rücksitz standen Kisten mit frisch gepflückten Erdbeeren, die sie an einem Stand am Straßenrand gekauft hatte. Auf dem Sitz befanden sich Kartons mit großen Zuckertüten sowie riesige Essigflaschen. Vorne neben ihr waren auf Sitz und Boden weitere Plastiktüten mit Lebensmitteln abgestellt.
    Bailey hatte ein Lächeln auf den Lippen, denn ihr war eine Idee gekommen, was sie

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