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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Violet sagte nur: »Tschüss dann, und sag Bescheid, wie Katys Vorsingen gelaufen ist.«
    Gemächlich legte Violet den Hörer auf, dann lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück. Bailey war klar, dass diese Frau nur darauf wartete, von Bailey gefragt zu werden, was ihre Freundin gesagt hatte, doch sie hätte sich eher die Zunge abgebissen.
    »Das wird Ihnen nicht gefallen«, erklärte Violet schließlich.
    »Probieren Sie’s doch aus.«
    »Meine Freundin hat mir eine Geschichte erzählt, die ich noch nie zuvor gehört hatte. Aber, wie ich schon sagte, ich bin hier nicht aufgewachsen. Tatsächlich hat auch meine Freundin erst davon erfahren, als sie schon erwachsen war.« Violet zögerte. »Sie wissen nicht zufällig, wie man Hähnchen brät, oder?«
    Erpressung, dachte Bailey. Diese Frau erpresste sie als Gegenleistung für ihre Auskünfte. Bailey verzog das Gesicht, ging zu dem alten Kühlschrank hinüber - wie lange war es her, dass sie aufgehört hatten, die Ecken abzurunden? - und öffnete ihn. Das Tiefkühlfach war ein einziger Eisblock; die instabile Klap-pe war schon vor langer Zeit abgebrochen. Auf den Ablagen darunter standen ein halbes Dutzend Plastikbehälter mit undefinierbaren Essensresten darin. Der Gestank war überwältigend. Mit angehaltenem Atem fasste Bailey vorsichtig hinein, packte eine nasse Plastiktüte mit etwas darin, das vage nach Hühnchen aussah, und schloss die Tür hastig wieder. In der Tüte befand sich ein mehr schlecht als recht gerupftes Huhn, an dem noch Kopf und Füße hingen. Sie würde es nicht nur kochen, sondern auch noch die Federkiele entfernen und es zerschneiden müssen. »Sagen Sie mal, Violet», bemerkte sie ohne jede Feindseligkeit in der Stimme, »sind Sie nun der trägste Mensch auf der Welt oder gibt es noch andere Bewerber?»
    »Hab bisher noch keinen getroffen, der’s mit mir aufnehmen kann«, erwiderte Violet munter und holte sich einen weiteren Joint.
    Bailey durchstöberte die Vorratskammer, bis sie ein paar Kartoffeln fand, die nicht faul waren, sowie eine Dose Mehl. Es standen auch noch einige Behälter mit Essensresten dort. Die trug sie in die Küche und knallte sie vor Violet auf den Tisch. »Ich gehe davon aus, dass Sie sich nicht lange mit Kalorien aufhalten«, sagte sie, und Violet schnaubte verächtlich zur Antwort. »Also gut. Ein Mittagessen gegen Informationen. Was hat Ihre Freundin Ihnen über meine Farm erzählt?«
    »Ihre Großtante hat ihr die Geschichte erzählt, und die hat behauptet, keiner hätte alle Einzelheiten gekannt. Die Farm gehörte einer Frau, die niemand in der Stadt leiden konnte. Sie hatte zwei Kinder ...» Violet brach ab, als Bailey sie scharf ansah. »Nein, keins der Kinder hatte eine Hasenscharte, und auch sonst niemand, an den sich meine Freundin erinnern könnte. Außerdem glaube ich, die Ereignisse auf Ihrer Farm sind lange her, zu lange für die Daten, die
    Sie interessieren. Die Kinder haben also nichts mit dem Mann zu tun, nach dem Sie suchen.« Sie hielt für einen Augenblick inne und lächelte selbstgefällig bei dem Gedanken, wie viel sie sich aus dem wenigen, das Bailey ihr mitgeteilt hatte, zusammengereimt hatte.
    »Jedenfalls ist die Frau für eine Weile weggegangen, und als sie wiederkam, war sie mit einem Mann von außerhalb verheiratet. Meine Freundin meint, er hätte Guthrie geheißen oder so ähnlich. Ich hätte gern etwas mehr Pfeffer auf meinem Hühnchen«, fügte sie hinzu, als Bailey Salz und Pfeffer unter das Mehl für die Panade mischte.
    »Erzählen Sie weiter«, drängte Bailey und streute mehr Pfeffer auf das Huhn.
    »Meine Freundin - ihr Name ist übrigens Gladys -also, Gladys sagt, der Mann war ein Bär von einem Kerl und etwas einfältig. Sie sagt, als die Frau - Gladys konnte sich nicht an ihren Namen erinnern -die Farm kaufte, war sie schon heruntergewirtschaftet, und da sie einer Arbeit in der Stadt nachging, blieb es jahrelang so. Aber nach ihrer Heirat erweckte ihr Mann die Farm wieder zum Leben. Das wird Ihnen gefallen: Gladys sagt, ihre Tante hätte ihr erzählt, dass der Mann Marmelade und Eingepökeltes gemacht hat. Sie sagt, der Tante-Emma-Laden in Calburn hätte die Sachen verkauft.«
    Für einen Moment zog Violet an ihrem Joint und sah Bailey zu, wie sie das Hühnchen in heißem Fett anbriet und dann Kartoffelscheiben zum Braten in eine zweite, gusseiserne Pfanne gab.
    »Und was ist der Teil, der mir nicht gefallen wird?«, wollte Bailey wissen.
    »Gladys konnte sich nicht an alle

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