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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wieder ins Reine zu bringen. Doch dieser Gedanke überlebte nur etwa dreißig Sekunden.
    An diesem Abend servierte Bailey Matt gegrillte Shrimps mit gedünstetem Gemüse zum Abendbrot. Es war ein schnelles Essen. Sie hatte nicht die Zeit gehabt, etwas Aufwändigeres zu kochen. »Wenn Patsy irgendwohin geht und möchte, dass Janice mitkommt, wie fragt sie sie dann?«
    »Schriftlich«, antwortete Matt und biss in einen Shrimp.
    »Schriftlich?«, wiederholte Bailey und klang dabei, als hätte sie noch nie von dieser Methode gehört.
    »Sie sprechen zwar nicht miteinander, aber sie schreiben sich. Natürlich adressieren sie die Briefe nicht aneinander, aber Patsy benutzt grünes Papier und Janice blaues, sodass jeder weiß, an wen der Brief gerichtet ist. Eigentlich hat die ganze Sache ja damit angefangen, dass ...»
    Bailey hob die Hand, um ihn am Weitersprechen zu hindern. »Erzähl mir lieber nicht, warum sie kein Wort mehr wechseln. Ich muss nur wissen, wie man sie jetzt miteinander in Kontakt bringt.«
    »Ach ja?«, sagte Matt. »Wo wir gerade beim Thema sind: Über was habt ihr drei eigentlich gestern so ernsthaft geredet?«
    »Über Essen«, erwiderte Bailey hastig.
    »Patsy hat über Essen geredet«, wunderte er sich. Dann sah er zu, wie Bailey ihr Gesicht abwandte, damit ihm nicht auffiel, wie rot es wurde.
    »Ja«, bestätigte sie noch einmal mit dem Rücken zu ihm.
    »Ich verstehe.«
    Bailey drehte sich wieder zu ihm um. »Briefe dauern zu lange. Meinst du, sie würden über E-Mail korrespondieren? Wie steht’s mit Faxgeräten?«
    Matt sah sie eindringlich an. »Was hast du vor?«
    Es lag ihr auf der Zunge zu sagen, dass ihn das nichts anginge, doch stattdessen lächelte sie. »Wir planen eine Überraschungsparty für Ricks Geburtstag«, sagte sie. »Und Patsy möchte, dass ich ihm ein richtig tolles Essen koche. Ich glaube, sie hat vor, ungefähr hundert Leute einzuladen.« Einen Augenblick lang stand sie da und blinzelte ihn mit angehaltenem Atem an. Würde er das schlucken? Wann genau hatte Rick überhaupt Geburtstag?
    Matt sah sie erstaunt an und nahm noch einen Shrimp auf die Gabel. »Dann mach besser mal etwas Dampf. Sein Geburtstag ist doch schon in drei Wochen. Sag Bescheid, wenn ich irgendwie helfen kann.«
    Bailey sagte nichts mehr, sie ging nach draußen, um sich abzukühlen. Sie war noch nie eine gute Lügnerin gewesen und furchtbar schlecht darin, etwas im Verborgenen zu tun. »Was du denkst, steht dir deutlich ins Gesicht geschrieben«, hatte Jimmy mehr als einmal zu ihr gesagt. Doch jetzt lächelte Bailey. Gerade hatte sie eine faustdicke Lüge erzählt, doch der Himmel war nicht über ihr eingestürzt und, was noch wichtiger war, Matt hatte ihr anscheinend geglaubt. Sie sah zu dem Maulbeerbaum auf und grinste. Sie hatte soeben den ersten Schritt auf dem Weg getan, der sie zu einer verschlagenen, hinterhältigen Intrigantin machen würde - und bei Gott, es fühlte sich gut an!
    Obwohl Bailey ohne größere Probleme mit Matt fertig geworden war, versetzte sie ihrem jungen Unternehmen beinahe den Todesstoß, noch bevor es überhaupt angefangen hatte, als sie Janice beleidigte. Es geschah beim ersten Treffen, bei dem sie ganz für sich waren und das in Patsys Nähzimmer stattfand. »Hier wird uns kein Mann stören«, erklärte Patsy. »Nicht nach dem, was ich Rick angetan habe.«
    »Also schön«, sagte Bailey, »ich schlucke den Köder. Was hast du denn deinem Mann angetan?«
    »Ich habe rosafarbene Hasen auf seine gesamte Unterwäsche genäht. Er hat es nicht bemerkt, bis er in der Tankstelle seine Kleider gewechselt hat, und ein paar von den Jungs haben ihn dabei beobachtet. Ich glaube, sie haben ihn ganz schön aufgezogen.«
    »Wär er sauer?«, fragte Bailey.
    »Und ob. Aber ich habe geweint und ihm gesagt, mir wäre ein Fehler unterlaufen, weil ich beim Nä-hen dauernd gestört wurde. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Dann habe ich ihm das neue Muster gezeigt, das ich versehentlich auf eins von seinen teuren, neuen Hemden genäht hatte.« Patsy hielt ein Jeanshemd hoch. Quer über die Tasche war eine Ente mit vier kleinen Küken appliziert. Patsy legte das Hemd wieder hin. »Egal, was sie aus diesem Zimmer dringen hören, und egal, wie viel Zeit wir hier verbringen, weder meine Söhne noch mein Mann werden uns belästigen.«
    Bailey sah Patsy bewundernd an. Ihre Methoden waren grausam bis hin zur Unmenschlichkeit, aber sie funktionierten.
    Dann war es allerdings Bailey, die das Problem

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