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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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eigentlich meinte, dass sie sich aus ihren Tagträumen befreite und genauer hinhörte. »So tun, als wären wir Starköche?«, wiederholte sie. »Was soll das heißen?«
    »All diese Köche im Fernsehen wollen uns weismachen, es wäre ganz einfach, tolle Gerichte zu kre-ieren. Man braucht nur ein wenig von diesem und ein wenig von jenem hinzuzufügen, und hat schon ein wundervolles Essen. Was sie uns nicht sagen ist, dass man zuerst mal darüber nachdenken muss, was man kochen möchte, dann muss man in den Supermarkt gehen und den ganzen Kram einkaufen, und dann muss man es auch noch zubereiten. Mein Gehirn funktioniert so nicht. Und ich hab auch nicht die Zeit, das zu machen! Ich kaufe ein Hühnchen, schmeiß es in den Ofen, koche Gemüse ab und schütte eine Fertigsauce darüber. Und ich kann Wasser zu so einem fertigen Kartoffelbrei geben, und am Ende habe ich dann eine ganz passable Mahlzeit. Wenn Besuch kommt, möchte ich mir gern etwas mehr Mühe geben, aber ich weiß nicht, was ich auftischen soll. Du weißt schon, Horsd’oeuvre und einen anderen Nachtisch als Eis.«
    Bailey stand da und blinzelte sie an. »Vorher und nachher«, wiederholte sie leise, und in ihrem Kopf schien sich alles zu drehen. Eingelegte Champignons auf einer Servierplatte. Klein geschnittene Oliven auf runden Toastscheiben serviert. Gekaufter Früchtekuchen und darüber in Brandy eingelegte Kirschen.
    »Vorher und nachher«, sagte sie noch einmal und lächelte. Dann wurde ihr Lächeln breiter. Schließlich warf sie die Arme um Patsy und drückte sie an sich.
    »Was ist denn hier los?«, rief Scott über den Hof hinweg. »Kann da jeder mitmachen?«
    »Frauensache«, brüllte Patsy in seine Richtung, dann senkte sie die Stimme. »Willst du mir nicht sagen, was dir im Kopf herumschwebt?«
    »Streng geheim«, sagte Bailey. »Du hast mich gerade auf die Idee für mein neues Geschäft gebracht. Machst du mit oder nicht?«
    »Ja«, erwiderte Patsy wie aus der Pistole geschossen.
    »Dann sag niemandem ein Wort, besonders nicht den Männern«, mahnte Bailey rasch, als sie Matt näher kommen sah.
    Zehn Minuten später sagte Janice leise zu Bailey: »Was hast du vor?«
    »Ich werde ein Geschäft aufziehen und das ganz im Stillen. Ich verrate keinem Mann, was ich vorhabe, aus Angst, dass er es mir irgendwie wieder ausredet. Bist du dabei oder willst du noch zehn Jahre in den Steuererklärungen deines Mannes zurückblättern?«
    Einen Augenblick lang dachte Bailey, sie sei zu weit gegangen und Janice würde ihr gleich ihren Drink ins Gesicht schütten. Doch als Janice anfing zu sprechen, war ihre Stimme so leise, dass Bailey sie kaum verstehen konnte.
    »Ich habe ein Konto entdeckt«, berichtete Janice, den Blick auf ihren Mann gerichtet, der gerade über etwas lachte, das Rick gesagt hatte. »Er weiß nicht, dass ich’s gefunden habe, und auch nicht, dass ich weiß, wofür es ist - oder sollte ich besser sagen: für wen es ist? Aber ich habe die Zinsen bereits abgezweigt und werde bald damit anfangen, auch das Kapital abzuzweigen. Bis er davon erfährt, habe ich genug zusammen, um ihn zu verlassen.«
    Bailey stockte der Atem. Zwar hatte sie Janices Mann nie leiden können und auch oft gedacht, dass es ihr überhaupt nicht gefallen würde, wenn ihre Schwiegermutter ihre Kinder beaufsichtigte, so wie es bei Janice der Fall war. Doch hatte Bailey nie irgendein Anzeichen dafür entdeckt, dass Janice da rauswollte. »Ich kann nicht garantieren, dass wir Gewinn machen werden«, sagte sie. »Es könnte sein, dass wir unseren letzten Cent verlieren.«
    »Seinen letzten Cent«, berichtigte Janice. »Wir könnten seinen letzten Cent verlieren.« Daraufhin drehte sie sich um und ging weg. Allerdings erschien es Bailey, als wären Janices Schultern jetzt straffer und als trüge sie ihren Kopf ein wenig höher.
    Bis zum folgenden Tag hatte Bailey sich ausgerechnet, dass das Gebot der Stunde darin bestand, Janice und Patsy dazu zu bringen zusammenzuarbeiten. Am Anfang versuchte sie es mit Vernunft. »Wir können nicht gemeinsam eine Firma gründen, wenn zwei der Partner nicht miteinander reden«, sagte sie, nachdem sie sich ihr Mittagessen bestellt hatten. Beide Frauen sahen sie mit versteinerten Gesichtern an. Es war überdeutlich, dass sie nicht die Absicht hatten, in diesem Punkt nachzugeben.
    Bailey dachte daran, den Therapeuten zu spielen und zu fragen, was denn die Ursache dafür war, dass sie nicht miteinander sprachen, um dann zu versuchen, die Sache

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