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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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hatte ihre Notlüge durchschaut und sie laut beschimpft. Gut, er hatte auch einhundert Dollar für Konzertkarten verschwendet. Hatte er ihr damals gedroht, es ihr eines Tages heimzuzahlen? Sich irgendwie an ihr zu rächen? Das war doch lächerlich. Der Vorfall lag schon so lange zurück.
    Da kam Mike Sylver schon eher in Verdacht. Er war mehrere Male unerwartet und uneingeladen aufgekreuzt. Nicht, dass es ihr etwas ausgemacht hätte, denn er war seit der Grundschule ein guter Kumpel, der sie immer respektvoll behandelt hatte. Doch einmal hatte sie mitbekommen, wie er die Beherrschung verlieren konnte. Außerdem hatte sie davon gehört, dass er nach der Schule in einige Auseinandersetzungen verwickelt gewesen war.
    Mein Gott, dachte sie plötzlich. Vielleicht war Mike es gewesen, der ihr diese formelle Einladung zum Schulabschlussball geschickt hatte! Sie hatte damals eine teure geprägte Einladung auf echtem Büttenpapier erhalten, in der jemand fragte, ob er sie begleiten dürfe. Sie hatte das Ganze ignoriert, weil erstens weder Name noch Adresse des Absenders darauf standen und sie zweitens bereits einen Begleiter für den Ball hatte. Aber Mike schrieb ihr tatsächlich auch immer seltsame Sprüche ins Jahrbuch. Passte das hier also auf Mike?
    Jetzt, wo sie so darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass er die ganze Schulzeit über in sie verknallt gewesen sein musste. Und wenn man weiter darüber nachdachte, gab es tausend Kleinigkeiten, die darauf hindeuteten. War er es etwa auch gewesen, der ihr früher einmal die Rosen geschickt hatte? Während sie eine Erinnerung nach der anderen analysierte, wuchs in ihr die Gewissheit, dass es Mike sein musste.
    Er hatte ganz offensichtlich den Verstand verloren.
    Und jetzt war er hinter ihr her.

Als Eddie die Nachricht erhielt, sich bei seinem Vertrauenslehrer zu melden, war er irritiert. Bei dem bisher einzigen Termin mit Mr. Blanchard war es um die Abschlussnoten gegangen, das konnte jetzt nicht der Grund sein. Mr. Blanchard wollte mit ihm doch sicherlich nicht übers College reden, oder doch? Dann fiel es ihm auf einen Schlag ein: die Testergebnisse. Er hatte letztes Frühjahr den American College Test absolviert, und seither wurden viele Kinder aus dem Unterricht gerufen. Wenn sie zurückkamen, flüsterten sie ihren Freunden Zahlen zu. Er hatte mitbekommen, wie Jenny McAllister mit ihren fünfundzwanzig Punkten geprahlt hatte. Und alle wussten, dass Han Kim ganze vierunddreißig eingefahren hatte.
    Mr. Blanchard begrüßte ihn freundlich und deutete auf einen Stuhl.
    »Guten Morgen, Eddie. Wie läuft’s denn so?«
    »Mmkay.«
    »Das freut mich zu hören. Ich habe hier deine Ergebnisse des ACT . Was glaubst du, wie du abgeschnitten hast?«
    »Weiß nicht.«
    »Also, für die meisten Schulen brauchst du mindestens achtzehn Punkte. Du hast zwanzig. Na, wie klingt das?« Er lächelte Eddie an, der auf seine Schuhe starrte.
    »Gut, denke ich.«
    »Wo möchtest du denn hin? Du musst dich mit den Bewerbungen jetzt ranhalten. Hast du schon mit deinen Elt… mit deiner Mutter darüber gesprochen?«
    »Nein.« Eddie log und starrte weiterhin auf seine Füße. Er hatte das mit seiner Mutter sehr wohl besprochen. Oder besser: Sie hatte davon geredet, ihn auf ihr ehemaliges College zu schicken. Sie wollte wieder heiraten, aber damit warten, bis er aus dem Haus wäre. Es war genug Geld da, sodass er überallhin konnte, sagte sie, wegen der finanziellen Vorteile aufgrund des Todes seines Vaters. Sie hatte klug investiert und würde wohl in Kürze Millionärin sein, wie sie zu prahlen pflegte.
    Mr. Blanchard schwadronierte von Stipendien und finanzieller Unterstützung. Unvermittelt stand Eddie auf und ging zur Tür.
    »Danke«, murmelte er.
    »Einen Augenblick noch, mein Junge, setz dich noch mal. Ich habe da noch etwas anderes mit dir zu besprechen.« Mr. Blanchard kramte in seinen Papieren.
    Eddie kehrte zu dem Stuhl zurück und starrte jetzt auf seine Knie.
    »Als Erstes gehört das hier dir«, sagte Mr. Blanchard, während er ihm die Ergebnisse des ACT reichte. »Nimm sie mit nach Hause und zeig sie deiner Mutter. Jetzt zu dem anderen Thema. Eine deiner Lehrerinnen macht sich Sorgen um dich. Hast du irgendwelchen Kummer?«
    »Wer?« Eddie ging im Kopf seinen Stundenplan von der ersten bis zur letzten Stunde durch und überflog all seine Nicht-Beziehungen zu jeder Lehrkraft.
    »Also, darum geht es hier gar nicht. Sie befürchtet nur, dass einige der Dinge, von denen du geschrieben

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